Tag 3 Lernstufen des Kurses

Um die Lernmöglichkeiten im IHVO-Zertifikatskurs transparent zu machen, werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Anfang der zweiten Präsenzphase die folgenden Lernstufen vorgestellt. Dieser Text wurde zwar für die Zertifikatskurse geschrieben, kann aber auch universell verstanden werden: Die Lernstufen sind auf viele Lernprozesse anwendbar.

Oft bleibt (in Kursen, in der Schule, im Kindergarten und anderswo) das Lernen irgendwo auf den ersten drei Lernstufen stecken. Der Lernende oder seine Lehrer glauben dann trotzdem, dass erfolgreich gelernt wurde. Uns genügt das weder im Kindergarten noch im Zertifikatskurs.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen selbst erkennen können, wie weit ihr Lernen fortgeschritten ist.

Der Anlass für das Formulieren dieser Lernstufen war, besonders belesene Teilnehmerinnen zu beruhigen, die einige Inhalte am Anfang des Kurses „wiedererkannten“, weil sie dazu schon etwas gelesen hatten. Der Text und seine Diskussion helfen uns, unsere Ansprüche an die Teilnehmer zu klären und ihnen Möglichkeiten zum vertieften Lernen aufzuzeigen.

Am Ende der Kurse war stets unstrittig, dass die dichte Verbindung und Verschränkung von Theorie und Praxis zu einem gründlichen und nachhaltigen Lernerfolg geführt haben.
Diejenigen Teilnehmerinnen, die sich auf die letzten drei Stufen einließen, berichteten über die Erfahrung, dass damit noch einmal eine besondere Herausforderung gegeben war.

Stufe 1:
Wissen aufnehmen:
Informationen und Fragestellungen zum Thema kennenlernen / Bekanntes wiedererkennen.

Stufe 2:
Verstehen:
Die theoretischen Zusammenhänge verstehen. Differenzierungen zum bisherigen Wissen und Können entdecken.

Stufe 3:
Wissen integrieren:
Das Neue bewerten und in das eigene Kompetenzsystem integrieren. Eigenes Wissen bestätigt finden und/oder modifizieren.
Neue Handlungsweisen planen.

Stufe 4:
Erprobung in der Praxis:
Das neue Wissen und Können in der praktischen Arbeit situationsgerecht und kreativ anwenden.

Stufe 5:
Die eigenen (neuen und alten) Gedanken und Erfahrungen gegenüber Anderen (Kolleginnen, Eltern, Lehrer) besser darstellen können.
Im Kurs: Die Erfahrungen aus den Praxisaufgaben klar aufschreiben können.

Diese Stufen müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichen, um das IHVO-Zertifikat zu bekommen.

Stufe 6:
Nachhaltige Veränderung der Praxis:
Strukturelle und inhaltliche Veränderungen am Arbeitsplatz planen und durchsetzen.

Stufe 7:
Beraten:
Elternberatungen in der Kita und darüber hinaus anbieten, Elterngesprächskreise leiten, kollegiale Beratungen durchführen.

Stufe 8:
Lehren:
Das eigene Wissen und Können so strukturieren, dass Lehrtätigkeiten (Vorträge, Workshops, Fortbildungen) übernommen werden können. Hierfür bietet das IHVO auf Wunsch Übungsmöglichkeiten während der Kurszeit und darüber hinaus, zum Beispiel bei den IHVO-Fachtagen.
Hospitationen für andere, nachfolgende Teilnehmer anbieten.

Die Stufen 6 bis 8 müssen nicht, aber können erreicht werden, wenn die persönlichen Umstände es erlauben.

Tag 4 Kriterien zur Beurteilung der schriftlichen Praxis-Aufgaben

 

In den IHVO-Zertifikatskursen schreiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fünf Praxis-Hausaufgaben, verteilt über die zweijährige Kursdauer. In diesen Ausarbeitungen ist dokumentiert, wie die Kursteilnehmerin das von ihr ausgewählte (getestet oder vermutet) hoch begabte oder besonders begabte Kind im Kindergartenalltag fördert. Die Förderung muss dabei integrativ erfolgen. Das heißt, das Kind wird entsprechend seinen Lernbedürfnissen kognitiv und ganzheitlich gefördert und das Kind wird gezielt darin unterstützt,

    • sein Wohlbefinden und seine Stellung in der Gruppe zu verbessern,
    • in der Gruppe selbstbewusst und begabungsangemessen zu agieren,
    • positive Erfahrungen im Zusammenspiel und in der Zusammenarbeit mit anderen (ähnlich begabten und weniger begabten) Kindern zu sammeln.

Die folgende Liste der Kriterien zur Beurteilung dieser Praxis-Hausaufgaben war zunächst nur ein Arbeitsmaterial der Kursleitung. In den heutigen IHVO-Zertifikatskursen erhalten die Teilnehmerinnen diese Liste, damit eine gute Transparenz der Beurteilung gewährleistet ist. Die Liste kann für die Teilnehmerinnen auch eine Hilfe sein, ihre Ausarbeitungen selbst genauer einzuschätzen.

1)
+ Die Ausarbeitung ist gut verständlich und nachvollziehbar.
– Manches ist nicht gut nachvollziehbar (unklar ausgedrückt, nicht ausführlich genug, nicht anschaulich genug).

2)
+ Alle pädagogischen Äußerungen können akzeptiert werden.
– Es sind pädagogische Äußerungen enthalten, die wir für bedenklich halten.

3)
+ Das hoch begabte Kind (Beobachtungskind) ist Ausgangspunkt für die pädagogischen Überlegungen und Aktivitäten.
– Dieses Kind spielt nur am Rande eine Rolle. Es wird nicht spezifisch von Bedürfnissen des hoch begabten Kindes ausgegangen.

4)
+ Es wird deutlich, welche Impulse die Erzieherin gesetzt hat.
– Es wird nicht deutlich. / Sie hat keine oder zu wenig erkennbare Impulse gesetzt.

5)
+ Die Inhalte der letzten Seminarphase spiegeln sich in der Ausarbeitung wider, es wird versucht, dort Erarbeitetes umzusetzen.
– Dies ist nicht oder nur ganz ansatzweise zu erkennen.

6)
+ Es findet eine ausreichende Reflektion statt, die auch den Wert des Geschehenen für das hoch begabte Kind ausweist.
– Es findet keine solche Reflektion statt. Die Reflektion ist zu allgemein.

7)
+ Es wird deutlich, ob das Kind besser verstanden wird (von der Erzieherin, den anderen Kindern) und ob es selbst seine Situation besser verstehen und steuern kann. (Bessere Integration.)
– Es ist nichts oder nur wenig dazu beschrieben.

8 )
+ Es wird deutlich, dass das Kind konkrete, passgenaue kognitive Förderung erfahren hat, oder es sind mindestens Versuche in dieser Richtung beschrieben.
– Dies ist nicht oder kaum der Fall.

9)
+ Lernprozesse des Kindes werden analysiert und reflektiert.
– Dies geschieht nicht – oder nur in ungenügender Weise.

10)
+ Die Aktionen und Reaktionen des hoch begabten Kindes und einbezogener anderer Kinder auf das Förderangebot werden hinreichend beschrieben und reflektiert.
– Dies ist nicht der Fall.

11)
+ Die beschriebenen Aktivitäten sind für den Zeitraum ausreichend.
– Die Aktivitäten erscheinen als zu gering für den mehrere Monate umfassenden Zeitraum.

12)
+ Es wird an den Stärken (Interessen, Fähigkeiten, Begabungen) des Kindes angesetzt.
– Dies geschieht kaum, eher stehen Defizite im Mittelpunkt.

13)
+ Es wurde aktiv Interesse an den Gedanken und Vorstellungen des Kindes gezeigt, das Kind wurde zu Äußerungen über seine Gedanken ermutigt.
– Dies war nicht zu erkennen. Interessante Äußerungen des Kindes wurden nicht hinterfragt.

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Auf der ersten Seite der zurückgeschickten Kopie findet Ihr entweder die Formel:

„Die Aufgabe wurde gut gelöst.“

oder die Formel:

„Wie bereits telefonisch besprochen, genügt die Bearbeitung den Anforderungen nicht. Eine Nachbearbeitung ist nötig. Siehe Bemerkungen am Ende der Arbeit.“

 

Tag 3 – Spezifische Probleme, die sich aus einer hohen Begabung ergeben können

 

Im Kindergarten kann ein hoch begabtes Kind Probleme haben,

 

a) weil es dauerhaft geistig unterfordert ist, sich evtl. sehr oft langweilt;

b) weil es sich immer wieder stark zurücknehmen muss, wenn es etwas schon weiß oder wenn es etwas gern noch genauer oder gründlicher wissen möchte;

c) weil es manche Spiele der anderen Kinder „doof“ oder „kindisch“ findet;

d) weil es sich für Dinge interessiert, für die es den anderen zu jung erscheint, und deshalb nicht mitmachen darf;

e) weil es keine Freunde findet, mit denen es auf seine Weise kommunizieren kann, mit denen es über Dinge reden kann, die es interessieren, und mit denen es „schwierige“ Spiele (einschließlich anspruchsvoller Rollenspiele) spielen kann;

f) weil es schon mit drei Jahren weit mehr und differenzierter in die Zukunft
denken kann als nicht hoch begabte Gleichaltrige; deshalb geht es an Aufgaben oft nicht kleinkindlich unbefangen heran, sondern zurückhaltend, abwägend, kritisch.

g) weil es an sich und seine Ergebnisse einen hohen Anspruch hat und genaue Vorstellungen verfolgt, die es auf Anhieb und allein nicht verwirklichen kann; weil es sich deshalb vor bestimmten Aufgaben „drückt“ und ihm das dann als Defizit ausgelegt wird;

h) weil es an Stelle körperlicher Auseinandersetzung vielleicht schon die geistig-verbale Auseinandersetzung vorzieht, aber schnell erkennen muss, dass es damit im Kindergartenalltag oft unterlegen ist;

i) weil es von anderen Kindern (vielleicht auch von der Erzieherin) immer wieder zurückgewiesen wird, weil es so anders ist;

j) weil es auf Grund seiner guten Beobachtungs- und Reflexionsfähigkeit bereits sensibler auf zwischenmenschliche Wechselwirkungen reagiert;

k) weil es intellektuell zwar seinem Alter weit voraus ist, seine Lebenserfahrung aber noch sehr begrenzt ist und es deshalb zu Missverständnissen und Selbstzweifeln
kommen kann;

l) weil es sein Anderssein bemerkt und keine hilfreichen Erklärungsmuster erhält;

m) weil es sich immer wieder unverstanden und von der Umwelt nicht angenommen fühlt;

n) weil ihm adäquate Spielpartner für anspruchsvolle Ziele nicht zur Verfügung stehen und es deshalb leider schon früh zu der Schlussfolgerung kommen musste, dass es seine Ziele am besten allein verfolgen kann und es keinen Sinn macht, sich dafür mit Anderen zusammen zu tun;

o) weil es in seinem Hochbegabungsbereich oder seinen Hochbegabungsbereichen keine oder zu wenige Anregungen erhält, die zu seinem erreichten Anspruchs- und Kompetenzniveau passen.

 

Tag 3 Die drei Ebenen der Hochbegabtenförderung im Kindergarten

Ziel:
ein begabungsförderliches Spiel- und Lernumfeld, auch für hoch begabte Kinder.

Ebene 1  (mit Kreis markieren)
Gute pädagogische Einstellungen und gute pädagogische Verhaltensweisen von Erzieherinnen,
die einen guten Kindergarten ausmachen.

Ebene 2  (mit Kreuz markieren)
Gute Strukturen, Methoden, Räume, Materialausstattung im Kindergarten,
die einen guten Kindergarten ausmachen.

Ebene 3  (mit Sternchen markieren)
Einstellungen der Erzieherinnen, pädagogische Methoden, Strukturen, Ausstattungsmerkmale, die in einer Kita zusätzlich vorhanden sein sollten, wenn eine Kita auch hoch begabte Kinder und weit überdurchschnittlich begabte Kinder erkennen, verstehen und angemessen fördern will.

Wir haben im Folgenden viele Anforderungen an einen guten, begabungsförderlichen Kindergarten aufgelistet. Bitte markieren Sie die Items gemäß den 3 Ebenen.


„Leben ist Bewegung“; viel (mehr) Bewegungsraum und –möglichkeiten schaffen.

„Extrawürste“ für Kinder braten (Ausnahmen von den Regeln).

Aktiv zuhören (Verstandenes spiegeln).

Alle, aber insbesondere hoch begabte Kinder, sollten von Menschen umgeben sein, die Humor besitzen.

Altersgemischte Gruppen mit Binnendifferenzierung.

Ängste abbauen (auf dem kognitiven Niveau des Kindes).

Anlagen, Begabungen, individuelle Fähigkeiten der Kinder erkennen und behutsam in die pädagogische Arbeit integrieren.

Anregendes und flexibel nutzbares Material.

Auffallende, besondere Fähigkeiten und Interessen akzeptieren und tolerieren.

Außenseiterrolle entgegenwirken. Isolation nicht zulassen. Gemeinsamkeiten
pflegen und fördern.

Beachten, dass hoch begabte Kinder für die Lerngemeinschaft der gleichaltrigen, der
jüngeren und der älteren Kinder wertvolle Impulse geben können.

Bei der Entstehung und Entwicklung von Projekten sollte sich die Erzieherin
immer wieder von den Ideen der besonders begabten Kinder inspirieren lassen.

Bei der Entwicklung von Angeboten und Projekten die besonderen
Kompetenzen und Ideen der besonders begabten Kinder einbinden.

Bei sich selbst und bei den Kindern Spontaneität zulassen.

Bereitschaft, sich mit den Themen Begabungsförderung und
Hochbegabtenförderung auseinander zu setzen.

Besichtigungen, Erkundungen außerhalb der Kita sollten oft vorkommen.

Computerbereich mit guter Software (auch Lernprogrammen) für Kinder.

Das Außengelände soll groß, naturnah und abenteuerlich sein.

Das Außengelände sollte so gestaltet sein, dass es den Kindern motorisch und
sinnlich gerecht wird.

Das einzelne Kind gezielt beobachten.

Das Kind dabei unterstützen, dem sozialen Anpassungsdruck in der Gruppe zu widerstehen.

Den enormen Wissensdrang besonders begabter Kinder möglichst weitgehend befriedigen (bzw. sich hier mit den Eltern über das Machbare verständigen und den Eltern Anregungen geben).

Den besonders begabten Kindern beim Planen und Realisieren ihrer oft komplexen Spielideen helfen (so dass sie zu realistischen Zielsetzungen und Erfolgserlebnissen kommen).

Den besonders begabten Kindern früh helfen, ein angemessenes, stabiles Selbstbild aufzubauen. (Sie sind damit früher dran!) .

Den Kindern helfen, das was sie erleben und entdecken, auch zu verstehen.

Den Kindern Zeit lassen, nicht über die Zeit von Kindern verfügen.

Die eigene Lernfreude pflegen.

Die Eltern von Kindern mit speziellen besonderen Begabungen (künstlerisch-
gestaltend, darstellend, musikalisch, mathematisch, motorisch, sprachlich
usw.) sollten vom Kindergarten auf möglicherweise vorhandene örtliche
Angebote hingewiesen werden. (Gute Kinderarbeit im Schachverein,
Sportverein, Kunst- oder Musikschule, Englischkurse, Computerkurse usw.)

Die Erzieherin muss nicht alles wissen, aber sich für vieles interessieren.

Die Kinder aktiv unterstützen in der Auseinandersetzung mit neuen Erfahrungsfeldern und Problemen.

Die besonders begabten Kinder darin unterstützen, ein positives Selbstkonzept aufzubauen.
Die Kinder sollten darin unterstützt werden, genau die Dinge zu tun, die sie interessieren.

Die Persönlichkeit jedes Kindes wertschätzen.

Diskussionsrunden der Kinder moderieren.

Diskussionsrunden mit anspruchsvollem Niveau anbieten und moderieren.

Echt sein; d.h. Reden und Handeln müssen übereinstimmen.

Ehrlich antworten.

Eigene Entdeckungen und Nachforschungen machen lassen.

Eigene negative Gefühle dem fordernden oder ängstlichen besonders begabten Kind gegenüber hinterfragen.

Eigene Sprache (Wortwahl) im Hinblick auf Hochbegabung überprüfen.

Einbindung von Experten in die Kita-Arbeit (direkt oder um bei bestimmten Themen nachzufragen.)

Eine Fülle an Material zum kreativen Gestalten bereit stellen.

Einer Unterforderung sollte schon früh, im Kindergartenalter, entgegengewirkt werden.

Einfühlsam Vertrauen aufbauen und pflegen.

Einrichtung von AGs und Diskussionsrunden mit hohem Denk- und Sprachniveau.

Eltern unterstützen, um mögliche Ängste vor der Hochbegabung ihres Kindes abzubauen.

Erzählen, Fantasieren, Theater, Rollenspiel. Mit den Kindern auf die Reise
(und auf Erkundung gehen) und sich überraschen lassen, was passiert.

Erzieherinnen sollten ihr eigenes Verhalten gewohnheitsmäßig reflektieren.

Experimentiermaterial (z.B. Chemie, Elektrik).

Flexible Raumnutzung.

Förderung in allen Bildungsbereichen.

Fremdsprachenangebote für sprachbegabte Kinder.

Funktionstüchtiges Werk- und Gestaltungsmaterial (z.B. Zirkel, Zollstock, Alltagsgeräte).

Geduld und Ruhe vermitteln.

Gemeinsam mit den Kindern gut nachvollziehbare Regeln entwickeln, die Sicherheit geben.

Geringere Gruppenstärken.

Gezielte Projektarbeit (Initiative und Ausführung durch Kinder).

Gruppenübergreifende Arbeit und große Altersmischung.

Hoch begabten Kindern sollte besondere Aufmerksamkeit entgegen gebracht
werden, um ihre Begabungen zu fördern.

Im richtigen Moment die richtigen Erklärungen geben – auch wenn die anderen
Kinder vielleicht nichts davon haben.

Im richtigen Moment die richtigen Fragen stellen – auch wenn die anderen
Kinder vielleicht nicht direkt etwas davon haben.

Immer wieder auch Impulse geben, die das hoch begabte Kind echt herausfordern, es an seine Grenzen bringen.

Insgesamt – im Rahmen einer ganzheitlichen Förderung – den kognitiven
Förderaspekt genügend beachten.

Institutions- und gruppenübergreifende Zusammenführung von besonders begabten Kindern.

Intensive und längere Beobachtung des hoch begabten Kindes ist nötig.

Intensiver Austausch mit den Eltern, viele Einzelgespräche.

Kinder ermutigen (eigene Stärken und Schwächen zu erkennen,
Bedürfnisse zu formulieren, realistische Ziele zu verfolgen).

Hoch begabte Kinder frei entscheiden lassen, ob sie an Gruppenaktivitäten teilnehmen oder eigene Pläne verfolgen wollen. (Beobachten und Denken sind auch Aktivitäten.)

Kinder mit besonderen Fähigkeiten sollten als Bereicherung für den Kindergarten verstanden werden.

Kinder nicht bremsen, sondern verschiedenste Aktionen zulassen.

Kinder sollten Zeit haben, sich ihren Dingen so lange zu widmen, bis sie sie ausgeschöpft haben.

Kindergarten-Zeitung mit den Kindern erstellen.

Kontinuierliche Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte.

Kooperation mit Kollegen, Eltern, Lehrern.

Kreativität anregen.

Labor / Experimentierraum.
Lebensfreude und Wärme vermitteln, aus Freude oder über Witziges lachen.

Lernwerkstätten einrichten.

Lob und konstruktive Kritik einsetzen, beides behutsam und respektvoll formulieren.

Mehr Geld für den Kindergarten.

Möbel sollen veränderbar sein.

Möglichkeiten zu Entspannung und Bewegung.

Motivation und Neugier erhalten durch Herausforderungen, die der Hochbegabung angemessen sind.

Motivation und Neugier stärken.

Musikinstrumente (z.B. Klavier, Trommeln).

Nebenräume sind nötig, um Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.

Offen sein für Neues, für Unbekanntes, für Gewagtes. Offenheit aller Erwachsenen in der Kita.

Den Kindern im Kindergartenalltag Orientierung und dem Alltag Struktur geben.

Partnerschaftliches Verhalten gegenüber Kindern und Eltern. Erzieher auch in
der Rolle des gleichberechtigten Coachs.

Räume sollen groß und vielfältig nutzbar sein und mehrere Ebenen haben.

Raumnutzung nach Interessen und Bedürfnissen der Kinder gestalten.

Schon früh(!) Hilfen zu einer positiven Selbstattributierung geben.

Sich selber Zeit gönnen (zum Staunen darüber, was Kinder alles können, zum
Lernen –auch von Kindern- , zum Glücklichsein mit den Kindern).

Sinnvolle Grenzen setzen.

Spiele aller Arten, auch schwierige Spiele (z.B. Mühle oder Schach).

Spielmaterial, Bücher, Software, die für ältere Kinder gedacht sind, sollten zur Verfügung stehen.

Suche von Sponsoren, um besondere Förderangebote realisieren zu können.

Systematische Hochbegabungserkennung durch gründliches Beobachten.

Theater-, Museums- und Firmenbesuche.

Thematisierung (im Team, evtl. auch in der Elternschaft) von Begabungsunterschieden.
Über- und Unterforderungen wahrnehmen.

Unterstützung und Anerkennung geben.

Veränderung des Schulsystems hin zu weniger Starrheit thematisieren.

Vermeidung von fremd gesteuerten Aktivitäten und Zielen und reproduktiven Aufgaben.

Versuchen, auf große Begabungen schon im vorschulischen Alter aufmerksam zu werden (und sie zu fördern), damit sie wachsen und sich entfalten können und nicht verschüttet werden.

Verunsicherten Kindern besonders reichlich Bestätigung, Orientierung und Sicherheit geben.

Vielfältig ausgestattete Bibliothek / Mediathek.

Vorurteile gegenüber Hochbegabung in der Umgebung abbauen.

Werkstatt / Atelier.

Wesentliches von Unwesentlichem trennen (ohne Hast und Hektik arbeiten).

Wünsche und Visionen für die Zukunft entwickeln.

Ziele an die Entwicklungssituation des Kindes anpassen.

Zu verstehen versuchen, was in dem hoch begabten Kind vorgeht.

Zusammenarbeit mit anderen Berufssparten.

Zwischen hoch begabten und nicht hoch begabten Kindern „übersetzen“.

Tag 2 Praxisaufgabe 1

 

Beobachten, Beobachtungen notieren, auswerten und zuordnen

1)
Bitte wählen Sie ein (vermutet) hoch begabtes oder (vermutet) weit überdurchschnittlich begabtes Kind aus. Dieses Kind soll für längere Zeit und über mehrere Praxisaufgaben Ihr Beobachtungskind sein.

Bitte orientieren Sie sich dabei an dem Text: Hinweise auf eine mögliche intellektuelle Hochbegabung. 

2)
Beobachten Sie das Kind über einen bestimmten Zeitraum. Ziel der Beobachtungen ist: ein klareres Bild von den Fähigkeiten und Begabungen des Kindes.

Notieren Sie Ihre Beobachtungen: Beschreiben Sie Äußerungen oder Verhaltensweisen des Kindes, die Ihnen auffallen und suchen Sie nach Entsprechungen in den „Hinweisen…“.
Ordnen Sie die Beobachtungen den einzelnen Punkten zu.
Stellen Sie diese Entsprechungen in Ihrer Ausarbeitung dar.

3)
Untermauern Sie Ihre Eindrücke durch mindestens eine provozierende Beobachtung und stellen Sie Idee, Verlauf und Ergebnis dar.

4)
Interpretieren Sie Ihre Beobachtungen.

5)
Notieren Sie gegebenenfalls auch erste Ideen zur Förderung des Kindes, die sich in der Arbeit mit dem Kind ergeben haben.

Bitte beachten Sie unbedingt die Richtlinien zur Bearbeitung von Praxis-Aufgaben.

*********************
Bitte schicken Sie Ihre Ausarbeitung dazu bis zum Datum an die Kursleitung.

Tag 1 – Richtlinien für eine gute Arbeitsatmosphäre

 

Für eine gute Arbeitsatmosphäre in den Kursen und Projekten!

Zwei Jahre lang zusammen arbeiten, sich dabei aber nur in großen Abständen sehen, das erfordert von allen Beteiligten einen sorgfältigen Umgang mit der Atmosphäre im Kurs.

Wir werden alles in unseren Kräften stehende tun, damit sich Alle von Anfang bis Ende des Kurses wohl fühlen können.

Wir bieten allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an, dass sie uns zwischen den Seminarphasen anrufen (oder E-Mails schicken) können, um Fragen zu stellen, Unklarheiten zu klären oder Kritik zu äußern.

Insbesondere sind wir gerne bereit, Fragen oder Probleme zu besprechen, die bei der Bearbeitung der Hausaufgaben auftreten können. Im begründeten Ausnahmefall können wir auch über eine Fristverlängerung für die Abgabe der Hausaufgaben reden.

Unsere Anrufbeantworter laufen rund um die Uhr – allerdings gehen wir nicht rund um die Uhr ans Telefon. Das hängt dann damit zusammen, dass wir berufliche Termine wahrnehmen oder dass wir uns in unserer wohlverdienten Freizeit befinden und versuchen „abzuschalten“. Wir bitten, die folgenden Anrufzeiten zu respektieren:
Mo – Fr  10 – 18 Uhr. (Wir rufen gerne für ein ausführlicheres Gespräch zurück.)

Zum Umgang mit Kritik von unserer Seite:

Wir gehen bei allen Teilnehmerinnen von einer hohen Eigenmotivation aus. Kritische Aussagen beziehen wir immer konkret auf die Arbeitsergebnisse – oder im Konfliktfall auf die sachlichen Argumente und den Stil des Umgangs. Wenn Sie mit Äußerungen von uns nicht einverstanden sind, sagen Sie es uns bitte.

Falls wir Ihnen im Verlaufe des Kurses mitteilen, dass Ihre Leistungen in den Hausaufgaben trotz Beratung unsererseits nicht für das Zertifikat ausreichen, haben Sie die Möglichkeit, aus dem Kurs auszusteigen (siehe unten) oder bis zum Ende teilzunehmen. Wir würden Ihnen dann statt des Zertifikats eine Teilnahmebescheinigung ausstellen. Es liegt dann in Ihrer Verantwortung, dies gegebenenfalls Ihrer Leitung / Ihrem Träger mitzuteilen.

Zum Umgang mit Kritik von Ihrer Seite:

Wir freuen uns über freundliche und konstruktive Kritik, denn darin können für uns wichtige Anregungen liegen, die Kurse immer weiter zu verbessern.
Wir behalten uns vor, uns mit unfreundlich oder unsachlich vorgebrachter Kritik nicht zu befassen.

Wer intensiv arbeitet, wer Neues aufbaut, macht auch Fehler.
Wenn ein Fehler oder Versäumnis unsererseits vorliegt, tut es uns ganz sicher leid und wir werden uns entschuldigen, in der Hoffnung, dass die Situation damit zu bereinigen ist.

Verlassen des Kurses

Es gibt viele denkbare Gründe, weshalb Sie den Kurs nicht zu Ende führen können oder wollen. Bitte sprechen Sie dann mit uns. Es macht auch aus unserer Sicht keinen Sinn, eine Bildungsmaßnahme bis zum Ende zu besuchen, wenn sie nicht zu den eigenen Vorstellungen passt – oder wenn Ihre persönlichen oder beruflichen Bedingungen sich schwerwiegend ändern.

Bei vorzeitigem Ausscheiden ist eine Rückzahlung von Kursgebühren nicht möglich. In schwerwiegenden Ausnahmesituationen kann in Übereinstimmung mit der Kursleitung evtl. eine Kulanzregelung gefunden werden.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie – wie viele Andere vor Ihnen – den Kurs / das Projekt als für sich passend und bereichernd erleben. Bitte helfen Sie mit, eine frohe, respektvoll-offene, von Rivalitäten freie und konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Auf gute Zusammenarbeit!
Unterschrift(en)

 

 

Tag 1 – Literaturaufgabe 1

 

Bitte arbeiten Sie diese drei Artikel aus Fachzeitschriften durch.

Wenn Sie einen dieser Artikel durch einen anderen, vielleicht neueren Artikel ersetzen möchten, können sie das gerne tun. Dann geben Sie bitte die genaue Quelle an.

Fragen zur Bearbeitung:

    • Welche Anregungen zum Umgang mit hoch begabten Kindern sind darin enthalten?
    • Welche praktische Konsequenz könnten Sie für Ihre Kita ziehen?
    • Nehmen Sie auch kritisch (positiv und/oder negativ) Stellung zu den Ideen der Autorin(nen) Stellung.

Bitte schicken Sie Ihre Ausarbeitung dazu bis zum Datum als Datei (mit der Endung .doc oder .docx oder .txt) in einem Mail-Anhang an:
Kontaktadresse

Tag 10 Beispiel: Freundschaft

Ein Konzept von Freundschaft wird entwickelt

Auszug aus dem Handbuch-Beitrag:
Zum Denken und Fühlen hoch begabter Vorschulkinder

 

Sven war zusammen mit seinem Freund Tom in derselben Kindergartengruppe. Von ganz klein auf waren sie und ihre Familien dick befreundet und unternahmen auch am Wochenende viel gemeinsam. Die beiden Jungen kannten sich gut und haben auch im Kindergarten viel miteinander gespielt.
Sven erwies sich als hoch begabt, wurde später auch getestet, Tom war ein aufgeweckter, auch überdurchschnittlich intelligenter Junge, ohne hoch begabt zu sein.

Beide waren nun fünf Jahre alt geworden. Da kam Sven, der hoch begabte Junge, eines Tages im Kindergarten traurig auf seine Erzieherin zu und sagte: „Der Tom kann nicht mehr mein Freund sein.“ Das war unerhört, und die Eltern, die Erzieherinnen, andere Kinder der Gruppe versuchten herauszufinden, was passiert war, und versuchten, Tom und Sven wieder zusammen zu bringen. Vor allem der unglückliche, von seinem Freund so plötzlich zurückgewiesene Tom versuchte dies immer wieder.

Sven war ebenso tieftraurig und verstört, war aber offenbar nicht in der Lage, seinen Entschluss zu erklären, an dem er aber ganz unbeirrbar festhielt. Er ließ sich auf kein gemeinsames Spiel mehr mit Tom ein und wiederholte einige Tage lang immer nur seine Aussage: „Du kannst nicht mehr mein Freund sein.“ Die ganze Zeit litten beide Kinder sichtlich.

Dann kam Sven eines Tages auf seine Erzieherin zu und sprach den Satz, den er sich offenbar längere Zeit überlegt und genau festgelegt hatte: „Ein richtiger Freund ist doch einer, mit dem man über das sprechen kann, was einen am meisten bewegt.“
Er wollte dazu die Meinung der Erzieherin hören, ob sie das für richtig hielte.
Erklären konnte er seinen Entschluss zunächst nicht.

Aber so allmählich – er dachte offenbar immer wieder selber darüber nach – tastete er sich an eine Erklärung für sich selbst und für die anderen heran. Jeden Tag kam er mit einer anderen Frage oder Aussage auf seine Erzieherin zu:

„In dem Krieg werden auch Kinder umgebracht. Erwachsene bringen Kinder um.“

„Die haben eine Brücke gesprengt. Jetzt können die Menschen nicht mehr über den Fluss, auch wenn einer plötzlich krank ist, der kann dann nicht schnell ins Krankenhaus.“

„Warum können die nicht aufhören mit dem Krieg?“ .

„Kann nicht wer kommen und die alle zwingen, aufzuhören und schnell wieder alles wieder aufzubauen?

„Tun denen denn die Kinder nicht Leid und die Babies?“

Also, Sven beschäftigte sich täglich mit dem Ereignis „Krieg, Tod und Zerstörung“, obwohl die Eltern sich bemühten, ihn von Nachrichten abzuschirmen. Sie wollten mit ihrem Sohn nicht über Krieg reden, weil sie glaubten, dass er dafür noch zu klein wäre. Sven konnte aber schon lesen, las irgendwo die Schlagzeilen der Zeitungen, und vor allem stellte er sich vieles selber vor und dachte darüber nach.

Schließlich hatte Sven die Erklärung gefunden und vertraute sie seiner Erzieherin an:
„Mit Tom wollte ich so reden wie mit dir, über den Krieg und so, aber er hat nur gesagt: >Ja, schlimm – aber lass uns jetzt Lego spielen.< Und am nächsten Tag hat er gesagt: >Hör doch auf damit, das nervt.< Und da konnte er nicht mehr mein Freund sein.“

 

Tag 2 – Beispiel: Rechnen mit dem Fleischklopfer

Auszug aus dem Handbuch-Beitrag: Begriffsbestimmung Hochbegabung, den die Teilnehmer*innen zur Vorbereitung schon gelesen haben sollten.
Als Gedankenstütze:

Lena (4;10) interessiert sich schon seit längerem für Zahlen.

Sie zählt fehlerfrei bis 100. Eines Tages erhält sie von mir, ihrer Erzieherin, den Hinweis, dass man auch in Zehnerschritten (10-20-30-40…) zählen kann. Diesen Hinweis setzt sie sofort um und schafft es auf Anhieb, in Zehnerschritten ohne Fehler bis 100 zu zählen. Unmittelbar danach fragt sie von selbst, ob man auch in Zweierschritten zählen kann. Sie tut dies und müht sich erfolgreich ab (2-4-6-8…), auch hier bis 100 zu kommen…

Zwei Tage später passiert wieder etwas Überraschendes. Zu Hause hat Lena eine ältere Schwester, die in der Schule gerade das kleine Einmaleins lernt, aber nicht möchte, dass die jüngere Schwester ihr bei den Hausaufgaben zusieht und so mitlernt.
Offenbar hat die Abweisung durch die Schwester aber Lenas Interesse am Malnehmen nicht gebremst.

Als Lena eines Tages im Kindergarten, wie so oft,
den Geschirrspüler ausräumt, kommt sie mit dem Fleischklopfer in der Hand und fragt:
“5 mal 5 ist doch 25, nich? Ich habe das auch gezählt.”

Sie betrachtet nachdenklich die pyramidenförmigen Zacken des Fleischklopfers und dreht ihn dann um. Dort hat der Fleischklopfer kleinere, aber deutlich mehr Zacken. Sie zählt laut die erste waagerechte Reihe, dann die erste senkrechte, lässt dabei aber den oberen Eckpunkt aus. Auf meinen Hinweis, dass sie den vergessen hat, antwortet sie: “Wieso, den habe ich doch schon gezählt, bei waagerecht. – Und wie viel ist 7 mal 6? Ich zähle das mal.”