– Kinder setzen sich mit der Zeit auseinander –

von Klaudia Kruszynski

 

Am Anfang stehen die Vorüberlegungen und Ideen zum Durchführen eines Projektes im Kindergarten.

Was tatsächlich realisiert wird, wird den Kindern überlassen – Änderungen und Abweichungen sind möglich. Auch der Zufall und der Alltag können die Durchführung beeinflussen.

…kurz gefasst…
Der Beitrag beschreibt ein langfristiges Projekt, in dem sich Kindergartenkinder intensiv mit der Zeit auseinandersetzen. Es werden alle Entwicklungsbereiche und Sinne angesprochen, im Zentrum steht mathematische Grundförderung, die die Lernbedürfnisse der hoch begabten Kinder in hohem Maße berücksichtigt.
Verschiedene Projekte bauen in der mathematischen Förderung aufeinander auf, auch wenn das auf den ersten Blick nicht auffällt.

Inhalte des Projekts:

1) Wahrnehmung der Zeit
Vergehen der Zeit bewusst erleben,
zum Beispiel: Wie verändern sich Pflanzen (Blumen) mit der Zeit? Wie verändern sich Menschen mit der Zeit? Was sind Jahreszeiten?

2) Wie kann man Zeit messen?
Experimente, Zeitmesser bauen (Ideen der Kinder), Uhren – verschiedener Arten

3) Was schafft man in einer Minute?
Experimente, Vergleiche, Abläufe dokumentieren (Algorithmen)
Siehe auch: Grundideen der Mathematik

4) Erstellen einer Zeitlinie
Wann war gestern, vorgestern? Wann ist morgen? Was ist morgen am Morgen? Usw.

5) In die Zukunft denken:
Was heißt es:
Ich räume später auf?
Das Bild möchte ich lieber morgen malen.
Was mache ich nächste Woche, zu Weihnachten?
Was mache ich, wenn ich groß bin?

6) Besondere Zeiten: zum Beispiel Advent
Adventskalender, Adventskranz
Jahreswende, Jahresende, Neujahr
Kalender, Monate, ‚Wochen, Tage
Namen der Monate, Wochentage.

7) Wichtige Begriffe:
schnell – langsam, früh – spät, kurz – lang, jetzt – später, immer – nie, selten – häufig – usw.

8 ) Mögliche Experimente:
Was schafft man in einer Minute?
Wie viel schafft man, wenn man die Tätigkeiten schneller/langsamer durchführt?
Wie weit geht man in einer Minute?
Wie viele Schritte macht man in einer Minute? (Unterschiede: große, kleine Kinder; langsame und schnellere Kinder)

Wichtiger Entwicklungsschritt: Zeitabläufe

Was muss ich alles nacheinander tun, um etwas zu machen(schaffen), zum Beispiel
um die Zähne sauber zu bekommen, um einen Kuchen zu backen, um Hände sauber zu bekommen.

Wie lange dauert das?

Dokumentation:

gemalte Bilder, Fotos, Listen, Mappen, usw.

Die Kinder:

Die ausgewählten Kinder waren (alle Namen geändert):

Tim, 5 Jahre 3 Monate
Jan, 4 Jahre 1 Monat
Mark, 5 Jahre 1 Monat
Linea, 4 Jahre 2 Monate
Lukas, 4 Jahre 6 Monate
Anna, 3 Jahre 3 Monate
Julius, 5 Jahre 11 Monate
Sven, 3 Jahre 11 Monate

Wie kamen wir auf dieses Thema?

Die Beobachtung von Tim gab für mich den Anstoß. Ich überlegte, in wie weit ich auch bei anderen Kindern Interesse am Phänomen Zeit erkennen konnte.

Tim

Er kann schon ziemlich gut die Uhr lesen, die vollen Stunden, die halben und Viertelstunden. Für die anderen Zeiten benutzt er Bezeichnungen wie: ein bisschen nach oder vor.

Er kann seine Zeit nicht richtig einschätzen, er frühstückt sehr lange (manchmal bis zu 1 Stunde, wobei das Essen nur wenige Minuten dauert), beim An- und Umziehen ist er fast immer der letzte, genauso ist es beim Aufräumen.

Auf der anderen Seite beschwert er sich, dass er immer nur kurz spielen darf, dass die Bauecke immer besetzt ist.

Ich weiß, dass er schon zu Hause sehr lange braucht, bis er fertig ist. Er könnte viel eher im Kindergarten sein, aber er findet immer etwas, was ihn vom Anziehen, Waschen und Frühstücken ablenkt.

Vor einer Woche kam er wieder sehr spät in den Kindergaten. Seine Mutter sagte uns, dass er zu Hause geweint hat und nicht in den Kindergarten gehen wollte, weil er schon sehr, sehr lange nicht in der Bauecke gespielt hat. Er meinte, die Bauecke wäre immer schon voll. Es sei sehr gemein, dass er da nie spielen darf. Er gab uns die Schuld.

Wir hörten uns seine Beschwerde an und sagten, dass wir es verstehen, dass er so unzufrieden ist. Wir überlegten, wieso er nicht n der Bauecke spielen kann. „Da sind immer andere drin“. „Wieso?“ „Weil sie schon früh im Kindergarten sind“. „Kannst du auch früher in den Kindergarten kommen?“ Seine Mutter nickte, und er sagte „Ja“.

Für diesen Tag haben wir abgemacht, dass er zuerst frühstückt und danach in die Bauecke gehen darf. Um halb zehn war die Bauecke noch frei, aber Tim saß am Frühstückstisch bis 20 nach 10. Wir haben ihn mehrfach erinnern müssen, dass er weiter frühstückt, er unterhielt sich mit den Kindern, beobachtete, was die anderen tun, träumte, schaute zum Fenster hin, spielte mit seinem Essen usw. bis er auch mit dem Zähneputzen fertig war, war es schon kurz vor elf.

Genauso ist es beim Malen oder Basteln. Die reine Tätigkeit dauert bei Tim nicht länger als bei den anderen Kindern, er hat auch keine Schwierigkeiten bei der Durchführung. Aber er verliert sehr viel Zeit durch verschiedene Ablenkungen, und schließlich verliert er auch die Lust weiter bzw. zu Ende zu arbeiten.

Dies bereitet uns Sorgen. Er könnte früher eingeschult werden, er würde den Stoff in der Schule gut begreifen, gut rechnen, viel wissen beweisen, aber wie würde es mit dem selbstständigen Arbeiten klappen? Würde er mitkommen? Was passiert, wenn langweilige oder langwierige Aufgaben gelöst werden müssen?

Tim weiß, dass er viel Zeit verliert, er möchte flott sein, nur es klappt nicht immer.

Ich habe mir überlegt, dass ich ihm bewusst machen kann, wie die Zeit vergeht. Dass er lernen könnte, selber wahrzunehmen, was geschieht, wann er sich auf sein Tun konzentriert und wann er sich davon entfernt.

Jan

Manchmal hat er ähnliche Probleme mit der Zeit wie sein Freund Tim. Außerdem interessiert er sich für alles, was mit Mechanik zu tun hat. Vielleicht hat er eine Idee, wie die Uhr funktioniert? Er macht auch gerne verschiedene Versuche. Er diskutiert gerne, entwickelt eigene Ideen, hat sehr viel allgemeines Wissen.

Mark

Er könnte sehr viel Spaß an den Experimenten und Versuchen haben. Er hat auch viel Wissen, aber er zeigt es ungern. Ich hoffe, dass er im Spiel seine Hemmungen vergisst und mehr Selbstvertrauen gewinnt.

Lukas

Er ist neu in unserer Gruppe, war schon ein Jahr in einem anderen Kindergarten. Er hat Sprachprobleme: undeutliche Artikulation und falscher Satzbau. Er denkt sehr schnell, macht sehr große Puzzle-Spiele, malt Unmengen an Bildern. Er ist sehr konzentriert bei den Aufgaben, zielstrebig (manchmal trickst er, um sein Ziel zu erreichen) und ausdauernd im Verlangen nach Mandala-Bildern. Er hat noch keinen Freund gefunden, spielt meistens alleine oder mit den Erzieherinnen. Er wird von den Kindern nicht richtig verstanden, auch Erwachsene verstehen ihn schwer.

Ich hoffe, dass er durch das gemeinsame Experimentieren mehr Kontakte zu den anderen Kindern bekommt und seine Scharfsinnigkeit das Projekt bereichern wird.

Linea

Wenn sie etwas malt oder bastelt, ist sie dabei sehr ausdauernd, in jungem Alter von 3 Jahren und 10 Monaten interessierte sie sich für ein Projekt „Schule spielen“ und hat alle Arbeitsblätter ausgefüllt. In der gleichen Zeit stickte und webte sie, ihre Ergebnisse konnte man mit denen der Sechsjährigen vergleichen. Sie ist sehr vernünftig – sie benutzt die Argumente der Erwachsenen und steht dahinter, z.B. „Man darf die Zahnbürste nicht aus Spaß vertauschen, weil man sich mit Schnupfen anstecken kann, man macht das einfach nicht!“

Sie interessiert sich sehr für Buchstaben und Zahlen, liebt außergewöhnliche Aufgaben (etwas später, mit 4 Jahren, erstellte sie ein Bilderbuch). Sie möchte die Uhr lernen.

Anna

Sie ist das jüngste Kind in unserer Gruppe. Sie freundete sich mit Linea an. Sie beobachtet genau alles, was im Raum geschieht, nimmt gerne an allen Angeboten teil. Sie redet wenig – man könnte denken, sie wäre sehr schüchtern. Zu Hause erzählt sie detailliert, was die Erzieherinnen gesagt/gemacht haben, ebenso, was die Kinder gemacht haben. Bei allen Tätigkeiten erzielt sie Ergebnisse wie die älteren Kinder, sie ist schon längst selbstständig und natürlich auch sehr vernünftig.

Einstieg in das Projekt

Donnerstag, der 11.11.04:
Tim, Jan und Ahmed wollen gemeinsam frühstücken. Ich frage sie, ob sie wissen möchten, wie lange sie essen. Ich zeige ihnen die Stoppuhr und erkläre, wie sie funktioniert. Das möchten die Kinder. Auf mein Zeichen fangen sie an, und ich starte die Uhr. Ich sage den Kindern, dass wir es aufschreiben, wie lange es bei Jedem dauert. Die Kinder essen wie immer, in eigenem Tempo. Ich erinnere sie nicht daran, dass sie weiter essen. Dieses Messen möchten wir jeden Tag fortführen.

Eine kleine Gruppe Kinder trifft sich im Nebenraum. Dabei sind: Tim, Jan, Mark, Lukas, Kris, Jane, Linea, Kim, Carolin. Ich zeige den Kindern die Stoppuhr. Manche wissen es schon, was man mit der Stoppuhr machen kann. Wir beschließen es auszuprobieren.

Diese Uhr hat mehrere Funktionen, sie zeigt die Tageszeit an, kann als Timer benutzt werden und als Stoppuhr. Wir probieren diese Funktionen aus.

Man kann z.B. sehen, wie lange ein Minute dauert. Ich frage die Kinder, ob sie wissen, wie lange eine Minute dauert? Die meisten sagen „Ja“. Dann machen wir einen Versuch: ich stelle den Timer auf eine Minute, die Kinder sollen ihre Augen so lange geschlossen halten, wie sie glauben, dass eine Minute dauert. Ich drücke „Start“. Manche Kinder öffnen ihre Augen schon nach ein paar Sekunden, einige halten sie lange geschlossen. Ich huste einmal, als die Minute um ist. Die letzten Kinder öffnen die Augen. Dann frage ich sie, ob sie es gehört haben, wie ich gehustet habe – da war die Minute gerade vorbei. Sie lachen.

Beim zweiten Versuch sollen sie nur auf der Uhr beobachten, was sich verändert, wenn die Zeit läuft. Sie merken sofort, dass die Eins verschwunden ist und die Zahlen ändern sich. Einer sagt, die Zahlen werden immer kleiner. Bei der Null piepst die Uhr. Danach benutzen wir die Stoppuhrfunktion, wir fangen bei 0:00 an. Die Kinder zählen mit, sie sehen, dass nach 0:59 eine 1:00 kommt. Tim und Jan wissen, dass es Sekunden waren, die immer mehr geworden sind.

Jan sagt auch, dass die Uhr einmal vorwärts und einmal rückwärts gelaufen war. Man kann mit der Stoppuhr messen, wie lange etwas dauert. Wir singen das Lied: „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“. Danach hat Tim abgelesen, wie lange es gedauert hat: 18 Sekunden. Wir wiederholen den Versuch, es dauert 19 Sekunden. Danach singen wir sehr schnell – 13 Sekunden sind nur vergangen. Zum Schluss singen wir sehr langsam, es dauert 24 Sekunden. Die Kinder finden es sehr faszinierend, sie möchten noch andere Versuche machen.

Einer schlägt vor, dass wir messen können, wie lange man sich ein Bilderbuch anschaut. Tim meldet sich als erster. Er öffnet das Buch, Jan startet die Uhr. Tim fängt an zu lesen (!). Alle sind überrascht, einige Kinder freuen sich, manche werden sehr ernst. Obwohl die Aufgabe anders war, lasse ich ihn das Buch zu Ende lesen. (Wenn man Tim darum bittet etwas vorzulesen, blockt er sofort ab, hat keine Lust oder er sagt, er kann noch nicht lesen.) Bei manchen schwierigen Wörtern helfe ich ihm. Tim benutzt beim Lesen verschiedene Techniken: Er buchstabiert, er liest kurze Wörter wie „die“ oder „in“ auf einmal, manche Wörter rät er vom Sinn der Geschichte. Oft verwechselt er „d“ mit „b“. Nach 9 Minuten und 50 Sekunden ist er fertig. Danach lese ich die Geschichte noch mal, es dauert 1 Minute und 21 Sekunden.

Die Kinder verlassen den Nebenraum, Jan hilft mir beim Aufräumen. Er sagt, er kann auch schon die Buchstaben und singt „A,b,c,d,e,f,g,h,i,j,k,l,m,n,o,p,q,r,s,t,u,v,w,x,y und z“. bis jetzt hat Jan immer abgestritten, dass er die Buchstaben kennt, oder er meinte, dass er sie erst in der Schule lernen wird. (Ich habe schon vor einem Jahr beobachtet, dass er die Buchstaben kennt).

Es war deutlich zu sehen, dass das Vorlesen von Tim auf ihn einen großen Eindruck gemacht hat. Ich kann es mir vorstellen, dass er auch bald lesen wird. Sein Motiv wird wahrscheinlich die Tatsache sein, dass sein bester Freund es schon kann.

Freitag, der 12.11.04:

Wir messen wieder die Zeit, die Jan, Tim und Ahmed zum Frühstücken brauchen. Ich schreibe sie auf. Ich habe beschlossen, dass ich einen Bogen entwerfen muss, worauf die Kinder selbstständig ihre Zeiten eintragen können. Zusätzlich sollen sie aufzeichnen, was sie zu essen hatten. Nach mehreren Versuchen könnten wir uns die Bögen anschauen und überlegen, wieso die Zeiten verschieden sind.

Später trifft sich die Gruppe im Nebenraum. Es sind auch andere Kinder dabei. Ich habe drei verschiedene Uhren dabei, die von gestern, eine Sport-Stoppuhr und einen Reisewecker. Die Kinder schauen sich die Uhren an, manche haben sie vorher schon woanders gesehen. Ich frage, wodurch sie sich voneinander unterscheiden. Sie erkennen, dass zwei nur die Zahlen zeigen – ich sage, es sind Digitalanzeigen. Die dritte Uhr hat Zeiger.

Welche Zeit zeigen die Uhren? Jan, Tim und Mark sagen: 11 Uhr 12.
Was zeigt die dritte Uhr?
Erst jetzt entdecken die Kinder, dass diese Uhr eine andere Zeit zeigt. Die Zeiger bewegen sich nicht. „Wieso?“
„Sie ist kaputt. Nein, da ist keine Batterie drin!“

Ich frage die Kinder, ob sie mit mir „Die Zeitdetektive“ spielen wollen? Diese Idee gefällt den Kindern, obwohl sie noch nicht wissen, was die Zeitdetektive tun. So fängt unser Projekt „Zeit“ an.

Zeit, Tempo, Rhythmus, Reihenfolge

Dies ist ein Turnangebot für Kinder von 3 bis 6 Jahren

Ziele:

Erkennen und Unterscheiden von verschiedenen Geschwindigkeiten: langsam, schell
Durchführen von verschiedenen Bewegungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Schätzen und Ausprobieren, wie lange es dauert eine Tätigkeit (Bewegung) durchzuführen, auch mit dem unterschiedlichen Tempo.

Messen der Zeit, die man für die Durchführung braucht, aufschreiben.

Schützen und Ausprobieren, was man in der Zeit von 1 Minute schafft, wie weit man gehen, springen, krabbeln, usw. kann.

Merken einer bestimmten Reihenfolge der Aufgaben, durchführen, Zeit messen, aufschreiben.

Aufgaben für die Zeitdetektive:

  • Bedienen (Benutzen) der Stoppuhr,
  • Messen und Aufschreiben der Zeiten,
  • Helfen bei der Durchführung der Turnstunde,
  • Verteilen der Gegenstände,
  • Entwickeln der Aufgaben.

Gegenstände, Hilfsmittel:

Stoppuhr
Kärtchen mit Zeichen: Schnecke, Igel, Hase
Häuserzeichen
Tamburin
Messtabellen, Stifte, kleine Zettel
Turnbank, Kasten, Hütchen, usw.

Spiele:

  • Langsam – schnell: laufen, springen, klatschen, stampfen – Tamburin
  • „Was bin ich?“- Kärtchen mit Tiersymbolen, Häuschen, Stoppuhr : die Kinder bekommen Kärtchen mit Tiersymbolen. Auf ein Zeichen bewegen sie sich so schnell, wie die abgebildeten Tiere es tun. Die Zeitdetektive müssen erkennen, welches Tier jedes Kind ist und in das richtige Häuschen führen, dabei kann die Zeit gemessen werden. Danach werden die Kärtchen kontrolliert.
  • Wie lange dauert es, bis eine „Schnecke“, „Igel“ oder „Hase“ durch die ganze Turnhalle gelaufen sind – Stoppuhr, Kärtchen, Stifte .
  • Wie weit laufen die „Tiere“ in der Zeit von 1 Minute – Diagramme, Stifte .
  • Eine Spielgeschichte: „Wir gehen angeln“. Ziel des Spieles ist einen Fisch in den Topf zu werfen. Vorher müssen verschiedene Aufgaben erfüllt werden, dabei ist die Reihenfolge wichtig: aus dem Kasten muss die Angel rausgeholt werden, die Stiefel müssen angezogen werden, ein Eimer muss mitgenommen werden, dann geht es über eine Brücke (Bank) zu dem See ( blaues Tuch ), ein Fisch wird gefangen, in den Eimer geworfen, dann zurück über die Brücke, die Stiefel ausziehen, die Angel in den Kasten zurücklegen und den Fisch in den Topf werfen. Die Zeitdetektive messen und schreiben die Zeiten der Kinder auf.

Ablauf und Reflexion:

Zu dieser Turnstunde sind 24 Kinder aus allen Gruppen gekommen. Darunter sind Kinder aller Altersstufen. Von den Zeitdetektiven sind Tim, Mark, Jan, Lukas und Linea dabei. Ich werde von einer Kollegin unterstützt, eine Vorpraktikantin ist auch dabei.

Die Zeitdetektive erfüllen anfangs ihre Aufgaben (Tempo vorgeben durch das Hochhalten der Karten mit den Tiersymbolen, Zeit messen, Tiere erkennen und in die richtigen Häuschen führen). Mit der Zeit möchten sie lieber auch wie die anderen Kinder mitlaufen, Tiere sein. Also übernehme ich einen Teil der Aufgaben.
Die jüngeren Kinder laufen so schnell wie die anderen, sie sind noch nicht in der Lage, sich an die individuellen Vorgaben zu halten. Aus diesem Grund können die Zeitdetektive nur sehr schlecht erkennen, welche Tiere sie sind. Das individuelle Messen jedes Tieres müssen wir durch Gruppenmessen ersetzten (eine zu große Kinderzahl). Die Spielgeschichte: „Wir gehen angeln“ gefällt den Kindern sehr, alle wollen mitmachen. Leider erlaubt es die Zeit nicht. Dazu kommt, dass ich ein größeres Kind als erstes ausgesucht habe, und dieses Kind war so aufgeregt, dass es alle Aufgaben besonders auszelebriert hat, wollte dabei sehr komisch sein. Das nächste Kind war viel schneller. Ich habe den Kindern versprochen, dass wir demnächst dieses Spiel noch mal machen.

Fazit

Die Idee mit den Tieren war gut, die jüngeren Kinder brauchen mehr Wiederholungen, erst dann können die Zeitdetektive ihre Aufgaben richtig erfüllen. Bei einer größeren Kinderzahl sind individuelle Messungen nicht angebracht. Die Zeit von einer Minute ist in der Praxis sehr lang, die schnelleren Kinder durchlaufen die Turnhalle in einer kürzeren Zeit.

Ich habe beschlossen, ein ähnliches Angebot in einer kleinen Gruppe durchzuführen, die Zeitintervalle von einer Minute auf 30 Sekunden zu verkürzen. So werden die Zeitdetektive nicht überfordert und können ihre Aufgaben selbstständig lösen.

Spiele wie „Wir gehen angeln“ können öfters durchgeführt werden.

Sonnenuhr

Am Donnerstag zeigte ich den Kindern ein Buch über die Uhr. Ich habe es auf der Seite geöffnet, wo die Kinder sehen konnten, wie man früher die Zeit gemessen hat.

Ich erzählte, wie die chinesische Feuer-Uhr funktionierte. Dann haben wir gesehen, wie die ägyptische Wasser-Uhr von innen ausgesehen hat.

Wir überlegten, wie man Kerzen zum Zeitmessen benutzt hat.

Dann erkannten die Kinder eine Sand-Uhr. Die ist genauso wie unsere Zahnputz-Uhr.

Danach waren im Buch verschiedene mechanische Uhren gezeigt. Man konnte die Abbildungen aufklappen und schauen, was in der Uhr drin ist. Jan war begeistert von den vielen Zahnrädern. Für jeden Zeiger sind andere Zahnräder da. Für den dicken Stunden-Zeiger dreht sich das Rad langsam, für den Minuten-Zeiger schneller. Am schnellsten dreht sich das Rad für den Sekunden-Zeiger.

Über der Abbildung einer Kiste stand geschrieben: Hier befindet sich die älteste Uhr der Welt. Keiner wusste was gemeint war. Wir öffneten die Klappe: In der Kiste war ein Hahn. „Ja, stimmt“ hat Jan gerufen. „Der Hahn macht jeden Tag Kikeriki“.

Dann entdeckten die Kinder noch eine Uhr.

So was haben sie noch nicht gesehen. Ich sagte, dass es eine Sonnen-Uhr ist, und erklärte, wie sie funktionierte. Ich nahm dazu einen Stock. Die Sonne schien durch das Fenster, und auf dem Tisch konnte man den Schatten des Stockes sehen. Jan weiß, wie die Sonne in verschiedenen Tageszeiten am Himmel steht. Wir überlegten, wo der Schatten beim Sonnenaufgang ist, wo mittags (Jan sagte: der Schatten ist dann sehr kurz) und wo beim Sonnenuntergang. Und plötzlich beschlossen wir, es selber zu versuchen.

Ich holte einen langen Stock, eine Uhr und Kreide. Draußen suchten wir eine geeignete Stelle. Ich steckte den Stock in die Erde. Auf dem Boden warf der Stock einen Schatten. Jan malte einen Strich entlang des Schattens. Von der Uhr hat er die aktuelle Tageszeit abgelesen und neben dem Schatten aufgeschrieben.

 

 

 

Alle paar Minuten wiederholte er diese Tätigkeit. Kurz vor zwölf Uhr begleiteten ihn Max und Mark. Jan erzählte ihnen, was er macht. Auf dem Boden waren schon mehrere Stiche und verschiedene Uhrzeiten. Max half Jan beim Schreiben.

Dann habe ich gefragt, ob sie wüssten, wo der Schatten um zwei Uhr sein wird. Max stellte sich auf den zuletzt gemalten Stich und ging entlang weiter, so als ob der Strich sich mit der Zeit verlängern würde. Jan schaute skeptisch und überlegte.

Ich fragte, in welche Richtung bewegt sich der Schatten mit der Zeit? Jan zeigte es sichtig. Ich habe ihn gebeten einen Pfeil zu malen. Dann wiederholte ich die erste Frage. Jan zeigte eine Stelle (die meiner Meinung nach gut geschätzt wurde) und malte einen Kreis drauf.

Kurz vor zwei Uhr waren keine Kinder im Kindergarten. Deshalb habe ich selber einen neuen Strich entlang des Schattens gemalt und die Zeit aufgeschrieben. Nach dem Turnen am Nachmittag sind wir gegen drei Uhr nach draußen gegangen.

Die Kinder sind sofort zu der Sonnen-Uhr gerannt. Auf dem Boden konnte man keinen Schatten mehr sehen. Sie sagten, die Sonne ist nicht mehr da. Tatsächlich war sie hinter einem Haus verschwunden. Wir suchten im Garten nach einer Stelle, von der wir die Sonne noch sehen könnten. Schließlich war sie noch nicht untergegangen. Da war der Rasen heller und der Raureif war geschmolzen.

 

 

 

Im Schatten war der Rasen weiß vom Raureif. In alten Autoreifen entdeckten die Kinder gefrorenes Wasser und beschäftigten sich mit den „Eisbergen“. Die Sonnen-Uhr wurde vergessen, sie ging nicht mehr. Hoffentlich haben wir morgen auch so schönes Wetter wie heute, dann geht die Uhr wieder. Wenn nicht, hoffe ich, dass die Kinder es wissen, wieso sie nicht geht.

 

 

Am nächsten Tag war das Wetter schlecht, der Himmel war bewölkt. Tim und Jan sind zu der Uhr gegangen. Sie merkten, dass auf dem Boden kein Schatten war. Sie wussten, dass es am Wetter lag. Später habe ich sie gefragt, ob die Sonnen-Uhr eine gute Erfindung war. Sie meinten schon, aber bei schlechtem Wetter konnte man nicht wissen, wie spät es ist. „Stimmt“ – habe ich gesagt. „Aus diesem Grund haben die Menschen andere Uhren erfunden, die auch bei schlechtem Wetter gehen“.

Wie lange frühstücken wir?

Zwei Wochen lang haben Tim, Mark, Jan, Linea, Anna und Denise beim Frühstücken die Zeit gemessen, die sie für das Aufessen gebraucht haben. Praktisch ist es so abgelaufen:

  • Das Frühstück wurde ausgepackt, der Zettel mit der Tabelle wurde aus dem Eigentumsfach rausgeholt,
  • das Kind schaute sich das Essen an und benannte die einzelnen Teile, z.B. Apfel, Butterbrot, Joghurt,
  • in der Tabelle wurden Kreuze in die entsprechenden Spalten gemacht,
  • der Timer wurde auf 00:00 eingestellt,
  • das Wort: „Start“ wurde ausgesprochen und die Starttaste betätigt,
  • das Kind fing an zu essen,
  • wenn das Kind fertig war, wurde die Taste „Stopp“ gedrückt,
  • die Zeit wurde vom Timer abgelesen und in die Tabelle geschrieben, der Zettel mit der Tabelle wurde zurück ins Fach gelegt.

Nach Möglichkeit haben die Kinder die Zeiten selbstständig aufgeschrieben. Problematisch war es, wenn mehr als zwei von den oben genannten Kindern gleichzeitig frühstückten. Da mussten wir Erwachsene helfen.

Nach zwei Wochen habe ich die Zettel eingesammelt. Für das weitere Arbeiten habe ich „Minuten-Streifen“ und bunte Stifte auf den Tisch gelegt. Eine Minute ist ein Kästchen auf dem Streifen.

Wie lange eine Minute dauert, haben wir schon bei anderen Spielen erforscht, wir haben auch ein „Minuten-Band“, wo alle Minuten, die wir im Kindergarten verbringen, drauf sind. Für jeden Wochentag haben sich die Kinder eine Farbe ausgesucht. In dieser Farbe wurde das Kästchen mit dem Wochentag und Minuten-Kästchen ausgemalt. Von der Frühstück-Tabelle wurde die Minuten-Zahl entnommen und dann die entsprechende Zahl Minuten-Kästchen ausgemalt. So entstanden Streifen, die die Kinder ausgeschnitten haben. Danach wurden die Streifen passen zu den Tagen in die Tabelle geklebt.

Und dann konnten die Kinder auf Entdeckungsreise gehen:

  • Welcher Streifen ist der längste?
  • Welcher Tag war es?
  • Was hatte ich an diesem Tag mit?
  • Wie lange braucht man für einen Apfel oder Joghurt?
  • Brauche ich für das gleiche Essen auch die gleiche Zeit?
  • Wieso habe ich für wenig so viel Zeit gebraucht?
  • Brauche ich immer lange, oder bin ich manchmal ganz fix?

Bei diesem Angebot lernten die Kinder: einen Timer zu bedienen, eine wissenschaftliche Beobachtung zu führen, die Beobachtung zu dokumentieren, Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen, über verschiedene Faktoren zu reflektieren: die Art des Lebensmittels, die Menge, das eigene Essverhalten.

Ziel dieser Selbstbeobachtung ist auch zu erkennen, wie viel Zeit von der gesamten Kindergarten-Zeit für das Frühstücken verbraucht wird. Dabei hoffe ich, dass mancher eine Antwort auf die Frage „Wieso konnte ich schon wieder nicht in der Bauecke spielen?“ findet.

Der Kindergarten-Zeit-Streifen

In einem Gespräch habe ich den Kindern den „Kindergarten-Zeit-Streifen“ gezeigt. Der Streifen fängt mit 7:30 Uhr an. Danach folgen alle 270 Minuten, die vollen Stunden sind markiert.

Als Erstes haben wir geguckt, wann der Kindergarten anfängt, wann ich und meine Kollegin in die Gruppe kommen, in welchem Bereich das Frühstücken, Spielen, der Stuhlkreis, das Abholen liegen.

Als nächstes habe ich Fotos von verschiedenen Aktivitäten gemacht, und die Ausdrucke haben die Kinder ausgeschnitten und auf bunte Quadrate geklebt. So gehört die rote Farbe dem Gesellschafts-Spiel, die dunkelblaue dem Zähneputzen, gelb ist Frühstücken, schwarz ist Lego-Spielen usw.

Die Quadrate sind auf einem großen Plakat angebracht. Man kann sie abnehmen und auf den Zeit-Streifen montieren. Man kann auch in der entsprechenden Farbe die Minuten-Kästchen ausmalen und gucken, welche Aktivitäten durchgeführt werden.

Man kann aber auch Zeitdetektiv spielen.

Dieses Spiel geht so: Ein Kind wird zum Zeitdetektiv. Der Zeitdetektiv beobachtet den ganzen Tag ein ausgesuchtes Kind. Zum Detektiv-Werkzeugt gehören: eine Uhr, bunte Stifte und Notizpapier. Der Detektiv achtet darauf, wann das Kind in den Kindergarten kommt, wann es anfängt zu spielen, essen, Zähne zu putzen, malen, wann es fertig ist, wann es abgeholt wird. Jedes Mal wird die Zeit von der Uhr abgelesen und notiert, zusätzlich werden bunte Markierungen gemacht, die den Farben der Quadrate auf dem Plakat entsprechen. An einem anderen Tag wird die Detektivarbeit dokumentiert. Für das beobachtete Kind habe ich einen Zeit-Streifen vorbereitet. Der Detektiv muss nun entsprechende Anfangszeiten suchen und die Minuten-Kästchen in der richtigen Farbe ausmalen.

So kann man die Dauer der Aktivitäten errechnen, den Anteil einer Tätigkeit in der gesamten Kindergartenzeit erkennen. Es sind auch Lücken dabei; das sind Zeiten, wo die Kinder nur zuschauen, sich überlegen, was sie als nächstes tun wollen oder einfach nichts tun.

Tim war der Detektiv bei Mark. An diesem Tag feierte Mark seinen Geburtstag. Ich habe mit Tim abgemacht, dass er mir immer Bescheid sagt, wenn Mark eine neue Tätigkeit anfängt, damit ich Fotos machen kann. So konnte Tim am nächsten Tag bei der Fertigung des Zeitstreifens die Fotos aufkleben. Als der Streifen fertig war, suchten wir nach einem Platz, wo wir ihn aufhängen konnten. Wichtig war, dass er auf Augenhöhe der Kinder hing. So haben wir uns für die Bauecke entschieden.

 

 

Am nächsten Tag freute sich Mark über diese Überraschung. Auch die anderen Kinder interessierten sich dafür.

Meine erste Uhr – ein Bausatz für Kinder

In einem Kindergartenbedarf-Katalog entdeckte ich eine Uhr, die Kinder selber bauen können. Das Gehäuse ist durchsichtig, deshalb können die Kinder sehen, wie die Uhr von innen aussieht. Jan interessiert sich sehr für Mechanik. Er weiß, wie manche Maschinen funktionieren. Als wir das Thema „Vom Korn zum Brot“ hatten, erklärte er uns, wie eine Wassermühle funktioniert. Dabei erwähnte er die vielen Zahnräder und erläuterte, wie sie zusammenarbeiten und die Mühlensteine in Bewegung setzen.

Wir besorgten für die Gruppe einen Satz mit verschiedenen Zahnrädern, damit alle Kinder begreifen können, wie die Kraft von einem Rad auf die nächsten Räder übergeht, welche praktische Bedeutung die Zahl der Zähne hat.

Immer wieder gehen Kinder an die Magnet-Tafel, wo sich die Zahnräder befinden. Sie probieren verschiedene Kombinationen aus, bauen längere Reihen usw. sie sehen, wie die Kraft übertragen wird, sie sehen auch, dass sich die kleinen Räder schneller drehen als die großen. Sie entdecken auch, dass man der Reihe den Schwung mit einem großen Rad leichter geben kann, als mit einem kleineren. Durch das Hantieren entdeckten die Kinder die Gesetzte der Mechanik. Es fehlte nur eine praktische Anwendung der Gesetze.

So haben wir uns entschieden, die Uhr zu bestellen.

An einem Nachmittag wollten wir die Uhr zusammenbauen. Jan ist sehr aufgeregt gewesen, er hielt die Packung fest in der Hand und wollte sofort anfangen. Zuerst mussten wir die Verpackung entfernen. Dann holten wir aus der Schachtel alle Bauteile und die Anleitung.

Jan guckte sich die vielen Zahnräder an, dabei bemerkte er, dass sie Prägungen haben. Ganz schnell begriff er, wie die Räder in die Fassung eingesetzt werden müssen. Sehr schnell war die Uhr fertig gebaut. Leider konnten wir die letzte Klemme nicht befestigen, weil die Öffnung im Gehäuse zu eng war.

Trotzdem versuchten wir die Uhr zum Gehen zu bringen. Das Pendel wollte aber nicht pendeln, wir konnten es nur mit der Hand in Bewegung setzen, und dann bleib es gleich stehen. Ich schaute in die Bauanleitung. Dort stand, dass wir uns nicht entmutigen lassen sollten, sonder prüfen, ob alles richtig sitzt. So haben wir die Uhr aufgemacht und auseinander gebaut. Dann wurden noch mal Schritt für Schritt alle Teile reingesetzt. Jan arbeitete alleine, die anderen Kinder schauten nur zu. Bald war die Uhr fertig, und wir versuchten es noch mal. Leider ohne Erfolg. Wir konnten das Pendel nur mit der Hand durch Anschubsen bewegen, dabei konnten wir sehen, wie die Zahnräder sich drehen. Aber die Uhr ging nicht. Wir ließen uns schon wieder nicht entmutigen und überlegten, wieso es nicht klappte. Vielleicht liegt es an der Klemme, die nicht rein gesteckt werden kann. Ich habe vorgeschlagen, dass ich die Uhr mit nach Hause nehme und meinen Mann frage, ob er die Öffnung erweitern kann. Im Kindergarten haben wir kein Werkzeug für Kunststoff. Jan war einverstanden und half mir beim Verpacken der Uhr.

Leider haben alle Bemühungen nichts gebracht, die Uhr ließ sich nicht zum Gehen bringen.

Ich zeigte sie einem Bekannten, der ein Uhren-Sammler ist und jede Uhr reparieren kann. Er meinte, unsere Uhr wären nicht ordentlich produziert worden, die Teile sind nicht sauber gegossen.

Es ist wirklich schade, dass das Spielzeug für Kinder immer wieder mit wenig Sorgfalt hergestellt wird. Die Enttäuschung war sehr groß.

 

 

Anmerkung Hanna Vock:

Im Jahr 2011 kaufte ich im Museumsshop des Deutschen Museums in Bonn eine baugleiche Uhr. Sie heißt „My First Clock“ und ist auch über amazon erhätlich. Als der Bausatz (33 Teile) fertig zusammen gebaut war, tickte die Uhr zwar sehr laut, lief aber einwandfrei. Da hatten die Projekt-Kinder wirklich Pech gehabt.

„Zähneputzen – Memory-Spiel“

Bei uns im Kindergarten putzen die Kinder ihre Zähne nach dem Frühstück. Sie machen es selbstständig im Waschraum, wo sie ihre Becher und Bürsten an den Handtuchhaken haben. In unserer Gruppe ist es die Regel, dass nur zwei Kinder gleichzeitig Zähne putzen können. Damit die Kinder nicht ständig nachschauen müssen, ob ein Platz frei ist, haben wir „Zahn-Mäuse“ an einer Tafel. Wenn die Mäuse im Nest sind, ist ein Platz frei, wenn beide am Käse sitzen, muss man warten. Einmal im Jahr besucht uns eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes und erklärt den Kindern, wie die Zähne richtig geputzt werden. In der übrigen Zeit läuft das Zähneputzen weiter und liegt überwiegend in der Verantwortung der Kinder. Die Erzieherinnen unterstützen es nach Möglichkeit, achten darauf, dass die Zahnbürsten rechtzeitig ausgetauscht werden, kontrollieren, ob die Becher sauber gehalten werden, kümmern sich um den Zahncreme-Nachschub.

Und so passiert es immer wieder, dass etwas im Waschraum falsch läuft. Entweder werden die Zahnbürsten vertauscht, oder die Spiegel mit der Zahncreme beschmiert. Manchmal gibt es eine kleine Überschwemmung, weil die Kinder gar nicht die Zähne, sondern die Waschbecken putzen. Manche Kinder verbleiben im Waschraum besonders lange, manche kommen nach 10 Sekunden zurück. Und die Becher sind weiß von den Zahncremeresten usw. Wenn wir es im Stuhlkreis ansprechen, meinen Alle, dass sie richtig ihre Zähne putzen. Unsere Beobachtungen zeigen uns aber, dass das nicht stimmt.

Eines Tages habe ich mit ein paar Kindern über das Zähneputzen gesprochen und wollte herausfinden, ob sie wissen, was man alles machen muss, um die Zähne sauber zu bekommen. Ich stellte die Frage: „Was macht man zuerst?“ Antworten der Kinder: „Zahncreme drauf!“ „Nein, erst das Wasser holen!“ „Nein, erst die Maus!“ Die Kinder geben mir verschiedene Antworten. Demnach würde das „Zähneputzen“ aus Wasser holen, Creme drauf, ausspülen, Maus zurück bestehen. Ich stellte wieder die Frage: „Was macht man zuerst?“

Langsam überlegten wir uns die einzelnen Schritte: die Maus auf den Käse setzen, den Becher holen, Zahncreme aufmachen, eine kleine Menge (Erbsengröße) auf die Bürste herausdrücken, die Tube verschließen, Wasser in den Becher füllen, Zähne bürsten: hin und her, oben und unten ausfegen, ausspucken, ausspülen, die Zahnbürste sauber spülen, auch den Becher, den Mund waschen, den Becher und die Bürste zurück dan den Haken bringen, abtrocknen, in den Gruppenraum gehen und die Maus abmachen.

Wie man bei genauer Überlegung merkt, sind es viele (!) Einzelschritte. Kein Wunder, dass sich nicht jeder alles merken kann. Auch die richtige Reihenfolge ist wichtig. Ich habe vorgeschlagen, eine Foto-Reihe zu machen, um die Kinder beim Zähneputzen zu unterstützen.

Julius und Max wollten mitmachen. Also wurden sie meine Models und achteten darauf, dass ich alles fotografiere. Dabei gaben sie sich besonders viel Mühe.

Am Abend zu Hause habe ich die Bilder ausgedruckt und am nächsten Tag machten wir daraus ein Memory-Spiel.

Es sind 12 Paare, die man finden muss. Die Kinder müssen sehr genau hinschauen, wenn sie die Tätigkeit richtig erkennen wollen. Nach dem Spiel kann man die Karten in der richtigen Reihenfolge legen. Eine schwierigere Variante dieses Spiel ist, die Pärchen von Anfang an in der richtigen Reihenfolge zu suchen. Mit den jüngeren Kindern kann man noch anders spielen. Die erste Hälfte der Karten wird gemeinsam in der richtigen Reihenfolge gelegt. Die anderen Karten werden vermischt und verteilt. Dann verdecken die Kinder reihum die Karten der Reihe, man kann nur die nächste legen. Hat das Kind die Karte nicht, ist das nächste Kind dran. Bei allen möglichen Spielvarianten ist es wichtig, die abgebildete Tätigkeit zu benennen oder an die vorherige anzuschließen, zum Beispiel: „Nach dem Ausspucken den Becher sauber machen“. Durch das Wiederholen des Spiels kann sich der ganze Ablauf des Zähneputzens gedanklich bei den Kinder festigen Bei den sprachbegabten Kindern könnte dieses Spiel eine Möglichkeit sein, Geschichten zu erzählen, wobei die Karten nicht in der Reihenfolge auf dem Tisch liegen. Dann würde die Spielvariante „Chaos im Waschraum“ heißen. Ziel des Spiels ist natürlich, alles in Ordnung zu bringen. (Diese Variante habe ich noch nicht ausprobiert!)

Die gleichen Fotos werden dazu benutzt, ein Plakat herzustellen, das wir im Waschraum aufhängen.

Die „Zahnputzreihe“ kann uns natürlich dazu inspirieren, andere Reihen zu überlegen, zum Beispiel: „Was mache ich, wenn ich mich zum Turnen umziehe?“ oder „Was mache ich, wenn ich eine Sandburg bauen möchte?“ usw.

Ziel dieser Spiele ist es, sich bewusst zu machen, was man gerade tut, was vorher war, was folgt. Was muss ich tun, um mein Ziel zu erreichen, oder was erreiche ich, wenn ich die folgenden Schritte durchführe.

Spiel: „Kennst du die Uhr?“

Inhalt: 4 Tafeln mit Uhren, die bewegliche Zeiger haben, darunter ist eine, die römische Zahlen hat; mehrere kleine Karten, die beidseitig bedruckt sind: auf einer Seite ist die Uhr mit einer bestimmten Zeit, auf der anderen ist diese Zeit als Zahl aufgeschrieben – einmal vormittags, einmal nachmittags. Dieses Spiel kann auf mehrere Arten durchgeführt werden.

Die einfachste Variante wäre, die Zeit von der kleinen Uhr auf die große zu übertragen (Nachahmung). Die älteren Kinder können von der Rückseite die entsprechende Zahl ablesen. Weiter kann die Schwierigkeit gesteigert werden, wenn die Kinder versuchen, die große Uhr entsprechend der Zahl auf der Karte zu stellen. Dann können die Kinder eine beliebige Zeit stellen.

Die rechnerisch begabten Kinder können noch eine Variante spielen:

„Lisa setzte sich um 9:05 an den Frühstückstisch, nach 20 Minuten war sie fertig. Wie spät war es dann?“ oder „Sie wurde um 9:25 fertig, wie lange hat sie gefrühstückt?“

Nebenbei können die Kinder die römischen Zahlen lernen. Das machen sie selbstständig, durch Vergleichen mit den arabischen.

Gespräche über die Zeit

In dieser Zeit führte ich mit den Kindern viele Gespräche über dieses weite Thema. Zum Beispiel:

  • Was ist die Zeit?
  • Wie merkt man die Zeit?
  • War die Zeit schon immer?
  • Kann die Zeit ein Ende haben?
  • Wie verändere ich mich mit der Zeit?
  • Gibt es besondere Zeiten?
  • Wie kann man die Zeit messen?
  • Was ist Adventszeit?
  • Welche Jahreszeiten gibt es?
  • Was würde passieren, wenn die Zeit stehen bleiben würde?

Was ich dabei erfahren habe ist die Tatsache, dass die Kinder die Zeit und die Uhr für das gleiche halten.

Dass die Zeit läuft, erkennt man am Ticken oder am Bewegen der Zeiger. Sieht man gerade die Uhr nicht, gibt es keine Zeit, meinen manche Kinder; andere Kinder würden die Uhr suchen, oder auch horchen – vielleicht hört man sie doch. Diese Kinder spüren es schon, dass die Zeit ständig läuft, aber sie brauchen noch den konkreten Gegenstand.

Erst die älteren oder eben auch jüngere hoch begabte Kinder wissen, dass die Zeit immer läuft, auch wenn man keine Uhr hat. Man erkennt es an der Sonne, an den Veränderungen, daran, dass aus einem Kind ein Erwachsener wird, dann ein Opa und dann stirbt man. Aber die Zeit läuft weiter.

Jan weiß, dass die Zeit mit dem Urknall angefangen hat. Wenn die Erde mit einem Meteoriten kollidiert und kaputt ist, läuft die Zeit weiter, dies kann man von einem anderen Planeten messen.

Jan, Tim und Mark haben zu Hause Bücher über die Uhr (sie sehen die Uhr als ein Messgerät), sie begreifen schon die Natur der Zeit.

Bei Mark hilft die Uhr, seine Angst vor dem alleine gelassen werden zu überwinden, die Zeiger nähern sich ständig und ununterbrochen der Anzeige, wann die Mutter kommt. Wenn die Zeiger 20 vor 12 zeigen und die Kinder in die Garderobe gehen, um sich anzuziehen, dann weiß man ohne zu fragen, dass alle nach draußen gehen.

Auch der Kalender ist den Kindern als ein Zeitmesser bekannt, es gibt Monate, Wochen und Tage. Ein besonderer Monat ist der Dezember. Am ersten Dezember macht man das erste Türchen auf, bis zum Heiligen Abend sind es 24 Türchen. Diese Zeit heißt Advent. Im Advent zündet man die Kerzen am Kranz an, aber es gibt nur 4 Kerzen. Die Kerzen messen die Wochen, die Türchen die Tage. In diesem Jahr war der erste Advent schon im November, aber man durfte noch kein Türchen aufmachen. Es ist so, weil in der Vorweihnachtszeit gleichzeitige zwei Bräuche: Adventskranz und Adventskalender existieren. Tim erkannte, dass der Adventskranz länger als der Adventskalender da ist.

Bei zahlreichen Gesprächen, die in dieser Zeit stattgefunden haben, achteten wir besonders darauf, den Kindern verschiedene Zeitangaben zu verdeutlichen. Was ist ein Wochenende? Wie heißen die Wochenendtage? Was macht man bei uns im Kindergarten an bestimmten Wochentagen? Montags kann man bis 17 Uhr bleiben, dienstags haben die Vorschulkinder ihren Nachmittag, donnerstags turnen wir in der großen Turnhalle und der Freitag ist der „Abbautag“.

Tim, Jan und Mark konnten ihr Wissen und Verstehen beweisen. Im Stuhlkreis warteten sie nicht, bis sie an der Reihe waren, sie wollten die Fragen sofort beantworten. Linea hat sich „korrekt“ gemeldet, wenn sie die Antwort wusste. Anna hat nur zugehört, sie meldete sich nicht. Lukas war meistens mit anderen Sachen beschäftigt. Wenn er warten muss, bis er an die Reihe kommt, „verlässt“ er den Raum oder streitet mit den Nachbarn. Ich kann mir auch vorstellen, dass er wegen seiner Sprachprobleme das Sprechen vor der ganzen Gruppe meidet.

Noch ein Kind zeigte ein besonderes Interesse am Adventskalender. Eigentlich an Zahlen. Er konnte die zweistelligen zahlen benennen, aussuchen, sagen, wie sie geschrieben werden. Er wusste auch die Zahlen für die Wochenendtage. Auch bei anderen Aktivitäten liegt sein Interesse am Zählen, Systematisieren, Ordnen. Der Junge, Sven, ist 3 Jahre und 11 Monate alt. Er kennt sich sehr gut mit verschiedenen Fahrzeugen aus, weiß was ein Gelenkkipper ist – sein Lieblingsbuch heißt: „Fahrzeuge“. Er interessiert sich auch für Buchstaben.

Resümee

Das Thema Zeit ist natürlich noch nicht ausgeschöpft worden. Die Jahreswende bietet die nächste Gelegenheit, sich damit zu beschäftigen. Die Zeitdetektive werden auch in der Zukunft aktiv, es gibt noch so viel zu erforschen.

Bei den anderen Kindern macht sich Verständnis für diese Thematik bemerkbar. Hier haben Max, Jan, Mark, Linea und auch Sven bei der Vermittlung mitgewirkt. So konnte die Gruppe von ihrem Wissen profitieren. Ein Junge fragte, ob er auch den Zettel zum Zeitmessen beim Frühstücken haben darf. So lernte er die Stoppuhr zu bedienen, er schrieb die Minutenzahlen in die Spalten.

Mein Ziel ist es, die hoch begabten und besonders begabten Kinder wahrzunehmen, zu unterstützen und ihre besondere Art in die Gruppe zu integrieren. Sie haben in der Gruppengemeinschaft die gleiche Position wie alle Kinder, erfüllen aber andere, ihnen angepasste Aufgaben. So hoffe ich, profitieren alle davon.