Freispiel, offene Angebote, Ausflüge, Kleingruppenarbeit, Aktivitäten der ganzen Gruppe sind wichtige Arbeitsformen im Kindergarten.

Die „Königsdisziplin“, gerade auch zur Förderung hoch begabter Kinder, ist das Arbeiten in Projekten.

Merkmale eines Projekts, bei dem sich auch hoch begabte Kinder nicht langweilen, sondern gefördert werden:

* Die Projektidee (das Ausgangsthema) kommt von den Kindern selbst oder von der Erzieherin – aber es trifft auf jeden Fall das Interesse der Kinder, hat eine Verbindung zu ihrem Erleben und ihren Fragen.

* Das Thema des Projekts kann sich erweitern, wieder verengen oder sich vollständig ändern. Es können sich weitere Themen aus der Bearbeitung des ersten Themas ergeben, die dann weiterverfolgt werden.

* Das Projekt hat von Anfang an Schwung und Pep; es wird nicht zu viel Zeit mit Vorbereitungen vertan, sondern die Projektgruppe geht direkt mitten ins Thema und tut Wesentliches.

* Das Projekt kann von einem einzigen Kind, der ganzen Gruppe, einer Kleingruppe oder einer gruppenübergreifenden Projektgruppe betrieben werden. Je nach Fortgang und nach im Projekt anfallenden Aufgaben können Teilgruppen dem Ergebnis zuarbeiten oder einzelne Themen auch vertiefen.
Die Projektgruppe ist klar definiert. Ihre Mitglieder sind benannt. Bei Interesse – und wenn es die Projektgruppe nicht behindert – können andere Kinder in das Projekt einsteigen oder zeitweilig mitmachen.

* Die Erzieherin stellt sicher, dass die Projektgruppe sinnvoll zusammengesetzt ist. Für bestimmte anspruchsvolle Projekte finden sich mit Hilfe der Erzieherin Kinder zusammen, die von ihrem Interesse, ihren Fähigkeiten und Begabungen harmonieren.

* Die Kinder werden von der Erzieherin darin unterstützt, je nach ihren Fähigkeiten den Projektverlauf zu planen.

* Die Kinder werden von der Erzieherin darin unterstützt, je nach ihren Fähigkeiten die Suche nach geeigneten Informationen selbst zu bewältigen.

* Die Kinder werden darin unterstützt, Ziele für ihr Projekt klar zu benennen und immer wieder zu prüfen, ob sie dem Ziele näher kommen und was die nächsten Schritte sein können.

* Die Kinder entscheiden darüber, welche Schritte unternommen werden sollen. Sie überlegen, welche Hilfen sie brauchen.

* Die Kinder erleben, wie auftauchende Fragen, Schwierigkeiten und Hemmnisse beim Projektfortgang überwunden werden.

* Die Kinder erleben Zufriedenheit und Stolz über gemeinsam Erreichtes. Sie spüren ihre Kräfte, ihre Klugheit und ihre Beharrlichkeit. Sie erleben Teamwork, bei dem Jeder seine Stärken einbringt.

* Die Erzieherin reflektiert die Projektentwicklung ständig vor dem Hintergrund ihres pädagogischen Fachwissens. Sie beobachtet die Lernprozesse einzelner Kinder und gibt die Impulse, die die Kinder benötigen, um ihr Projekt zu einem Erfolg zu führen.

* Sie achtet auf Methodenvielfalt, Ganzheitlichkeit und effektives soziales Lernen im Projektverlauf.

* Sie stellt sicher, dass alle Kinder im Projektverlauf neues Wissen und neue Fertigkeiten erlernen können.

* Sie achtet darauf, dass die Kinder ihre eigenen Fortschritte bemerken (Reflexion) und freut sich mit ihnen.

*Eine gute Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse trägt dazu bei. Dies kann gegenüber anderen Kindern der Kita, gegenüber den Eltern, aber auch gegenüber einer größeren Öffentlichkeit geschehen.

* Die Erzieherin greift die oft zahlreichen guten Ideen und das (Experten-) Wissen hoch begabter Kinder freudig auf.

* Sie macht die Teamzusammenarbeit mit ihren Kolleginnen (und oder auch die Zusammenarbeit mit den Eltern oder auswärtigen Experten) für die Kinder sichtbar.

 

Fragen, die zu Beginn, im Laufe und beim Abschluss einer Projektarbeit und zu ihrer Dokumentation hilfreich sind:

(Diese Fragen können auch benutzt werden beim Erstellen der Praxishausaufgaben!)

1) Wie ist die Projektidee entstanden?

2) Gab es einen längeren Vorlauf, oder seid Ihr gleich zu Anfang mitten rein
gesprungen in das Thema?

3) Was sollte als Ergebnis herauskommen? Welche Idee hatte das hoch
begabte Kind dazu?

4) Was konnte das hoch begabte Kind, was konnten die übrigen Kinder aktiv
tun?

5) Was konnte das hoch begabte Kind, was konnten die übrigen Kinder neu
hinzulernen – insbesondere kognitiv, sprachlich und die personalen Fähigkeiten betreffend?
Wurden neue Lern- oder Denkstrategien erlernt?

6) Beherrschten die Kinder grundlegende Fähigkeiten, um im Projekt sinnvoll
mitzumachen? War das hoch begabte Kind in der Lage, die notwendigen Handlungen zu planen und zu kontrollieren?

7) Wie konnte es seine hohe Begabung in das Projekt einbringen? Welche
besonderen Begabungen / Stärken zeigten die anderen beteiligten Kinder?

8) Gab es Experten für dieses Projekt (Kinder /Erwachsene innerhalb oder
außerhalb der Kita)?

9) Wie haben sich die Projektidee und das Projekt selbst weiter entwickelt?
Dümpelte das Projekt phasenweise so dahin, oder hatte es richtig Schwung? Warum war das so?

10) Wer bringt das Projekt voran, und wie?

11) Welche Impulse hast Du als Erzieherin gesetzt? Welche Impulse kamen
vom hoch begabten Kind, von den anderen Kindern?

12) Gab es jemanden, der das Projekt dominierte – wenn ja, wirkte sich das
vorteilhaft oder nachteilig aus?

13) Welche Rolle spielte das hoch begabte Kind im Projekt? Was lernte es neu
hinzu? Hat das hoch begabte Kind durch die Projektarbeit einen oder
mehrere Spielpartner neu entdeckt, mit denen die Zusammenarbeit gut klappte und Spaß machte?

14) Blieben die ursprünglichen Ziele bis zum Schluss wichtig, oder sind neue
Ziele in den Vordergrund getreten?

15) Wie motivierten sich die Kinder gegenseitig? Welche Rolle spielte Dein
Beobachtungskind bei der Aufrechterhaltung der Motivation?

16) Welche Schwierigkeiten und Hindernisse mussten überwunden werden
(durch die Kinder / durch die Erzieherin)? Wie wurde das erlebt?

17) Gab es etwas oder jemanden, das oder der sich störend auf die
Projektarbeit auswirkte? Was oder wer war das?

18) Wie war der Umgang mit der Zeit? Musste viel untätig gewartet werden?
Gab es Hektik und den erzwungenen Abbruch von Tätigkeiten?

19) Wurde über das, was getan wurde, und über das, was man noch tun
könnte, ausführlich miteinander gesprochen?

20) Zeigten die Kinder im Projekt Ansätze zur Metakognition (Nachdenken
über das Lernen, Einschätzen ihrer Gedankenarbeit)?

21) Hatten die Kinder Erfolgserlebnisse? Wer ja, wer nein? Wie äußerten sie
sich dazu?

22) Machte das Projekt den Kindern und auch der Erzieherin Spaß?

23) Kam positive Resonanz von Eltern / Kolleginnen / Leitung?

Projekte sollen vielfältiges Handeln ermöglichen; es soll darum gehen, kreative, komplexe Denkprozesse zu begünstigen, zu unterstützen, zu provozieren… Das kann an Hand der unterschiedlichsten Inhalte geschehen: es gibt fast nichts, für das sich hoch begabte Kinder nicht interessieren könnten.