von Hanna Vock

 

Von 2005 bis 2014 sind in Deutschland siebzehn Integrative Schwerpunktkindergärten für Hochbegabtenförderung (IHVO-Zertifikat) entstanden, weitere werden folgen.

Kompetenzerweiterung und neue Strukturen:

Die Wege zum Schwerpunktkindergarten waren durchaus unterschiedlich.
Sieben der bisher bestehenden Schwerpunktkindergärten haben sich im Laufe eines zweieinhalbjährigen gezielten Projektes entwickelt.
Die übrigen haben ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach und nach über die IHVO-Zertifikatskurse weitergebildet und zusätzlich eine halbjährige Projektphase durchlaufen.

Während dieser Projektphase standen im Mittelpunkt:

  • die Einarbeitung von Hochbegabtenförderung in das Konzept der Einrichtung,
  • die Information der Eltern in der Einrichtung und
  • die Öffentlichkeitsarbeit.

Siehe auch: Der Weg der Städtischen Kita Sedanstraße…

Voraussetzungen für das Kita-Zertifikat

Die Voraussetzungen für das Kita-Zertifikat sind einheitlich und hoch gesteckt:
  • Das Team der Kita hat Offenheit und Sensibilität für das Thema Hochbegabtenförderung entwickelt.
  • Der Träger der Einrichtung unterstützt die Schwerpunktsetzung.
  • Die Leiterin oder die stellvertretende Leiterin besitzt das IHVO-Zertifikat.
    Siehe IHVO-Zertifikatskurse.
  • Pro Gruppe besitzt eine Mitarbeiterin / ein Mitarbeiter das IHVO-Zertifikat.
  • Der Schwerpunkt integrative Hochbegabtenförderung ist in der schriftlich niedergelegten pädagogischen Konzeption erkennbar und im Einzugsbereich des Kindergartens öffentlich bekannt.
  • Das Team arbeitet gemeinsam, konstruktiv, beständig und mit hohem fachlichem Austausch daran, hohe Begabungen bei neu aufgenommenen, Kindern zu entdecken und die Kinder angemessen zu fördern.
  • Alle Kinder der Tageseinrichtung werden am Anfang ihrer Kindergartenzeit und ein weiteres Mal, sobald sie fünf Jahre alt werden, gezielt hinsichtlich besonderer und eventuell hoher Begabungen beobachtet. Die Beobachtungen hinsichtlich besonderer oder hoher Begabungen werden notiert, im Team ausgetauscht, mit den Eltern der betreffenden Kinder besprochen und darüber hinaus vertraulich behandelt.
  • Das gesamte Team befasst sich kontinuierlich kritisch und konstruktiv mit den Spiel- und Lernmöglichkeiten für hoch begabte Kinder in der Einrichtung. Der Aufbau von angemessenen Kommunikationsstrukturen wird kontinuierlich beachtet. Gezielte Kleingruppen- und Projektarbeit zur Förderung besonders begabter/besonders interessierter Kinder wird regelmäßig angeboten.
  • Die Leitung und der Träger unterstützen das Team in der inhaltlichen Entwicklung und Umsetzung der Fördermaßnahmen.

Für die Verlängerung des Zertifikats sind diese Voraussetzungen in einem Formular „Interne Qualitätsentwicklung Hochbegabtenförderung“ regelmäßig nachzuweisen.

Möglichkeiten, die die Schwerpunktkindergärten bieten:

Grundlegend für das Konzept ist die Vorstellung von integrativen Gruppen, die sich allmählich aufbauen und höchstens zur Hälfte aus hoch begabten oder vermutet hoch begabten Kindern bestehen. Diese Integrationsform ermöglicht dreierlei:

  • Familien mit hoch begabten oder vermutet hoch begabten Kindern erhalten so ein passendes Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsangebot für ihre Kinder.
  • Die Erzieherin kann (nach entsprechender Fortbildung) Projekte und Kleingruppenarbeit mit komplexeren Anforderungen entwickeln, ohne die Gesamtgruppe zu vernachlässigen. Erfahrungen besagen, dass auch die nicht hoch begabten Kinder davon profitieren.
  • Die hoch begabten Kinder erhalten die Möglichkeit, sich auch zwischen „Ähnlichen“ zu bewegen, also ihre Besonderheiten auch an anderen Kindern wieder zu entdecken. Dies bietet ihnen die Chance, ihre Bedürfnisse nach komplexen Spielideen, nach komplexer Kommunikation und Kooperation auszuleben und Teamgeist zu entwickeln. Die Außenseiterproblematik wird gemildert.

Siehe auch: Integrative Förderung – was heißt das?

 

Die Übersetzung dieses Beitrags ins Englische wurde gesponsert von
Heidi Zimmer, Bergisch Gladbach.
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