von Alexa Kreitlow, Leiterin der Kita „Botzeknööfe“ in Kürten
Mai 2013

 

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Wenn es jetzt um die schnelle Einführung von Inklusion in Kitas geht – wird da nicht ein toller faszinierender Gedanke missbraucht, um eine neue Sparpolitik durchzusetzen, – und das auf Kosten aller unserer Kinder und des Personals?

Um Inklusion verantwortungsvoll zu verwirklichen, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Inklusion kann das Ziel sein, sie ist allerdings nicht von heute auf morgen zu haben. Der Weg zur Inklusion ist lang: Eltern, Erzieher und Träger müssen überzeugt und geschult werden.

Dies können wir nur erreichen, wenn die Regel-Kindergärten personell und räumlich ausreichend ausgestattet sind. Ich gehe davon aus, dass es schon bei der Frage ausreichender personeller und räumlicher Ausstattung unterschiedliche Meinungen gibt. Natürlich soll alles auch kostenneutral geschehen. Es scheint ja genug Geld da zu sein, denn die gut funktionierenden, aber auch teuren Integrativen Einrichtungen sollen Auslaufmodelle werden. Dieses Geld soll dann in die Regeleinrichtungen fließen.

Was mich in der Diskussion stört ist die Tatsache, alle Kinder mit Förderbedarf über einen Kamm zu scheren. Die jeweiligen Fälle sind dabei ganz individuell verschieden und erfordern auch individuelle Förderung. Nicht jeder Kindergarten kann für jedes Kind das Beste sein und nicht jede Erzieherin ist auch gleichzeitig Heilpädagogin.

Aus aktuellem Anlass haben wir im Folgenden einen Artikel aus dem Bonner „General-Anzeiger“ vom August 2016 eingefügt.

Drei Jahre nach dem Kommentar von Alexa Kreitlow sind viele Eltern von Schulkindern enttäuscht, und es wird heftige Kritik geäußert – bezogen auf die Kitas dürfte es nicht anders aussehen.

 

Weiter im Kommentar von 2013:

Viele Kindertageseinrichtungen fühlen sich den ungewöhnlichen Bedürfnissen und Problemen der Kinder weder fachlich, zeitlich, noch räumlich gewachsen. Das verwundert wiederum nicht, wurde uns Erzieherinnen doch über viele Jahre hinweg weisgemacht, wir wären ungeeignet ausgebildet, um die Kinder mit besonderen Bedürfnissen adäquat zu fördern. Und nun soll das plötzlich anders sein, nur weil es zur „political correctness“ gehört, dass sich Kinder mit Behinderung gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung bilden sollen?

Aber wer traut sich, das öffentlich zu sagen? Wer möchte sich denn auch damit outen, dass er nicht auf der „richtigen“ Seite der Moral steht? Wir wollen doch Alle keine Kinder ausgrenzen.

Aber es muss auch leistbar sein, und es sollte wirklich das Beste für die Kinder sein. Wie immer ist es eine Frage des Geldes! Denn mit zusätzlichen Räumen und mehr Personal würden wir sehr gerne dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung Teil unserer Gemeinschaft sein können und dass ihre Behinderung dabei keine Rolle spielt.

Eins ist sicher, auch wir „Botzeknööfe“ werden uns auf den Weg machen, die Forderung nach Inklusion zu erfüllen, aber wir wollen es gut machen. Wir werden es langsam angehen und uns fortbilden und – im Gegensatz zur Politik – zuerst einmal ein Konzept entwerfen.

Wir wollen nicht, dass sich Kinder mit besonderen Bedürfnissen einfach an unsere bestehenden Rahmenbedingungen anpassen müssen. Und wir wissen schon heute, dass das Zusammenleben mit Kindern mit verschiedensten Behinderungen eine völlig neue Konzeption braucht.

Aber all das schaffen wir natürlich nicht bis August 2013, wie es die Politik gerne hätte.

 

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Datum der Veröffentlichung: Mai 2013
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