Liste zu den mathematischen Grundideen

von Anja Kintscher und Elisabeth Nawroth

Wenn Sie den Beitrag Grundideen der Mathematik gelesen haben, kann Ihnen diese Liste helfen, zu erkennen, wo sich die mathematischen Grundideen im Kindergartenalltag finden und gestalten lassen.

An Hinweisen auf weitere Ideen sind wir interessiert und erweitern den Beitrag dann gern.

1. Symmetrie

Ziel ist hier das Entdecken von Mustern und das Erkennen von Klapp- und Drehsymmetrien.

Praxisangebote:

  • Spiegelbilder selbst erstellen
  • Spiegeln mit dem Spiegelbuch (siehe: Interessante Spiele)
  • Klatschbilder anfertigen
  • Klappherzchen schneiden, Girlanden basteln
  • Faltpapierarbeiten: Deckchen schneiden, Flieger falten
  • Bewegungsspiele: Hampelmann, Partnerspiegelungen u.a.
  • Bauteppich: Formen symmetrisch weiterführen
  • Fragen und Gespräche: Was machen wir im Tagesablauf, was machen/ erleben wir monatlich, was jährlich?

2. Zahlenbegriff

Ziel hierbei ist es, die Zahl erfahrbar zu machen, sie zu entdecken und ihre Bedeutung zu vermitteln.

Praxisangebote:

  • Zahlen formen: aus Knete, Salzteig, Ton, Pfeifenputzern …
  • Zahlen fühlen, ertasten
  • Zahlenpuzzle spielen und/oder selbst herstellen
  • Zahlenmemory spielen und/oder selbst herstellen
  • Tischspiele anbieten: zum Beispiel Elfer-Raus, Rucki-Zucki, Halli-Galli, Zahlendomino
  • Würfelspiele anbieten: Trionimos, Take it easy, Rummy-Cub, Bingo
  • Lück-Kästen
  • Zahlentrainer von Heinevetter
  • Fingerspiele
  • Bilderbücher zum Thema Zahlen
  • Bewegungsspiele: Atomspiel, „Zahlensalat“, Begrüßungsspiel mit Zahlen (siehe: Interessante Spiele)
  • Unterrichtsmaterial der unteren Grundschulklassen
  • Fragen und Gespräche zu Mengen: Wie viele Kinder sind wir im Kindergarten? Wie viele Autos / Tiere / usw. haben wir im Kindergarten?
  • Eigentumsfächer nicht nur mit dem Namen, sondern auch mit einer Zahl versehen
  • Treppenstufen nummerieren

3. Zuordnung und Funktion

Ziel ist es, die Abhängigkeit und Beziehung von zwei Elementen zueinander zu erfassen.

Praxisangebote:

  • Eigentumsfächer mit Symbolen versehen
  • Ordnungssysterne schaffen (die Legosteine gehören in die Kiste, diese Kiste ist für die Legosteine); mit Kindern andere Beispiele finden
  • Spiel „Schuhe in die Mitte“
  • Gruppenspiel: Jetzt laufen alle Kinder in die Mitte, die eine blaue Hose anhaben / Jetzt alle, die Turnschuhe anhaben / Jetzt alle, die lange Haare haben / Jetzt alle, die 4 Jahre alt sind / Jetzt alle, die eine Schwester haben / usw.

4. Teil-Ganzes-Beziehung

Ziel ist es, den Kindern logische Gesetzmäßigkeiten näher zu bringen, um so Strukturen und Schnittmengen zu erkennen, die Teil eines Ganzen sind.

Ziel kann auch sein, erlebbar zu machen, wie jedes Kind als Teil eines Ganzen etwas bewirken kann.

Praxisangebote:

  • Gruppenspiel erweitern: Jetzt laufen alle in die Mitte, die eine blaue Hose und Turnschuhe anhaben / Jetzt alle, die eine blaue Hose oder Turnschuhe anhaben / Jetzt alle, die 4 Jahre sind und ein Haustier und lange Haare haben / usw. / Jetzt alle, die 4 Jahre sind oder ein Haustier oder lange Haare haben / usw. /
  • Tabellen erstellen
  • Tanzen, Ballett (Choreografien erstellen) Musizieren
  • Mannschaftssportarten spielen

5. Algorithmen

Ziel ist es, durch geplante Handlungsabläufe, die ein Ergebnis haben, den Kindern die Möglichkeit zu geben, Routinen zu entwickeln, damit sie den Kopf frei bekommen, um sich komplizierteren Fragen zuzuwenden.

Praxisangebote:

  • Tisch decken
  • Geschirr wegräumen
  • Waffeln oder Plätzchen backen
  • Essen kochen
  • Projekte zu verschiedenen Themen planen und weiter entwickeln
  • Basteln
  • Falten
  • Bauen

 6. Messung

Ziel dabei ist es unterschiedliche Maße (Gewichte, Geschwindigkeiten, Rauminhalte, Größen, Längen) kennenzulernen.

Praxisangebote:

  • Körpergröße, Kopfumfang, Entfernungen ausmessen (mit Metermaß, Zollstock … )
  • Gewichte darstellen (mit Sandeimern, Personenwaage, Küchenwaage … )
  • Vergleiche anregen (1OO g Sand zu 100 g Schokolade oder zu 100 g Federn)
  • Begriffe wie doppelt so groß, fünfmal so schwer einführen
  • Geh- und Lauf-Geschwindigkeiten messen
  • Messungen mit einem Messbecher (zum Beispiel Literangaben bei Wasser, Mehl etc.)
  • Wettspiele (mit der Eieruhr, Stoppuhr, … )
  • Tabellen erstellen

 7. Näherung, Schätzung

Ziel hierbei ist es, den Kindern zu vermitteln, dass in manchen Fällen Schätzungen ausreichen, um danach sinnvoll zu handeln.

Praxisangebote:

  • Zeitgefühl entwickeln (im Tagesablauf; wann werde ich abgeholt, wann gibt es Mittagessen… )
  • Wie viel Wasser, wie viele Murmeln sind in welchem Gefäß?
  • Schätzungen: Wie weit ist es vom Kindergarten bis zu deinem Haus? Welche Entfernung ist weiter: bis zum Eisladen oder bis zu deinem Zuhause?, usw.)
  • Vergleich Luftlinie/ realer Weg (mit dem Bindfaden zum Beispiel über den Zaun, dann mit dem Faden den tatsächlichen Weg messen)

 

Datum der Veröffentlichung: Februar 2012
Copyright © Hanna Vock 2012, siehe Impressum.

Jonas, 4;2 Jahre

von Anke Cadoni

 

Mir ist es sehr schwer gefallen, für die erste Praxisaufgabe (im Zertifikatskurs) ein Kind in meiner Gruppe zu finden, da ich eigentlich bei keinem meiner Kindergartenkinder Hochbegabung vermute.

Ich habe mich schließlich für Jonas entschieden, da er mir seit seinem Eintritt in den Kindergarten oft als „besonders“ aufgefallen war. Er ist seit gut einem Jahr in meiner Gruppe und ist jetzt 4 Jahre, 2 Monate alt. Von Beginn an hat er einen sehr starken eigenen Willen gezeigt, er weiß genau, was er will. Seinen gleichaltrigen Freunden hat er öfter was voraus.

Seine Entwicklung verläuft in allen Bereichen sehr gut, es fällt ihm auch relativ leicht zu lernen und die Dinge um sich herum wahrzunehmen. Ich denke, dass er in manchen Bereichen auch sehr begabt ist, vielleicht auch überdurchschnittlich begabt.

Er ist auf jeden Fall ein Kind, das ich gut im Auge behalten sollte, um Unterforderungen zu verhindern.

… kurz gefasst …

Die Erzieherin muss für eine Weiterbildungsaufgabe ein möglichst hoch begabtes Kind auswählen. Sie ist unsicher und es bleibt auch ungewiss, ob Jonas hohe Begabungen hat. Durch ihre Beobachtungen versucht sie, den Begabungen des Kindes auf die Spur zu kommen, um eine Unterforderung zu vermeiden.

Folgende Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung treffen auf Jonas am ehesten zu:

(Entsprechend den Hinweisen auf eine mögliche intellektuelle Hochbegabung.)

  • Jonas spielt gerne mit älteren Kindern und kann sich auch sehr gut alleine beschäftigen.
  • Er zeigt große Ausdauer, Begeisterung und Belastbarkeit bei Aufgaben, die er sich selbst gestellt hat, zum Beispiel bei schwierigen Puzzles.
  • Er hat ein gutes Beobachtungsvermögen und einen ausgeprägter Gerechtigkeitssinn.
  • Ich sehe auch einen frühen Drang zur Selbststeuerung und Selbstbestimmung. Er hat einen starken eigenen Willen.
  • Auch komplexe Gedankengänge und eine differenzierte Sprache fallen mir bei Jonas auf.
  • Eigenwillige Lernstrategien zeigen sich für mich darin, dass er bestimmte Vorstellungen hat, wie er etwas handhabt – und da lässt er sich auch von niemandem beirren.

Spontane Beobachtungen (aus der Erinnerung)

Bereits bei Kindergarteneintritt hat Jonas sich selbstständig an- und ausgezogen. Er ließ sich auf keinen Fall helfen, auch wenn er schon mal ein wenig länger brauchte – er hat es aber immer geschafft, bis auf das Schließen der Jacke. Das Schließen der Jacke alleine zu schaffen, war fortan sein großes Ziel. Nach etwa einem Monat funktionierte auch dies.

Er ist sehr eigenwillig bis hin zur Dickköpfigkeit, im positiven Sinn.

Er hat eine starke eigene Ansichten. Zu Fragen oder Aufforderungen hat er stets klare Meinungen und Antworten.

Er ist ein Kind, was sich eher über- als unterfordert.
Von Beginn an hat er immer Spiele und Puzzles ausgesucht, die nicht „altersentsprechend“ waren. Häufig waren es Puzzles oder Zahlenspiele, mit denen Vorschulkinder manchmal noch Schwierigkeiten hatten.

Es gelang ihm auch nicht immer alles sofort, aber dann holte er sich selbstständig Hilfe oder versuchte es so lange, bis es endlich funktionierte. Einige Spiele wurden täglich gespielt, bis sie ihm fließend von der Hand gingen.

Er ist also ein „autonomer Lerner“, der seine Lernprozesse gern und gut selber organisiert. Oft ist dieses Lernen besonders effektiv, sofern einfühlsame Hilfestellungen und Impulse von Erwachsenen dazukommen.

 

Jonas hat einen sehr ausgeprägten Wortschatz. Er erzählt gerne von Erlebnissen, häufig sehr spontan und mit viel Freude. Es macht Spaß ihm zuzuhören!

Aktuelle Beobachtungen, um ein klareres Bild von seinen Fähigkeiten und Begabungen zu bekommen

27.03.09
Zur Zeit ist Jonas mit Buchstaben beschäftigt. Er kann jetzt seinen Namen fast ganz selbstständig schreiben und möchte jetzt noch „Mama“ und „Papa“ und weitere Wörter lernen. Er ergreift die Initiative und holt sich hierbei nur selten Hilfe.

Er schneidet ohne Probleme schon schwierige Vorlagen mit der Schere aus, ohne von der Linie abzuweichen. Hierbei, glaube ich, merkt er auch gut, dass er den anderen in seinem Alter etwas voraus hat, diese prickeln häufig noch.

Jonas hat komplexe Gedankengänge! Als ich zum Beispiel gerade dabei war, mit ihm ein Bilderbuch zu erstellen, in das er auch Faltarbeiten eingeklebt hatte, war er dabei ein Bild dafür zu malen. Das Bild stellte eine Insel dar, auf der eine Lampe mit leuchtendem Leuchtmittel stand. Jonas sagte spontan zu mir:

„Frau Cadoni, jetzt falte ich ein Windrad, das den Strom für Licht und Heizung erzeugt, und klebe es noch auf die Insel.“

Siehe: Jonas (5;3) macht noch ein Bilderbuch und schöpft Papier

Mit ihm wurde ein gleichaltriger Junge gleichzeitig aufgenommen. Alle dachten (besonders die Eltern), die beiden können dann schön zusammen spielen. Doch schon schnell stellte sich heraus, dass dies kein Spielpartner für Jonas ist. Jonas hat zunächst viel alleine gespielt und mittlerweile orientiert er sich an älteren Kindern.

30.03.09
Jonas malt gerade ein Bild vom Wetter. Ein weiterer Junge sitzt neben ihm und schaut auf sein Bild. Jonas beginnt sein Bild zu erläutern: „Hier ist die Sonne, und dort ist Donner und Blitz.“

Anschließend fragt der Junge neben Jonas: „Warum ist die Sonne so dunkel?“
Jonas: „Ich weiß, warum sich die Sonne färbt: weil sie weit weg ist. Ich hab davon ein Buch, auch von Donner und Blitz und wie Strom entsteht.“

Hier zeigt sich in Ansätzen sein Interesse an logischen Zusammenhängen und naturwissenschaftlichen Vorgängen. Er ist sehr wissbegierig und zeigt große Freude am Speichern und Verarbeiten von Informationen. Jonas bekommt von zu Hause auch eine gute Wissensvermittlung und es wird auf gute kindgerechte Literatur geachtet.

In einer anderen Situation habe ich Felix erklärt, wie das Osterkörbchen geklebt wird. Jonas saß bereits am Tisch und malte noch ein Bild. Als Jonas dann an der Reihe ist, um sein Osternest zu basteln, wollte ich ihm auch erklären, wie es funktioniert, doch er sagte:

„Das hab ich doch eben gehört, weiß ich jetzt schon alles, Frau Cadoni!“

In dieser Beobachtung spiegeln sich die schnelle Auffassungsgabe und seine Neugier wieder. Obwohl er noch mit anderen Dingen beschäftigt war, hat er gut zugehört und die neue Vorgehensweise auf Anhieb begriffen und konnte sie sofort anwenden. Seine Augen und Ohren stehen immer für Neues offen.

Fordert man Jonas auf, eine bestimmte Sache zu machen, was man eigentlich auch selten bei ihm muss, da er meistens gut und engagiert beschäftigt ist, widerspricht oder verweigert er häufig. Er arbeitet dann oft unkonzentriert, widerwillig oder lustlos.

Vielleicht braucht er diese übrig bleibenden Zeiten, in denen er nicht sichtbar aktiv ist, um nachzudenken, nachzufühlen oder einfach, um Muße zu genießen. Oder er ist mal nicht so gut drauf und will seine Ruhe haben.

31.03.09
Eric ist mit dem Prickeln überfordert oder hat keine Lust mehr, weiter zu machen. Jonas kommt hinzu und erkennt sofort Erics Problem. Er sagt: „Ich kann das für dich ausschneiden, wenn du möchtest!?“

Jonas hat ein feines Sensorium für die Befindlichkeit anderer. Er bietet dann gerne seine Hilfe an. Häufig merkt er, wenn es Kindern nicht so gut geht oder sie Hilfe benötigen.

Er zeigt eine Faszination für alle Arten von Experimenten.

Jonas verfügt über eine besonders gute Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit.

Er kann durchgeführte Experimente im Morgenkreis gut sprachlich wiedergeben und so klar darstellen, dass Kinder, die gefehlt haben, den Vorgang gut nachvollziehen können. Ein Experiment hat Jonas erklärt, obwohl er bei der Durchführung gar nicht anwesend war. Er traut sich viel zu!

Jonas hat einen großen Wortschatz. Er drückt sich sprachlich treffend aus und spricht grammatisch häufig schon korrekt und sicher.

Jonas sucht gerne den Kontakt zu älteren Kindern und Erwachsenen. Es stört ihn sehr, wenn jüngere oder gleichaltrige Kinder sein Vorhaben stören. Jonas diskutiert oder zankt sich dann aber nicht mit den Kindern, sondern sucht sich einen anderen Spielort.

Jonas zeigt mir eine Feder, die er gefunden hat. Ich frage ihn, von welchem Vogel sie denn sein könnte. Er sagt: „Von einer Taube vielleicht? Die nehme ich mit nach Hause!“
Die Antwort von Jonas stimmte tatsächlich.

01.04.09
Ich fordere drei Kinder auf, die Puppenecke aufzuräumen, weil ich weiß, dass diese zuvor dort gespielt hatten. Jonas erwähne ich jedoch nicht. Er kommt kurze Zeit später zu mir und sagt:

„Ich hab hier oben auch gespielt und muss mit aufräumen!“

Er zeigt hier seinen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich glaube, er könnte es für sich nicht gut aushalten, wenn er in dieser Situation jetzt nicht helfen würde.

Jonas ist häufig sehr sensibel, besonders wenn es um Kritik an seinem Tun oder Verhalten geht.

03.04.09
„Male noch die Hände, sonst kann der Osterhase nicht die Eier aufheben!“ sagt Jonas zu Sven, der vergessen hat, die Pfoten zu malen.
Hier erkennt man die gedanklichen Verknüpfungen von Jonas: ohne Hände/Pfoten kann man nichts aufheben.

Jonas erzählt mir heute morgen, dass er jetzt ohne Stützräder mit dem großen Fahrrad fahren kann, er wirkt sehr stolz.
Er sah die großen Jungs immer draußen Fahrrad fahren, und es hat ihn geärgert, dass er noch nicht ohne Stützräder fahren konnte. Jonas stellt häufig sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Jetzt ist er so froh, dass es endlich klappt.

Jonas kommt häufig auf mich zu und möchte dann ganz gezielte Dinge von mir. In letzter Zeit soll ich ihm oft ein Flugzeug falten. Er stellt sich selbst auch gezielte und gut überlegte Aufgaben: Heute wollte er ein Osterei malen. Oder er fragt nach bestimmten Materialien / Dingen, die er für die Umsetzung seiner Pläne benötigt.

Jonas ist sehr kreativ. Er möchte seine geplanten Tätigkeiten auch möglichst eigenständig durchführen. Er zeigt eine außergewöhnliche Erfindungsgabe bei der Verwendung von alltäglichen Materialien.

Allerdings weigert er sich, Papierflieger selbst zu falten. Ich glaube, er schaut so lange zu, wie ich es mache, bis er sich irgendwann sicher ist, wie es geht – und dann faltet er ihn alleine.

06.04.09
Eine unserer Toilettenspülungen ist defekt. Jonas bekommt dies mit und meint, dass sein Vater dies reparieren könnte. Als seine Mutter ihn mittags abholt, zeigt er ihr sofort die defekte Sache und bittet sie um Rat: „Kann Papa das machen?“
Jonas kann Gelerntes gut auf andere Situationen übertragen. Sein Vater ist Installateur, und er hat bestimmt schon mal mitbekommen, wie er eine Spülung repariert hat. Jonas merkt sich viele Dinge und kann sich vieles gut überlegen und vorstellen.

08.04.09
Jonas und Felix spielen in der Bauecke. Jonas baut ein Fußballstadion. Er sagt: „Noch zweimal schwimmen, dann spiele ich bei den Bambinis!“
Jonas weiß genau, wie lange es noch dauert. Er geht gerne mit Zahlen um und nutzt diese auch entsprechend.

06.05.09
Jonas legt mit Hölzern ein Lagerfeuer, Eric und Sven helfen.

Jonas holt einen roten Magnetbuchstaben und zündet spielerisch mit diesem „Feuerzeug“ das Feuer an. Anschließend spielen sie Indianer und sitzen um das Lagerfeuer. Jonas bittet Sven um ein Stück Pappe, um das Feuer richtig zum Brennen zu bringen. (Er macht Wind mit der Pappe.)

Hier lässt sich auch wieder ein gutes Wissen über naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Techniken erkennen.

Jonas errichtet aus Papprollen und unterschiedlichen Pappresten ein tolles Kunstwerk, das er später seiner Mutter schenkt. Dies weist auf eine ausgeprägte Kreativität und Orginalität hin.

Jonas liebt es zu puzzeln oder Tangrams zu legen.
Hierbei zeigt er eine starke Eigenmotivation. Bei schweren Puzzles ist er häufig so vertieft, dass er nichts mehr um sich herum wahrnimmt und die Zeit völlig vergisst. Er zeigt hohe Fähigkeiten bei der Beschäftigung mit geometrischen Figuren und bei Aufgaben, die räumliches Denkvermögen verlangen.

Eine provozierende Beobachtung, die weiteren Aufschluss geben soll, können sie hier lesen:

Jonas faltet doch Papierflieger.

Und Projekte, in denen Jonas maßgeblich beteiligt war, finden Sie hier:

Bilderbuch zu den Perchten.

Jonas (5;3) macht noch ein Bilderbuch und schöpft Papier.

Fußball und Zeitung.

 

Datum der Veröffentlichung: Januar 2012
Copyright © Hanna Vock 2012, siehe Impressum.

 

Änne, 5;1 Jahre

von Diana Verch

 

Änne ist ein sehr aufgewecktes, fröhliches und lebensbejahendes Kind.
In der Kindergartengruppe ist sie beliebt und ein gern gesehener Spielpartner, da ihrem Fantasiereichtum keine Grenzen gesetzt sind. Ihre Spielpartner sind nicht immer im gleichen Alter. Je nachdem, was sie spielen möchte, wählt sie ältere oder jüngere Kinder.

Ihre besonderen Begabungen sehe ich im sprachlichen und im sozialen Bereich. Hier versetzt sie mich immer wieder in Erstaunen.

Siehe auch: Mädchen setzen sich durch

… kurz gefasst …

Diese Erstbeobachtung betrifft ein sehr selbstbewusstes kleines Mädchen, das sprachlich sehr weit entwickelt und sozial kompetent ist. Sie weiß, dass sie klug ist, und geht offen damit um. Im integrativen Schwerpunktkindergarten für Hochbegabtenförderung, in dem die Autorin arbeitet, wird sie darin nicht ausgebremst.

Änne verfügt über einen sehr großen Wortschatz. Sie liebt es, in Bildern zu sprechen. Oftmals benutzt sie dabei die „Erwachsenensprache“. Reimwörter zu finden, stellt für sie keine Schwierigkeit dar.

Sie spricht mit Haupt- und Nebensätzen und grammatikalisch weitgehend fehlerfrei. Ihre Wortgewandheit ist sehr eindrucksvoll. Dadurch bin ich auf Änne aufmerksam geworden und habe sie zu meinem Beobachtungskind gewählt.

Interesse an Zahlen und Buchstaben

Änne hat ein sehr großes Interesse an Buchstaben und Zahlen. Sie hat sich die Buchstaben selbst beigebracht und kann das, was sie aufgeschrieben hat, auch vorlesen. Es handelt sich dabei nicht einfach nur um eine Aneinanderkettung von Buchstaben, sondern es sind ganze Wörter und kurze Sätze.

Beobachtung:
Änne malt ein Bild und beschriftet dann alle gemalten Personen. Sie sagt zu Jona:

„Alle 5-jährigen Menschen können sauber ausmalen und malen. Ich kann sogar schon schreiben. Das hab ich ganz allein gelernt. Ich habe überlegt, wie es gehen könnte, und dachte Papa, aha also P a p a. So hab ich das dann auch geschrieben und meinen Papa gefragt, ob das richtig ist. Ja, ganz allein hab ich mir das beigebracht.“

Für Änne ist das Schreiben und Malen im Kindergarten ein großes Betätigungsfeld. Sie liebt es, Geschichten zu schreiben. Daher ist meine provozierende Beobachtung darauf ausgerichtet, ich will ihr vorschlagen, selber ein Bilderbuch zu gestalten.

Was daraus geworden ist, können Sie hier lesen: Änne malt und schreibt ein Buch.

Da Änne ein sehr aufgewecktes Kind ist, und wir im Kindergarten Vorschulkinder haben, die bereits lesen und schreiben, fühlt sie sich am Lese-Schreibe-Maltisch sehr wohl.
Lustig findet sie es, mit bunten Stiften Wörter zu legen. Dies weist auf eine ausgeprägte Kreativität und Originalität hin.

Auch die Zahlen auf der Waschmaschine und Mikrowelle nutzt Änne, um ihr Wissen zu testen.

Beobachtung:
Die Mikrowelle in der Küche zeigt 9:07 Uhr an.
Änne: „Oh guck mal die Zahlen!“

Diana: „Was meinst du?“

Änne: „Na guck doch, 9 und 7 sind doch 16. Ja da staunst du, nicht?!“
Änne strahlt mich an.

Ich sage ihr, wie toll ich das finde, dass sie so super rechnen kann und sie mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass sogar an einer Mikrowelle solche Aufgaben versteckt sind.

Gedächtnis

Über Ännes verblüffende Gedächtnisfähigkeit konnten wir schon mehrmals staunen.

Beobachtung:
Änne sitzt am Maltisch und malt ein Bild. Ich sehe eine Frau in einem langen Kleid und einen Mann.

Änne: „Diana, das sind meine Mama und mein Papa an einer Tankstelle. Mama hat ihr Hochzeitskleid an, weil sich Mama und Papa da das erste Mal gesehen haben. Dann haben sie nämlich geheiratet.“

Ich finde das Bild sehr gelungen und sage, dass ich das Kleid auch besonders schön finde. Auf meine Frage, woher sie das wohl wüsste, meint sie: „Das hat mir meine Mama gesagt.“

Als die Mama kam, fragte ich natürlich gleich nach dem Hochzeitskleid in der Tankstelle und die Mama war ganz verdutzt, dass Änne das noch weiß. Sie meinte: „Mein Gott, wie alt war Änne denn, als ich ihr das erzählt habe?… Das ist ja schon ewig her.“

Kontaktverhalten und Aufmerksamkeit

Wenn Änne jemanden vor sich hat, von dem sie nicht genau weiß, was er von ihr will, dann stellt sie sich erst einmal ganz klein und abwartend. „Sie schraubt sich zurück“, waren die Worte der Mutter. Das ist im Umgang mit fremden Kindern und auch Erwachsenen zu erkennen.

Ännes Aufmerksamkeitsdauer hängt sehr von der Aufgabe ab. Wird es für Änne zu langweilig, zu eintönig, schaltet sie ab und artikuliert das auch klar und deutlich.

Sie verfügt über eine starke Eigenmotivation und sucht auch bewußt die Herausforderung.

Beobachtung:
Änne: „Komm Diana, wir wollen was Schwieriges machen.“

Ich habe vor kurzem ein Spiel aus der anderen Gruppe geholt, wir tauschen die Spiele ab und zu untereinander aus. Mit Änne habe ich es aber bis dahin noch nicht gespielt. Es handelt sich um Triplet. Die Aufgabe besteht darin, mit Dreiecken entweder eine Raute, ein Dreieck, ein Sechseck oder ein Stern zu legen. Vor jeder Seite gibt es ein Raster, welches angibt, wieviel Dreiecke benötigt werden. Es gibt hierbei verschiedene Schwierigkeitsstufen, so dass für die leichtere Variante, mit 4 Dreiecken gearbeitet wird, es aber bis zu 12 Dreiecken gehen kann. Jedes Dreieck beinhaltet noch einmal 4 Dreiecke, entweder in derselben Farbe, oder auch bunt gemischt. Insgesamt können 34 Vorlagen nachgebaut werden. Ich spiele das Spiel sehr gern mit Kindern, da hier sehr gut zu erkennen ist, wer gut kombinieren, konstruieren und sich konzentrieren kann.

Ich erkläre Änne das Spiel und zeige ihr auf der Vorlage die erste Figur. Es ist ein Dreieck aus 4 Dreiecken, wobei sie auf die Farben achten muß. Ruck zuck hat sie das System verstanden und sagt:

„Guck Diana, ich hab es schon geschafft. Das war zu Baby.“

Also wähle ich eine höhere Stufe: einen Stern aus 12 Dreiecken legen. Das ist gleich ein ganz schön großer Sprung, und ich zeige ihr, wieviel Blätter ich nun übersprungen habe, um ihr zu demonstrieren, um wieviel schwieriger diese Aufgabe ist.

Selbstsicher geht Änne an die Aufgabe heran. Sie überlegt und arbeitet hochkonzentriert. Jill ist ein Vorschulkind und nähert sich unserem Tisch. Als sie recht nah ist, sagt Änne: „Vermassel mir hier nichts!“

Jill daraufhin: „Was heißt vermasseln? Was bedeutet das?“

Änne: „Das erklär ich dir später, ich bin beschäftigt.“

Jill bleibt also daneben stehen und beobachtet uns. Dann sagt sie: „Meinst du nicht, dass das ein bisschen zu schwer ist?“

Änne: „Nee, nee das ist mir auf keinen Fall zu schwer. Ich muss auch gar nicht die Teile so oft drehen, denn die sind ja alle gleich groß und gleich lang.“

Änne löst die Aufgabe und ich lobe sie, da ich oftmals bei anderen Kindern eine Hilfestellung gebe, indem ich die einzelnen Teile abdecke; aber sie hat es ganz allein geschafft. Ich bin begeistert und frage sie: „Wie fandest du das denn von der Schwierigkeit her?“

Änne: „Leicht, ach nein mittel, aber ich will noch eins machen.“

Am Ende sage ich ihr, dass sie sehr konzentriert gearbeitet hat, ohne sich von den anderen Kindern ablenken zu lassen. Das war eine tolle Leistung, worauf sie stolz sein kann.

Hier hab ich wieder einmal gestaunt, denn das Spiel ist echt eine Herausforderung. Für Änne war es pure Freude und Lust, etwas Neues zu entdecken und sich den Anforderungen zu stellen.

Änne zeigte hier auch ganz klar ihre Vorliebe für Komplexität und den hohen Schwierigkeitsgrad der neuen Aufgabe.

Spielführerin

Sie möchte bei neuen Aufgaben so schnell wie möglich beginnen und ist oftmals die Spielführerin. Das liegt auch an der Qualität ihrer Spiele, die sehr von ihrer Fantasie geprägt sind. Die Kinder lieben es, mit ihr zu spielen.

Beobachtung:
Änne: „Wir machen heute einen Klug-Club und alle die klug sind, dürfen da mit rein.“

Es melden sich sogleich fünf Kinder und möchten unbedingt mitmachen, unter anderem Jill, ein Vorschulkind. Alle Kinder sollen sich im Schneidersitz setzen, Änne erklärt noch einmal genau, wie das geht. Dann beginnt sie wie bei Yoga, die Finger nach oben zu strecken (Daumen und kleiner Finger berühren sich) und sagt:

„Ommmm, Ommm, wir werden ganz ruhig.“

Einige Kinder schauen etwas ungläubig, aber nach kurzer Zeit, sind alle in ihrem Bann.

Bemerkung:
Ich empfinde es immer als sehr schön, wenn ein Kind mit Anderen etwas Neues ausprobiert, und es ist enorm spannend, denn die Reaktionen können ja auch variieren. Änne schafft es immer wieder, Kinder zu begeistern.

Den direkten Wunsch, so schnell wie möglich in die Schule zu kommen, erwähnte Änne noch nicht. Schule spielen ist aber bei ihr ein sehr beliebtes Spiel, wobei sie natürlich die Lehrerin ist.

Mathematisch- logische Intelligenz

Beobachtung:
Änne kommt zu mir und fragt, ob wir gemeinsam etwas spielen könnten. Ich frage, worauf sie Lust hat, auf etwas Schwieriges, oder was Leichtes. Sie entscheidet sich für das Schwierige. Ich hole den LÜK-Kasten und das Arbeitsheft für Kinder im Alter von 5-8. Das zeige ich ihr und sage, dass ich jetzt mal was Schwieriges raussuchen werde.

Ich entscheide mich für die Additionsaufgaben. Das heißt, man sieht je Kästchen 3 Teller. Auf allen 3 Tellern sollen insgesamt 10 Äpfel liegen. Ein Teller ist aber noch leer. Außerdem sind die Kästchen noch farblich hinterlegt, so dass sie beim Ablegen auch auf die Farbe achten muss.

Die erste Aufgabe lösen wir gemeinsam und ich frage, ob sie es verstanden hat.

Änne: „Das ist ja babyleicht.“

Die nächste Aufgabe löst sie allein. Sie vergewissert sich per Blickkontakt, nachdem sie den Stein abgelegt hat. Beim Arbeiten sagt sie: „Änne konzentrier dich! Konzentrier dich!“

Insgesamt sind es 12 Aufgaben, und nach dem 7. abgelegten Stein sagt sie: „Jetzt sind es nur noch 5 Steine, die ich ablege.“

Nach dem Lösen der Aufgabe klatscht sie in die Hände, überlegt kurz, ob gelbes ober blaues Kästchen und legt ab.

Am Ende führt sie die Selbstkontrolle durch, was hier durch Umdrehen möglich ist, da auf der anderen Seite ein bestimmtes Muster entstehen sollte. Änne schaut mich glücklich an und ich gratuliere ihr, dass sie hier wirklich fehlerfrei gearbeitet hat, obwohl sie an verschiedene Merkmale denken musste.

Änne: „Ja, ich kann gut nachdenken, denn ich versuche immer alles im Kopf zu ordnen und kann mich dann gut erinnern.“

Auch hier ist gut zu erkennen, dass Änne logisch denken und abstrahieren kann, sowie über eine enorme Konzentrationsfähigkeit verfügt.

Und sie ist bereits fähig zur Metakognition, das heißt, sie kann bereits über ihre eigene geistige Arbeit nachdenken.

Beim Lösen von Aufgaben sucht sie selbstständig nach Problemlösungen. Als sie die Aufgabe 10 plus 9 bewältigen will, schaut sie auf ihre Finger und stellt fest, dass die nicht reichen. Also legte sie noch entsprechend viele Stifte auf den Tisch, um abzählen zu können.

Inter- und intrapersonale Intelligenz

Änne verfügt über außerordentliche Fähigkeiten, wenn es darum geht, sich in Jemanden hinein zu versetzen.

Beobachtung:
Wir sind in der Turnhalle, alle sitzen im Kreis. Meine Kollegin Elke erklärt ein Spiel. Änne:

„Elke, du hörst dich an, als ob du heute das erste Mal hier wärst.“

Elke: „Warum?“

Änne: „Na, deine Stimme ist so verändert.“

Ich fragte Elke später, wie sie sich das erklärt, und sie meinte, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie dachte daran, was sie noch alles zu erledigen hatte, und sie war daher nicht voll konzentriert.

Empfindsamkeit und Empathie kommen hier klar zum Ausdruck.

Auch ist es oftmals Änne, die sich der neuen Kinder in der Gruppe annimmt. Sie zeigt ihnen den Kindergarten und versucht sie zu integrieren. Dabei spielt das Alter für Änne keine Rolle, es können genausogut Vorschulkinder sein, die neu aufgenommen wurden, wie kleine Kindergarten-Neuankömmlinge.

Beim Spielen mit den anderen Kindern merkt sie sofort, wenn ein Kind langsam die Lust verliert und gibt diesem Kind kurzzeitig das Gefühl, Spielführer zu sein, obwohl sie natürlich im Hintergrund darauf achtet, dass sie das Sagen behält. Sie achtet darauf, die Struktur des Spiels zu bestimmen, aber immer so, dass alle Beteiligten sich gut dabei fühlen und wichtig sind.

Ihre eigenen Bedürfnisse möchte sie durchsetzen. Sie wirkt dann auch oftmals egozentrisch. Gut finde ich, dass sie für sich sorgt, aber das ist schon manchmal recht schwierig, da sie dann auch zu einer Lüge greift oder völlig abschaltet, sollte es nicht nach ihrem Sinn gehen.
Hier muß man ihr schon klare Grenzen setzen. Wenn sie Eine von Vielen ist, zeigt sie somit auch eine zweite Seite. Sie spricht dann nicht und ist partout nicht zu bewegen, das Geforderte durchzuführen.

Beobachtung:
Eine andere Kindergartengruppe kommt uns mit dem Fahrrad besuchen. Da es sehr warm ist, bekommen diese Kinder nach dem langen Weg ein Trinkpäckchen.

Änne fragte kurze Zeit später, ob sie auch solch ein Trinkpäckchen bekäme. Meine Kollegin erklärt ihr, dass wir nicht so viele haben, da ja dann alle Kinder ein Trinkpäckchen bekommen müssten. Danach fragte Änne mich und ohne es zu wissen, dass ich bereits der zweite Versuch bin, gebe ich die gleiche Erklärung ab, und Änne zieht von dannen. Beim Abholen nimmt sich Änne dann zwei Trinkpäckchen, gibt eines ihrer Schwester und nimmt eins für sich, welches sie auch schnell öffnet. Als ich sie damit sehe, frage ich, woher sie plötzlich solch ein Päckchen hat, und sie antwortet, meine Kollegin habe es ihr erlaubt.

Ich frage bei meiner Kollegin nach und wir stellen fest, dass Änne mich angelogen hat. Daraufhin spreche ich sie sofort an, doch sie beharrt darauf, eine Erlaubnis erhalten zu haben. Erst nach einigem hin und her, lenkt sie ein.

Da wir mit Änne schon oftmals über das Lügen geredet und ihr erklärt haben, welche Konsequenzen dies nach sich ziehen kann, ist es erstaunlich, wie beharrlich sie doch immer wieder zu diesem Mittel greift.

Im Einklang mit ihrer sprachlichen Gewandtheit ist Änne ein guter Konfliktlöser und setzt sich gern für das Wohl anderer Kinder ein.
 

Datum der Veröffentlichung: Januar 2012
Copyright © Hanna Vock 2012, siehe Impressum.

Gütekriterien für die Hochbegabtenförderung im Kindergarten

Hanna Vock

 

  • Begabungsfreundliche Einstellung,
    begabungsfreundlicher Blick, der vertrauensvolle Beziehungen stiftet.
  • Gezielte Einzelbeobachtung
    an Hand geeigneter Beobachtungsleitfäden,
    und zwar bald nach Aufnahme in den Kindergarten,
    um die besonderen Stärken, Fähigkeiten, Interessen des Kindes zu erkennen
    um zu erkennen, womit sich das Kind z. Z. geistig beschäftigt, wovon es fasziniert ist, worüber es nachdenkt und wie es denkt.
    Dokumentation dieser Beobachtungen.
  • Kontinuierliche Beobachtung im Kindergartenalltag
    und provozierende Beobachtungen, um die Anfangseindrücke zu überprüfen und zu vertiefen.
  • Wertschätzung
    der außergewöhnlichen Stärken und Interessen des Kindes
    – auch wenn es „intellektuelle“ Interessen sind und wenn sie „schulischen Stoff“ betreffen.
  • Aktive Signalisierung dieser Wertschätzung
    an das hoch begabte Kind, an seine Eltern und an die anderen Kinder der Gruppe.
  • Ursachenforschung
    bei auffällig aggressiver oder depressiver Verstimmung;
    dabei dauerhafte Unterforderung als Ursache in Betracht ziehen.
    Die Unterforderung beenden und darauf achten, ob das Kind dadurch mit der Zeit ausgeglichener, froher und aktiver wird.
  • Integration in die Gruppe
    durch Verbesserung und Unterstützung der Kommunikation zwischen dem/den hoch begabten Kindern und den anderen Kindern,
    durch Aufgreifen der besonderen Interessen und Spielideen des hoch begabten Kindes in Kleingruppen- und Projektarbeit,
    durch Berücksichtigung der möglichen Diskrepanz zwischen kognitiver und emotionaler Entwicklung.
  • Clusterbildung,
    um positive Gruppenerlebnisse zu organisieren,
    um Anregung durch andere besonders motivierte, ähnlich begabte Kinder zu erreichen,
    um für das Kind / die Kinder befriedigende Spiel- und Lern-Ergebnisse zu fördern.
  • Bewusst ganzheitliche Förderung
    in Projekten – egal ob von Kindern oder von der Erzieherin initiiert,
    dabei stets mehrere Entwicklungsbereiche ansprechen.
    Siehe: Förderung in Projekten.
  • Ausstattung des Kindergartens
    mit Spielmaterial, Büchern und anderen Medien, die auch für die hoch begabten Kinder eine Anregung und Herausforderung darstellen.
  • Experten
    in den Kindergarten holen, in die Welt hinausgehen.
  • Ein Klima der wirklichen Freiwilligkeit
    bei Angeboten schaffen.
    Jede Art von Leistungsdruck vermeiden.
    Wenn das Kind nicht unter dem Druck steht, Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen, sondern sich jeder Zeit auch zurückziehen kann, wird Überforderung sehr unwahrscheinlich.
  • Unterforderung vermeiden.
    Das Potenzial des Kindes ergründen.
    Das Potenzial und das Lern- und Entwicklungstempo des hoch begabten Kindes wirklich zur Zufriedenheit des Kindes ausschöpfen.
  • „Rennstrecken“ zulassen.
    Eigene Vorbehalte überwinden,
    Eltern stärken und ermutigen, das Kind in seinem Entwicklungstempo nicht zu bremsen.
  • Einen günstigen Termin zur Einschulung finden
    – zusammen mit dem Kind, den Eltern und der aufnehmenden Schule.
  • Die begabungsfreundliche Zusammenarbeit mit der Grundschule
    aktiv anstreben.

Optimal ist, wenn erreicht wird, dass das gesamte Team einer Kindertagesstätte eine begabungsförderliche Haltung einnimmt.

Wichtig ist dabei auch, dass im Team fachliche Offenheit und kompetente Kommunikation herrschen. Aber selbst wenn nur eine Kollegin / ein Kollege gute Hochbegabtenförderung umsetzt, ist es ein großer Gewinn für hoch begabte Kinder.

Dieser Text wurde unter Mitwirkung der Kita Sedanstraße in Remscheid erarbeitet, die im Jahr 2006 zum „Integrativen Schwerpunktkindergarten für Hochbegabtenförderung“ zertifiziert wurde.

Datum der Veröffentlichung: 22.9.09
Copyright 2005 © Hanna Vock / Barbara Teeke, siehe Impressum.

Die Übersetzung dieses Beitrags ins Englische wurde gesponsert von
Heike Miethig aus Alsdorf und von Helma Dressen aus Aachen.