von Antje Sahm

 

Ich berichte hier über unsere weitere Arbeit mit der Theater AG. Das Stabpuppen-Theaterstück der „alten“ Theatergruppe kam im November bei einem Kindergartengottesdienst zu einem erfolgreichen Abschluss.

Danach nahmen meine Kollegin Bärbel Hambloch und ich uns vor, mit der Theater AG weiter zu machen, uns allerdings erst einmal eine Theater-Pause zu gönnen, um nach den Weihnachtsferien wieder durchzustarten.

Vorüberlegungen und Auswahl der Kinder

Uns beiden war wichtig, dass die teilnehmenden Kinder diesmal selber schauspielern würden, es sollte also nicht wieder ein Puppentheater werden, bei dem das Basteln der Figuren und Requisiten den meisten Raum einnimmt – das Schauspielern sollte im Vordergrund stehen.

Außerdem hatten wir entschieden, dass wir die Kinder wieder selber auswählen wollten, jetzt allerdings nach anderen Kriterien als bei der letzten Gruppe. Damals hatten Bärbel und ich die Kinder eher danach ausgewählt, welchen Kindern Theaterspielen zu dem damaligen Zeitpunkt gut tun würde. So hatten wir zum Beispiel etwas schüchterne oder ruhigere Kandidaten teilnehmen lassen und weniger auf Begabungen oder Talente geschaut.

Bei der neuen Gruppe war es also unser Bestreben,
die Theater-Talente zu finden und in unserer AG zu versammeln,
um möglichst produktiv und begabungsförderlich
mit hoffentlich motivierten Kindern arbeiten zu können.

Zunächst einmal überlegten wir, welche Kinder aus der alten Theatergruppe wir gerne wieder dabei hätten:

Aus der Bananengruppe hatte ja nur Marike (inzwischen 6;1) teilgenommen, sie ist ja im IHVO-Zertifikatskurs mein Beobachtungskind und nach allen bisherigen guten Erfahrungen sollte sie wieder dabei sein.

… kurz gefasst…

Die Autorin und ihre Kollegin erweitern ihre schon vorhandenen Theaterspiel-Erfahrungen in der Kita, indem sie nun erstmals eine Theatergruppe zusammen stellen, die aus Talenten besteht, die sich schon ansatzweise gezeigt haben.
Konzentriert, gut gelaunt und konfliktarm verläuft die Vorbereitungs- und Probenarbeit über insgesamt 11 Treffen plus Generalprobe und zwei Aufführungen.
Zwei gründliche Reflexionen ergänzen den Beitrag.

Aus der Sonnengruppe hätten wir Fiona (6;5) gerne wieder in der AG gesehen. Damals hatte ich sie zwar hauptsächlich ausgewählt, um den Kontakt zwischen ihr und Marike herzustellen und zu intensivieren, aber Bärbel und ich haben beide den Eindruck, dass Fiona immer sehr motiviert bei der Sache war und sicher gerne wieder mitmachen würde. Außerdem empfand ich sie (erfreulicherweise) als zunehmend temperamentvoll. Von einem der Jungen hingegen wollten wir uns (beim Theaterspiel) beide lieber trennen.

Aus der Mäusegruppe wollten wir unbedingt wieder Nora (6;1) bei der Theater AG begrüßen. Denn sie war in der alten Gruppe das einzige Kind gewesen, das bei der Abstimmung über die Art des Theaterspielens dafür war, selbst zu spielen und nicht mit Puppen. Aber auch mit den Stabpuppen hat sie ihre Sache sehr gut gemacht und immerhin die Hauptrolle gespielt.

Dann ist uns noch Arne (6;4) zum Ende des Stabpuppen-Stückes sehr positiv aufgefallen, obwohl er zu Beginn der AG ja weniger motiviert wirkte. Ihn und seine guten Ideen hatte ich auch weiterhin bereichernd gefunden.

Bei Pascal (6;3) waren wir unsicher, zumal die Kombination mit Arne manchmal etwas anstrengend war. Dies zum einen, weil sie vereint ziemlich albern sein konnten, zum anderen hatte ich teilweise den Eindruck, dass sie sich gegenseitig bremsten – möglicherweise durch die Sorge, der andere könnte es „uncool“ finden, wenn man aus sich heraus geht.

Auch Pascal hat seine Sache gut gemacht und ich hatte schon das Gefühl, dass er gerne an der AG teilgenommen hat. Schließlich kamen Bärbel und ich zu dem Schluss, dass wir sie beide fragen würden, ob sie weiterhin interessiert seien, an der AG teilzunehmen, dass Bärbel sie aber getrennt befragen würde, um zu verhindern, dass der Eine die Entscheidung vom Anderen abhängig macht.

Von den Kindern der Regenbogengruppe war Merle (6;1) unsere klare Favoritin. Besonders positiv aufgefallen ist sie uns durch einen ganz ungünstigen Umstand, nämlich dadurch, dass Nora am Tag der Vorführung beim Gottesdienst wegen Krankheit ausfiel, sie also die Hauptrolle nicht spielen konnte.
Nach kurzer Krisensitzung entschieden wir die Kinder zu fragen, wer für Nora einspringen würde, was natürlich viel verlangt war, so völlig spontan und ohne das jemals geprobt zu haben. Merle war die Einzige, die sich diese Aufgabe zugetraut hat und sie hat für meine Begriffe ziemlich souverän Noras und ihren eigenen Part gespielt.

Sara (6;2) hätten wir auch wieder gerne dabei gehabt, obwohl sie eher zu den ruhigeren und unauffälligeren Kindern zählt. Ich empfand sie aber immer als durchaus motiviert, sehr verlässlich und künstlerisch durchaus begabt.

Costa hingegen kam uns doch oft sehr verträumt und wenig bei der Sache vor (sowohl beim Basteln der Puppen als auch bei den Proben und der Aufführung). Außerdem kommt er häufig nicht pünktlich. So haben wir uns also gegen Costa entschieden.

Parallel zu unseren Überlegungen haben Bärbel und ich dann noch mit den Erzieherinnen gesprochen und um Rückmeldung gebeten, welche Kinder sie uns für die Theater AG empfehlen könnten in Hinblick auf Begabtenförderung.

Unsere Kollegin Yvonne nannte uns sofort zwei Kinder aus ihrer Gruppe, nämlich Maja (5;2), die ich mir auch gut als Teil der AG vorstellen konnte, weil ich sie bisher als sehr kontaktfreudig, offen und als leicht zu begeistern kennengelernt habe. Yvonne hatte Maja schon bei mehreren kleinen Gottesdienst-Theaterstücken eingesetzt und dabei beobachten können und meinte, wir müssten sie unbedingt dazu nehmen.
Ebenso Oskar (6;5), der auf mich bisher einen ziemlich schüchternen Eindruck gemacht hatte und auf den ich selbst nie gekommen wäre. Yvonne aber schätzt ihn als sehr talentiert und interessiert ein, was das Theaterspielen betrifft.

Unsere Kollegin Ina aus der Regenbogengruppe empfahl uns Greta (4;7), aber – so hatte ich den Eindruck – weniger weil Greta bisher als Theatertalent aufgefallen ist, sondern eher weil ihre Mutter es gerne sehen würde, dass ihr Kind an der Theater AG teilnimmt.

Aus meiner Gruppe fiel mir noch sehr schnell Mario (5;2) ein. Persönlich konnte ich sein Theatertalent zwar noch nicht begutachten, ich hatte allerdings noch Yvonnes positive Rückmeldung nach einem Gottesdienst-Theaterstück in Erinnerung, bei dem auch Mario mitgewirkt hatte. Außerdem hatte seine Mutter einmal eher beiläufig erwähnt, dass er in seinem alten Kindergarten auch schon öfter bei kleinen Vorführungen teilgenommen hatte und dass sie stets überrascht war, wie selbstsicher und engagiert er (im Unterschied zu manch anderen Kindern) bei der Sache war.

Nun sah also unsere Wunsch-Teilnehmerliste so aus:

Marike, Mario, Fiona, Maja, Oskar, Nora, Arne, Pascal, Merle, Sara.

Marike und Mario, die ich einzeln fragte, ob sie bei der Theater AG mitmachen wollten, sagten beide freudig zu. Fiona, Maja und Oskar, die ich bewusst gemeinsam befragte, sagten ebenfalls zu – die beiden Mädchen begeistert, Oskar sehr zögerlich. Er ließ sich auf meinen Vorschlag ein, erst einmal probehalber mitzumachen, um sich dann später endgültig zu entscheiden.
Bärbel befragte Arne und Pascal wie besprochen getrennt, mit dem Ergebnis, dass Arne ab- und Pascal zusagte. Laut Bärbel ließ Arne auch nicht mit sich reden, was wir zwar schade fanden, aber wir wollen ja schließlich mit motivierten Kindern arbeiten; deshalb macht es wohl auch keinen Sinn, ein Kind zur Teilnahme überreden zu wollen. Nora hatte, wie erwartet, auch Lust weiter mitzumachen, genauso wie Merle und Sara.
So mussten wir von unserer Wunsch-Teilnehmerliste lediglich Arne streichen.

Das Stück und die Verteilung der Rollen

Das erste Treffen der neuen Gruppe fand am 7. Februar statt, im Nebenraum der Bananengruppe, wo wir gemütlich in unserer Polsterecke sitzen konnten. Wir erzählten den Kindern, dass die Theater AG jetzt weitergehen und für einige Kinder neu beginnen würde. Wir fragten, wer den neu dazugekommenen Kindern berichten könnte, was die AG zuletzt gemacht hat. Fiona (6;5) übernahm das.
Dann teilten wir den Kindern mit, dass wir diesmal gerne ein Stück einüben würden, bei dem sie selbst die Schauspieler sein sollen und dass wir uns auch schon eine Geschichte ausgesucht hätten.

Das mag jetzt extrem vorgegeben und wenig nach Partizipation klingen, aber Bärbel hatte mir vor längerer Zeit ein Bilderbuch gezeigt, das wir für den Einstieg ins Theaterspielen perfekt fanden.
Das Buch mit dem Titel „Huh!“ von Colin McNaughton erschien uns deshalb als sehr geeignet, weil die Handlung sehr lustig und aktionsgeladen ist und weil wenig Text enthalten ist. Wir fanden, dass die Geschichte relativ leicht umzusetzen sein müsste. Auch kam sie uns von den Figuren her variabel vor, so dass unproblematisch Rollen weggelassen oder ergänzt werden könnten.

Ich hatte unheimlichen Spaß dabei, die begeisterten Gesichter der Kinder zu beobachten, während Bärbel ihnen das Buch wunderbar fesselnd vorgelesen hat.
Alle mochten die Geschichte sofort und wollten auch direkt zur Rollenverteilung schreiten, die sich dann als sehr unkompliziert herausstellte.
Zunächst überlegten wir mit den Kindern, welche Rollen in der Geschichte vorkommen, und notierten sie:
Erwin (die Hauptrolle),
Erwins Vater,
ein Bäcker,
eine Lehrerin,
Anton Angeber
und ein Wolf.

Sara bemerkte, dass mehr Kinder als Rollen vorhanden waren. wir ließen die Kinder überlegen, wie man dieses Problem lösen könnte.
Maja schlug vor, dass sich immer zwei Kinder eine Rolle teilen könnten, Pascal meinte aber, es wäre besser, wir würden noch weitere Rollen dazu erfinden, das hätten wir bei der „Hexe Lisbet“ ja auch so gemacht. Dieser Vorschlag wurde von allen angenommen, woraufhin ein fröhliches Rollen-Erfinden begann.

Wir schrieben alle Vorschläge  auf, lasen den Kindern noch einmal alle ursprünglichen und erfundenen Rollen vor und forderten sie dann auf, der Reihe nach zu sagen, welche Rolle sie am liebsten spielen würden.

Merle entschied sich für Anton Angeber,
Sara für den Wolf,
Pascal für Erwins Vater,
Nora für die Lehrerin,
Oskar für den erfundenen Fernsehverkäufer,
Maja für den erfundenen Postboten und
Marike für den erfundenen Clown.
Fiona und Mario wollten beide gerne die Hauptrolle (Erwin) spielen.

Ich fragte in die Runde, wie wir dieses Problem denn lösen könnten, und mehrere Kinder schlugen „auszählen“ vor. Mario und Fiona erklärten sich damit einverstanden und so bekam Fiona die Hauptrolle und Mario entschied sich für die Rolle des Bäckers.

Damit schlossen wir unser erstes Treffen ab und ich sagte, dass wir uns dann nächste Woche in der Turnhalle zur ersten Probe treffen würden, worauf sich die Kinder anscheinend sehr freuten. Bärbel sagte noch: „Ich glaube, wir werden viel Spaß mit der Geschichte haben. Was meint ihr?“ Als Antwort kam allgemeiner Jubel.

2. Treffen

Da das Treffen in der letzten Woche zwangsläufig recht theoretisch abgelaufen war, dachten wir es sei sinnvoll, dieses Treffen etwas aktionsreicher zu gestalten.

Als die Theater-Kinder fröhlich in die Turnhalle liefen, kam Oskar zu mir und sagte: „Ich glaub, ich will gar nicht mehr bei der AG mitmachen.“ Worauf ich überrascht antwortete: „Ach echt? Hat dir das letzte Mal nicht gefallen? Du wolltest doch den TV-Verkäufer spielen.“ Oskar nickte und schien unschlüssig; deshalb schlug ich vor: „Heute wollen wir doch proben, das haben wir ja noch gar nicht gemacht. – Sollen wir es so machen, dass du heute nochmal mitmachst und dann am Ende des Treffens überlegst, ob du dabei bleibst oder nicht?“ Die Idee fand Oskar gut.

Als alle in der Turnhalle auf der großen Matte saßen, fragte Merle: „Wer war nochmal Anton Angeber und was macht der nochmal?“
Sara sagte: „Das war das Schwein, das fernsieht… oder Zeitung liest?“
Ich sagte: „Bin mir auch nicht sicher. Sollen wir das Buch schnell noch mal vorlesen?“
Einstimmiges „Jaaa!“ als Antwort.

Bärbel kam der Aufforderung nach und die Kinder amüsierten sich wieder köstlich über die Geschichte.

Hier ist die Geschichte:

Dann erklärte ich den Kindern das Spiel, das wir uns für dieses Treffen überlegt hatten:

Weil in der Geschichte Schwein Erwin sich an sämtliche Leute aus seiner Nachbarschaft anschleicht, um sie zu erschrecken, und die Leute das auch jedes Mal höchst spektakulär tun, wollten wir mit den Kindern „erschrecken und erschreckt werden“ proben und spielen. Hierzu sollten sie sich partnerweise zusammentun und abwechselnd genau das tun, wobei das erschreckte Kind möglichst dramatisch auf der Matte landen sollte. Die Kinder hatten hierbei viel Spaß und wollten es zweimal spielen.

Danach setzten wir uns alle wieder auf die Matte und überlegten, wie wir nun weiter vorgehen wollten: Ob wir bei den nächsten Treffen lieber weiter proben oder uns erst einmal um Kostüme, Kulissen und Requisiten kümmern sollten. Hierüber wurde abgestimmt und die Mehrheit entschied sich für Kostüme, Kulissen und Requisiten.
Bärbel fragte: „Sollen wir dann jetzt schon überlegen, was wir alles basteln müssten?“
Die Frage wurde bejaht und alle überlegten, was für die eigene Rolle (und auch die der Anderen) wichtig wäre. Die Ideen schrieben wir auf. Mir gefiel besonders Marikes Vorschlag, dass sie sich als Clown vor Schreck eine Torte ins Gesicht werfen könnte.

Als die Aufmerksamkeit der Kinder merklich schwand, beendeten wir das Treffen und sagten den Kindern, dass wir uns also beim nächsten Mal zum Basteln im Werkraum treffen würden, worauf wir uns alle vergnügt von einander verabschiedeten.
Bevor Oskar in seine Gruppe ging, fragte ich ihn, ob er denn beim nächsten Mal auch wieder dabei sein werde, in der vollen Überzeugung, dass er ja sagen würde.

Überraschenderweise antwortete er (gerade eben noch völlig vergnügt und guter Laune, doch plötzlich ganz ernst): „Nein.“ Ich darauf völlig überrascht: „Echt nicht? Wie schade! Ich hatte das Gefühl, dir hätte es heute viel Spaß gemacht.“ Oskar: „Ich mach aber trotzdem nicht mit“ und ging in seine Gruppe.
Weil mich seine Reaktion irritiert hat, erzählte ich seiner Gruppenleiterin Yvonne davon, da sie mir ja Oskar dringend für unsere AG empfohlen hatte. Nicht dass ich ihn überreden wollte mitzumachen, ich wollte seine Entscheidung lediglich verstehen, weil ich darauf hätte schwören können, dass er bei beiden Treffen sehr viel Spaß hatte.

Wie sich (durch Yvonnes Nachforschungen) herausstellte, hatte Marlon die Theatergruppe gegenüber Oskar schlecht gemacht. Vielleicht tat Marlon das – so war Yvonnes Vermutung – weil er darüber enttäuscht war, selber nicht mehr dabei zu sein. Leider blieb Oskar, trotz Yvonnes Ermunterungsversuchen, dabei, nicht mehr mitmachen zu wollen.

Anmerkung der Kursleitung:
Oskar hat sich also in diesem Fall wohl für Dazugehören zu seinem Freund und gegen Entfalten seines Talents entschieden. Offenbar ist ihm die Beziehung zu seinem Freund Marlon zur Zeit wichtiger als das Theaterspielen und die Zugehörigkeit zur zeitweiligen Theater AG.
Siehe: Einsam sein und das Dilemma Hochbegabter.

In der nächsten Woche musste die AG leider ausfallen, weil Bärbel Urlaub hatte und ich wegen Krankheitsvertretung auch nicht abkömmlich war.

3. Treffen

So versammelten wir uns also erst am 28.2. mit den Kindern im Werkraum. Anwesend waren Marike, Mario, Fiona, Maja, Pascal, Sara, Bärbel und ich. Nora und Merle waren krank.
Leider konnte die AG aus organisatorischen Gründen (Programm der anderen Gruppen) erst recht spät beginnen, so dass wir uns spontan für eine weniger zeitaufwändige Bastelaktion entscheiden mussten.

So begannen wir damit, die Kinder Schweinenasen aus Eierkartons basteln und anmalen zu lassen; und nachdem Sara den anderen Kindern erklärt hatte, wie man sich die Farbe Rosa mischen kann, waren auch alle flott damit fertig. Danach besprachen wir die Ideensammlung aus dem letzten Treffen. Ich sagte: „Euch sind beim letzten Mal ja schon ganz viele gute Einfälle gekommen. Einige von euch sagten, dass sie so manches an Kostümen und Requisiten von zuhause mitbringen könnten.“

Marike unterbrach mich: „Ich hab ein Clownskostüm Das kann ich mitbringen.“
Fiona: „Und wir haben zuhause ein Quietsche-Entchen und einen Schwamm.“
Ich: „Super! Dann lasst uns doch jetzt mal alle überlegen, wer was mitbringen kann.“
Das taten wir und am Ende hatte jedes Kind mindestens eine Sache, die es bis zum nächsten Mal mitbringen wollte. Ich fragte: „Wie machen wir es denn, dass alle an ihre Sache denken bis zum nächsten Mal?“
Maja schlug vor: „Du kannst uns das doch auf einen Zettel schreiben und den dann unseren Mamas geben.“ Ich: „Das mit dem Zettel finde ich eine gute Idee – aber einige von euch können doch selber schon schreiben und alle könnt ihr malen. Wollt ihr euch nicht lieber selber Zettel schreiben oder malen und die dann euren Eltern geben?“

Der Vorschlag wurde angenommen und sogleich umgesetzt. Die Kinder verwendeten Klebezettel, die sie sich hinterher an ihre Schubladen, Garderobenplätze oder Kindergartentaschen klebten. Bärbel und ich waren sehr gespannt, ob die Kinder an die Sachen denken würden.
Als wir das Treffen beendeten, sagte Fiona: „Och, nur so kurz heute? Schade!“

Bei unserer Nachbesprechung nahmen Bärbel und ich uns deshalb vor, unbedingt auf einem zeitigeren AG-Beginn und auf getroffene Absprachen mit Kolleg*innen zu bestehen, damit wir die Kinder in Ruhe und mit ausreichend Zeit arbeiten lassen können.
Außerdem machten wir eine Bühnenbild-Skizze, um selber besser planen zu können, was als nächstes gemalt und gebastelt werden sollte. Da mir diese Skizze sehr dabei half, mir das Drumherum des Stückes und den Ablauf besser vorstellen zu können, entschloss ich mich, auch für die Kinder eine (etwas besser erkennbare) Skizze zu machen, damit auch sie sich alles besser vorstellen können.

Am nächsten Tag schon kam Maja mit einer Tüte zu mir und sagte: „Hier, für die Theater AG. Das sind die Postsachen.“ (Maja hat die Rolle des Postboten.) Ich: „Klasse, dass du die schon mitgebracht hast! Lass uns die Sachen direkt zu den anderen Theatersachen in den Werkraum bringen.“ Von Bärbel erfuhr ich, dass Pascal (Erwins Vater) auch schon sein Kostüm mitgebracht hatte. Und noch vor unserem nächsten Treffen hatten auch Marike (Clown), Mario (Bäcker) und Fiona (Erwin) ihre Sachen mitgebracht – ein Hoch auf die Klebezettel!

Anmerkung der Kursleitung:
Schade, dass sie immer eine Woche warten müssen. Geht es gar nicht anders?

4. Treffen

Am 7.3. waren alle acht Kinder anwesend. Wir trafen uns pünktlich um 10:15 Uhr im Werkraum und gaben den Kindern erstmal ein ganz großes Lob dafür, dass das Sachenmitbringen so toll geklappt hat. Nun mussten natürlich alle mitgebrachten Kostüme und Requisiten vorgeführt werden, was sehr lustig war.

Als alles wieder verstaut war, zeigte und erklärte ich den Kindern die Bühnenbildskizze. Anhand der Skizze besprachen wir dann, wer nun was basteln würde.

Maja und Fiona machten einen Briefkasten;
Mario bastelte seine Bäckermütze;
Sara arbeitete an ihrer Wolfsmaske;
Marike und Merle malten eine Häuserfront;
Pascal und Nora malten die andere Häuserfront.
Dieses AG-Treffen dauerte etwas mehr als eine Stunde und die Kinder kamen gut voran.

5. Treffen

Das bisher letzte Treffen der Theater AG fand am 14.3. statt. Es  war leider mal wieder organisatorisch schwierig, weil zum einen Bärbel wegen Krankheit ihres Kollegen in ihrer Gruppe bleiben musste und weil zum anderen am selben Tag eine der letzten Proben für den Gottesdienst stattfand, bei dem auch einige Kinder der Theater AG teilnahmen. So beschlossen Bärbel und ich, dass ich mit den übrigen Kindern (Marike, Mario, Fiona und Maja) die AG machen und mit ihnen weiter basteln würde. So konnten Maja und Fiona ihren Briefkasten fertig stellen. Marike, Mario und ich bastelten den Fernseher für Anton Angeber und Sara, die nach der Gottesdienstprobe noch zu uns kam, malte allen Schweinenasen (mit Erlaubnis der anderen) hübsche Nasenlöcher. Danach malten sie und Marike noch gemeinsam das TV-Bild, denn Anton Angeber sollte gerade eine Schweinesendung schauen. Von Saras Zeichenkünsten war ich wieder einmal schwer beeindruckt… Sara: „Marike, wir müssen noch den Schatten malen.“  Marike: „Den was?“ Sara: „Den Schatten von dem Schwein da und dem Hasen!“ Marike: „Das musst du dann aber machen, ich weiß nicht, wie das geht.“ Sara: „Ok“ und malte erstklassige Schatten der Figuren.

〈Hier endet die 4. IHVO-Hausarbeit der Teilnehmerin, die Fortsetzung folgt nach der Reflexion. – HV〉

Reflexion:

Was die Auswahl der Kinder betrifft, bin ich sehr zufrieden, da ich den Eindruck habe, dass wir eine hochmotivierte Truppe zusammengestellt haben, mit der es große Freude macht zu arbeiten. (Einige der Kinder fragen regelmäßig: „Wann ist endlich wieder die Theater -AG?“ oder ähnliches.)
Sinnvoll war auch, wieder mit den Kolleg*innen zu sprechen, um „Empfehlungen“ einzuholen, weil ich zum Beispiel die Kinder aus der Regenbogen- oder der Mäusegruppe kaum kenne, zumindest was deren Theater-Begabungen angeht. Allerdings haben Bärbel und ich diesmal darauf geachtet, dass die Entscheidung, wer mitmachen und wie groß die Gruppe werden würde, in unserer Hand blieb. Von Vorgaben, wie es sollten aus den Kindergartengruppen jeweils drei und aus den Altersgemischten Gruppen jeweils zwei Kinder mitmachen, haben wir uns ganz bewusst frei gemacht, weil das nicht dem Gedanken der Begabtenförderung entsprochen hätte.

Nicht so gut war, dass wir uns gar nicht damit befasst haben, wie es wohl Marlon und Costa aufnehmen würden, wenn sie nicht gefragt werden, ob sie bei der AG wieder mitmachen wollten. Zumal wir ja Fiona (die mit Marlon die Sonnengruppe besucht) und Sara und Merle (die mit Costa in der Regengruppe sind) einluden, weiterhin teilzunehmen.
Wenn Bärbel und ich mit den beiden im Vorfeld darüber gesprochen hätten, wäre es vielleicht auch nicht passiert, dass Marlon Oskar die Teilnahme an der AG schlecht gemacht hätte.

Anmerkung der Kursleitung:
Wie hättet Ihr mit Oskar und Costa darüber sprechen können?

Was die Auswahl des zu spielenden Stückes betrifft, könnte man uns ankreiden, dass Bärbel und ich hier die Kinder nicht mit einbezogen haben. Normalerweise widerstrebt es mir auch völlig, Kindern ungefragt einfach etwas vorzusetzen und zu sagen: „Wir machen das jetzt so.“ In diesem Falle aber halte ich unser Vorgehen für richtig. Denn die Geschichte erschien uns, wie schon dargelegt, als wunderbar geeignet für den Einstieg ins Schauspielern. Und hier halte ich einen gelungenen Einstieg mit einer Geschichte, die Spaß macht, schnell umzusetzen ist und damit Erfolgserlebnisse verspricht und nicht frustriert, weil sie zu schwierig ist, für wichtiger als die Mitbestimmung der Kinder.

Anmerkung der Kursleitung:
Da stimme ich völlig mit Dir überein, Deine Argumentation finde ich überzeugend. Und ich finde, die Methode der Partizipation ist grundsätzlich differenziert zu sehen: Kinder brauchen Beides, mal dies und mal jenes. Sie brauchen Partizipation und Mit-/Selbstbestimmung, sie brauchen aber auch immer wieder gute Vorschläge der Erzieher*innen, die dabei ihre größere Übersicht und Erfahrung souverän nutzen und einbringen. Ich finde, dagegen ist nichts zu sagen, solange die Vorschläge der  Erzieher*innen von den Kindern kritisiert und abgelehnt werden dürfen und wenn sie  gegebenenfalls eigene, bessere Vorschläge durchsetzen können.

Wenn wir diesen Einstieg zusammen gemeistert haben, können wir uns immer noch mit den Kindern an schwierigere Stücke heranwagen und sie in die Auswahl mit einbeziehen. Wie erwartet oder zumindest gehofft, waren die Kinder auch sofort begeistert von dem Bilderbuch. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätten Bärbel und ich sicher gemeinsam mit ihnen nach einer Alternative gesucht.

Den Einstieg, also unser erstes Treffen, fand ich sehr gut. Insgesamt dauerte es nur eine halbe Stunde, in der wir aber viel schafften. So war ich mir vorher nicht sicher gewesen, ob wir schon die komplette Rollenvergabe hinkriegen würden – und dann auch noch so unkompliziert, was wohl zeigt, dass wir eine harmonische Gruppe haben, bei der es um die Sache geht und zum Glück nicht um Konkurrenz untereinander.

Zum Thema „Organisatorisches“ gilt wieder einmal zu beachten:

    • Unbedingt am Tag selber mit den Kolleg*innen aus den anderen Gruppen sprechen, was in den anderen Gruppen ansteht, und dann eine Zeit festlegen, wann die AG beginnen soll. Als groben Richtwert haben wir zwar 10 Uhr angesetzt, allerdings haben wir gemerkt, dass es ohne vorherige Absprache nicht funktioniert.
    • Selbst auf die Einhaltung der abgesprochenen Zeiten achten.
    • Bärbel und ich sollten für uns Vor- und Nachbereitungszeiten bewusster einplanen und sie auch einhalten. Vor dem zweiten Treffen fand eigentlich gar keine konkrete Planung statt, aber es verlief trotzdem sehr gut. Wir sind wohl beide spontan und flexibel genug, um auch mal ungeplant prima miteinander arbeiten zu können, allerdings sollten wir uns vielleicht doch mehr disziplinieren, besser zu planen. Selbst wenn es nur fünf Minuten vor der AG sind.
    • Ein guter Einfall war der mit den Klebezetteln, hat super funktioniert, und auch die Bühnenbild-Skizze war sinnvoll, weil sich die Kinder damit tatsächlich alles besser vorstellen und sofort sagen konnten, was wir alles basteln müssen und was mitgebracht werden kann.

Fortsetzung der Theater AG

Beim IHVO-Seminar-Wochenende im April hatten wir für unsere Kita mit Deiner Hilfe (hier ist die Kursleiterin gemeint- HV) einen „Stundenplan“ erstellt, für all die regelmäßigen Angebote und  Aktivitäten, die bei uns in der Kita gegebenstattfinden. Daraus konnten wir ersehen, dass es für unsere AG vermutlich sinnvoller wäre, zukünftig statt um 10 Uhr schon um 9 Uhr zu beginnen.
Dies teilten wir den Eltern unserer Theater-Kinder per Brief mit, inklusive der Bitte um Pünktlichkeit. (Diese ist bei unserer Elternschaft leider keine Selbstverständlichkeit.)

Des weiteren nahmen Bärbel und ich uns vor (auch als Erkenntnis aus dem Seminar), unseren Fokus eher auf die Proben unseres Stückes zu richten und das Basteln der Kulissen und Requisiten eher zwischendurch mit den Kindern zu erledigen. Denn in Anbetracht des kurzen Schul- und Kindergartenjahres und der arbeitsintensiven Vorbereitungen auf unser Jubiläums-Zirkusfest im Mai wollten wir am Ende nicht in Zeitnot geraten.
So machten Bärbel und ich einen Zeitplan, wann Aufführungen und Proben stattfinden sollten, und besprachen die Termine mit den Kolleg*innen, um sicher zu stellen, dass uns keine anderen Aktivitäten in die Quere kommen würden.

6. Treffen

Am 21.3. trafen wir uns mit den Kindern zur ersten Probe in der Turnhalle.
Zuvor hatten Bärbel und ich den Raum schon vorbereitet und entsprechend unserer Skizze das Bühnenbild aufgebaut.

Anhand des Bilderbuches gingen wir mit den Kindern als erstes die Reihenfolge der Rollen durch und überlegten dann gemeinsam, welcher Text zu den einzelnen Rollen und Szenen passen würde. Einiges konnten wir aus dem Bilderbuch übernehmen, anderes mussten wir ergänzen oder umändern. Ich erlebte die Kinder hierbei als konzentriert und kreativ. Jedes Kind wollte erstmal für seine eigene Rolle überlegen, welcher Text passen würde; es wurde aber auch zugelassen, sich gegenseitig Vorschläge zu machen, und so wurde das Ganze zu einem lebhaften, fruchtbaren Prozess. Bärbel und ich machten uns dazu Notizen, um die Einfälle und Vorschläge der Kinder festzuhalten.

Als wir damit fertig waren, hatten wir noch Zeit für eine Durchlaufprobe, die etwas konfus anmutete, weil wir alle noch nicht die genaue Reihenfolge, den Text und auch den Ablauf präsent hatten: Wer kommt von wo? Wo versteckt sich Erwin?
Außerdem spielten die meisten Kinder ziemlich zurückhaltend, was mich aber bei der ersten Probe nicht überraschte.

Den 28. 3. nutzten Bärbel und ich als Vorbereitungszeit. Zum einen, um den Proben- und Aufführungsplan zu machen und die Termine mit den Kolleg*innen abzusprechen; zum anderen, um uns über den genauen Ablauf des Stückes Gedanken zu machen und den Text der Schauspieler*innen und der Erzählerin anhand des Buches und anhand unserer Notizen vom vergangenen Treffen aufzuschreiben. Außerdem machten wir noch eine Liste all der Sachen, die noch zu besorgen und zu basteln waren. (Eigentlich wollten wir dafür keine AG-Einheit „verschwenden“, wir sahen aber sonst keine Möglichkeit, das zwischendurch zu tun.)

Das 7. Treffen

Das nächste Treffen fand wegen der Osterferien erst am 25. 4. pünktlich um 9 Uhr statt. Sara und Nora waren beide krank.
Diese AG-Einheit war sehr produktiv: Eine halbe Stunde lang probten wir in der Turnhalle einen kompletten Durchlauf, wobei wir die Kinder einzelne Szenen wiederholen ließen. Wir stellten fest, dass wir gut in der Zeit waren, sodass wir entweder noch ein zweites Mal proben oder aber eine halbe Stunde im Werkraum Kulissen basteln konnten. Die Mehrheit entschied sich für Basteln und so nutzten wir die halbe Stunde, um das Gebüsch (eins von Erwins Verstecken) zu machen und alle Schweinenasen anzupassen.
Gut fand ich, dass Bärbel den Kindern vor der Probe noch einmal kurz den Text vorgelesen hat, denn dadurch war ihnen (und uns) der Ablauf klar und sie konnten sich gut an ihre Sätze erinnern.
Fiona wirkte, im Vergleich zu den anderen Kindern, sehr zurückhaltend in ihrem Spiel. Maja fand ich super – ein wahres Improvisationstalent!

Anmerkung der Kursleitung:
Und sie macht hier sicher prima Erfahrungen, indem sie es ausleben kann.

8. Treffen

Für den 2. 5. hatten Bärbel und ich geplant, doch noch eine komplette Basteleinheit mit den Kindern einzulegen, weil einfach noch einiges zu erledigen war und es die Proben sicher erleichtern würde, wenn wir das Bühnenbild und die Requisiten komplett fertig hätten.
Wir trafen uns um 9 Uhr im Werkraum (es waren alle da), was für eine Probe super gewesen wäre, wir hatten aber schon den Werkraum zum Basteln vorbereitet, also legten wir eifrig los:

Fiona und Maja kümmerten sich um die beiden Häuserfronten. (Als sie damit fertig waren, verließen sie die AG schon früher als die anderen, weil die Sonnengruppe für diesen Morgen noch einen Ausflug geplant hatte.)
Marike und Sara tüftelten darüber, ob Erwins Maske besser aus Stoff oder aus schwarzer Pappe zu machen sei.
Merle, Pascal und später noch Sara arbeiteten an Erwins Kinderzimmer-Kulisse.
Nora und Mario bemalten die Hanteln für den Clown sowie den zweiten Briefkasten.

Als alles bestens erledigt war und wir die Kinder für ihre tolle Arbeit lobten und uns ans gemeinsame Aufräumen machten, besprachen wir noch, welche Requisiten uns noch fehlten und ob zufällig jemand von zuhause etwas mitbringen könnte. Marike wollte versuchen, an ihre Schrubberbürste zu denken (sie meinte, es ginge auch ohne Erinnerungszettel) und Pascal wollte nachsehen, ob er zuhause eine Aktentasche hätte, die er mitbringen darf.

In der darauffolgenden Woche musste die Theater AG im Zuge der allgemeinen Zirkus-Fest-Vorbereitungen ausfallen.
Während des Festes stellten übrigens Marike und Maja ihre Bühnenqualitäten eindrucksvoll unter Beweis:
Maja hatte mit unserer Kollegin Yvonne eine Floh-Dressur-Nummer eingeübt, bei der sie alleine auf der Bühne stand und sich auch relativ viel Text merken musste: sehr souveräne Darbietung und das Ganze vor einem riesigen Publikum.
Marike hatten wir gefragt, ob sie nicht Lust hätte, die Clownsnummer aus der AG auch beim Zirkusfest vorzuführen, wahlweise gemeinsam mit unserem Kollegen Holger, der sich bereit erklärt hatte, Marike dabei zu unterstützen. Sie sagte zu und gab an dem Fest mit Holger zusammen eine sehr lustige Clownsnummer zu Besten – und das, obwohl die Nummer dreimal umgeändert wurde und sie nicht viel Zeit zum Proben hatten!

Anmerkung der Kursleitung:
Begabungen und Talente entwickeln sich durch Gelegenheit zum Tun. Prima.

9. Treffen

Mit der Theater AG  ging es dann also nach dem Fest am 16. 5. weiter. Ärgerlich war, dass durch einen Ausflug der Sonnengruppe Fiona, die ja die Hauptrolle hatte, und Maja nicht teilnehmen konnten.
Als unser Ärger darüber verflogen war, fragten wir kurzerhand die Kinder, ob jemand Lust hätte, heute die Rolle des Erwin zu übernehmen. Den Postboten würden wir einfach weglassen. So kam es, dass wir zwei Durchlaufproben mit Nora als Erwin machten, was für die anwesenden Kinder völlig in Ordnung war. Schade nur, dass den Sonnenkindern diese Probe fehlte!
Als Nora dran war, die Lehrerin zu spielen, sprang Marike als Erwin ein.

Bei diesem Treffen fielen mir besonders Marike und Pascal positiv auf. Marike hatte ja jetzt als Clown Bühnenerfahrung, spielte folglich noch unbekümmerter als ohnehin schon und sprach auch schön laut.
Pascal fand ich ebenfalls toll: Er hatte sich seinen Text super gemerkt (er hat als Erwins Vater den meisten Text) und hat richtig gut gespielt, mit lauter Stimme und klasse Mimik und Gestik.

10. Treffen

In der darauffolgenden Woche, am 23. 5., waren alle Kinder außer Nora anwesend. Bärbel und ich hatten zuvor in der Turnhalle schon alle großen, schweren Sachen aufgebaut und erledigten mit den Kindern noch den Rest des Aufbaus.

Die erste Durchlaufprobe verlief so reibungslos, dass wir direkt noch eine zweite anschließen konnten.
Fiona schaffte es nun viel besser, aus sich heraus zu gehen und aktionsgeladener als sonst in der Rolle des Erwin zu erschrecken. Auch Mario als Bäcker, Sara als Wolf und Merle als Anton Angeber, die bisher oft viel zu leise gesprochen hatten, machten deutliche Fortschritte.
Maja, die Postbotin, mussten wir eher ein bisschen bremsen, nicht zu sehr zu improvisieren und sich doch möglichst an ihren Text zu halten.

Bevor die AG für diesen Tag zu Ende ging, teilten wir den Kindern noch mit, dass in der kommenden Woche wegen meines Urlaubs keine AG stattfinden würde, wir uns also erst wieder zur Generalprobe am 5. 6. treffen würden.
„Und damit ihr euch schon ein wenig an Schauspielern vor Publikum gewöhnt, würden wir zur Generalprobe gerne schon ein paar Zuschauer einladen, die Sonnen- oder die Bananengruppe zum Beispiel. Was meint ihr?“ fragte ich.
Alle schienen einverstanden und weit weniger aufgeregt zu sein, nachdem wir noch letzte Fragen zufriedenstellend beantwortet hatten. Das waren Fragen wie: „Und was ist, wenn ich meinen Text vergesse?“ oder „Und wenn ich nicht mehr weiß, wann ich dran bin?“

Anmerkung der Kursleitung:
Hier zeigt sich etwas sehr Schönes: Die Kinder können in dem vertrauensvollen Milieu ihre Sorgen äußern und Ihr helft ihnen, die Sorgen abzubauen. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich.

Ein paar Tage vor dieser Probe hatten Bärbel und ich noch einen Brief an die Eltern unserer Schauspieler verteilt, in dem wir ihnen die Aufführungs- und die noch verbleibenden Probentermine mitteilten, mit der Bitte um schnellstmögliche Rückmeldung, falls es Terminschwierigkeiten geben sollte.

Am Dienstag, dem 5. 6., sollte die Generalprobe stattfinden,
am Mittwoch, dem 6. 6., um 11 Uhr die erste Vorführung,
am Mittwoch, dem 13. 6., eine weitere Probe und
am Montag, dem 18. 6., um 15:30 Uhr die zweite und letzte Vorführung.

Terminschwierigkeiten gab es letztendlich (nach etwas Hin und Her mit einigen Müttern) nur bei Sara, die bei der zweiten Aufführung nicht würde mitmachen können. Zum Glück fanden wir ziemlich schnell und unkompliziert Ersatz für „Herrn Wolf“.
Marike hatte in der Zwischenzeit ihre Schrubberbürste und noch Konfetti mitgebracht, Pascal konnte leider keine Aktentasche besorgen, so dass wir kurzerhand noch eine bastelten, und Maja hatte von zuhause noch einen hübschen Bademantel und eine rosa Duschhaube für Vater Schweins Badeszene beigetragen. Diese Verkleidung kombiniert mit dem von einer CD abgespielten Wasserplätschern – grandios!

Die Generalprobe

verlief prima, den ersten Durchlauf machten wir ohne Zuschauer, den zweiten mit unserer Kollegin Yvonne und ihrer Sonnengruppe als Publikum, so dass Bärbel und ich uns gar keine Sorgen wegen der bevorstehenden Aufführung machten. Und auch die Kinder schienen danach stolz und in freudiger Erwartung auf den folgenden Tag zu sein.

Die Premiere

Zur Premiere um 11:00 Uhr kam die Mehrzahl der Schauspieler-Eltern sowie die Kindergartenkinder und Kolleg*innen aus den anderen Gruppen. Wir hatten also ein stattliches Publikum zu unterhalten.

Anmerkung der Kursleitung:
… und damit wurde aus dem unverbindlichen Spiel ernste Arbeit. Eine Erfahrung, die viele Kinder viel zu selten machen können.

In der Hektik oder der allgemeinen Aufregung ist Bärbel und mir völlig durchgerutscht, das Publikum ordentlich zu begrüßen und ein paar einleitende Worte zu sagen. So kam der erste Fauxpas wenigstens von uns und nicht von den Kindern, die für meine Begriffe alle eine tolle Vorstellung brachten – ich hatte als Souffleuse und Stichwortgeberin kaum zu tun.

Anmerkung der Kursleitung:
Bei der Auswahl und Gestaltung des Stückes habt Ihr ein glückliches Händchen bewiesen: keine Überforderung für vergleichsweise ungeübte Schauspieler*innen, aber doch eine deutliche Herausforderung für alle!

Die nächste Probe und die letzte Aufführung

Bei der nächsten Probe sprang Noras Freundin Marietta für Sara ein und stellte sich als tolle Zweitbesetzung heraus.
Auch diese Probe und die letzte Aufführung nachmittags waren super. Bei der Aufführung hatten wir wieder ein großes Publikum, weil gerade der Kennenlern-Nachmittag für die neuen Kinder stattfand.
Diesmal dachten wir auch an die einleitenden Worte und auf Wunsch der Kinder stellten wir alle Schauspieler*innen bei der Verbeugung noch namentlich vor: „In der Rolle des….sahen Sie…“ Das hatten einige der Kinder bei der Aufführung meiner Hort-Theater-AG gesehen (die Hortkinder hatten sich das auch ausdrücklich gewünscht) und fragten, ob wir das nicht ebenso machen könnten. Das taten wir natürlich gern.

Und hier ist die Einladung zur den Aufführungen:
– Die Namen der Kinder wurden im Beitrag geändert –

Das letzte Treffen

Am 20. 6. kam dann die Theater AG zum Abschluss, und zwar Eis essend, in Erinnerungen schwelgend und uns gegenseitig auf die Schultern klopfend auf dem Spielplatz in Kindergarten-Nähe.

Reflexion

Zunächst einmal muss ich festhalten: Es hat mir auch beim zweiten Teil wieder sehr großen Spaß gemacht, speziell mit diesen Kindern (und dieser Kollegin) die Theater AG durchführen zu dürfen. Schade, dass der Großteil der Truppe im Sommer in die Schule gehen wird und somit nicht mehr bei der AG mitmachen kann.
Ich hoffe sehr, dass Bärbel und ich weiterhin die Möglichkeit haben werden, gemeinsam die Theater AG zu leiten, was leider noch unklar ist. Durch die Umstrukturierung einer Gruppe werden alle anderen plötzlich überbelegt sein.

Ich gehe jetzt aber – ganz optimistisch – davon aus und überlege, was wir zukünftig anders machen sollten – und was sich bewährt hat und deshalb beibehalten werden sollte.

Anmerkung der Kursleitung:
Ihr solltet unbedingt weiter machen! Diese „Theaterkultur“ sollte nicht wieder in sich zusammenbrechen und all die Erfahrungen sollten nicht verloren gehen!

    • Was die Auswahl der Kinder betrifft, würde ich vorgehen wie zuletzt. Das heißt, ich würde darauf achten, dass die Entscheidung darüber, wer mitmacht, ausschließlich bei Bärbel und mir liegt und wir die Kinder nach Interesse und Talent auswählen und wir uns von Außendruck möglichst frei machen.
      Ich würde aber auch wieder die Kolleg*innen der anderen Gruppen befragen und Empfehlungen einholen. Das hat sich bei Maja und Mario definitiv bewährt!
      Und wenn Maja und Mario, die im Sommer noch nicht in die Schule gehen,  auch weiterhin Lust haben, an der AG teilzunehmen, dann würde ich das sehr begrüßen.
    • Den Beginn der AG um 9 Uhr (statt um 10 Uhr) würde ich auch beibehalten. Wir hatten hier nie Probleme mit Unpünktlichkeit der Eltern, und für den allgemeinen Ablauf stellte sich diese frühere Uhrzeit als viel praktischer heraus.
    • Dann würde ich, was wir in der Vergangenheit weniger offiziell gemacht haben, ganz zu Beginn der neuen AG einen Brief an die Eltern der teilnehmenden Kinder addressieren. Darin sollten wir explizit darauf hinweisen, dass ihr Kind an unserer AG teilnehmen möchte, wir uns darüber sehr freuen, dies aber nur ermöglichen können, wenn gewährleistet ist, dass Uhrzeiten, Probentermine usw. eingehalten werden.
      Wir hatten zwar bei der Arbeit mit dieser Gruppe keine Probleme mit Unpünktlichkeit, aber als es um die Generalproben- und Aufführungstermine ging, mussten wir mit verschiedenen Eltern lange diskutieren, bevor (fast) das ganze Ensemble alle Termine wahrnehmen konnte.
      Ärgerlich hierbei fand ich besonders, dass wir ja per Brief um schnellstmögliche Rückmeldung gebeten hatten, falls es Terminschwierigkeiten geben sollte, um gegebenenfalls noch umplanen zu können – und sich hierauf niemand rührte. Extrem kurzfristig und eher beiläufig erfuhren wir dann, dass einige Eltern – und viel wichtiger einige Schauspieler – bei den Aufführungen gar nicht dabei sein könnten.
      Das Problem ließ sich zwar dann doch lösen. Aber mit dem besagten Brief hoffe ich ähnlichen, nervigen Diskussionen vorzubeugen.
      Anmerkung der Kursleitung: 
      Ich weiß, wie nervig das sein kann – aber manchmal lernen Eltern nur durch Diskussionen, in der Ihr die Wichtigkeit des Projekts für ihr Kind fachlich erklärt, die Projekte ihrer Kinder ernster zu nehmen.
    • Irritiert hat uns die von Bärbel und mir empfundene Zurückhaltung mancher Eltern. Es gab wenig Feedback, von manchen Eltern gar keins.
    • Um unserer Arbeit selber mehr Bedeutung beizumessen, sollten wir vielleicht beim nächsten Mal den Prozess der AG dokumentieren, was wir bei all der Arbeit gar nicht gemacht haben. Vielleicht führt das dazu, dass manche Eltern die Theater AG nicht nur mit einer 10-minütigen Aufführung verbinden, was ja letztlich nur ein kleiner Teil der gesamten AG ist.
      Anmerkung der Kursleitung:
      Die Eltern von Anfang an mit zu nehmen, transparent zu machen, was das Theaterspiel in dieser Gruppe auch für das Lernen der Kinder (und auch Euer eigenes) bedeutet, ist eine gute Idee! Auf der Basis Eurer neu  zugewonnenen Kompetenz und Souveränität im Theaterspiel mit Kindern habt Ihr vermutlich künftig auch dafür noch den Kopf frei! So entwickelt sich Expertise, deshalb solltet Ihr den Prozess nicht abreißen lassen. Ihr erreicht damit ja auch etwas für die gesamte Kita, die fortlaufende Entwicklung einer „Theaterkultur“.
    • Die Aufführungstermine hätten wir etwas früher festlegen und den Eltern mitteilen sollen. Vielleicht hätte uns das manche Diskussion erspart. Vielleicht aber auch nicht.
    • Bei einer nächsten AG wäre ich wieder dafür, dass die Kinder die Schauspieler sind, bei allem anderen geht für meinen Geschmack zu viel Zeit für das Basteln der Puppen und Kulissen drauf. Das macht den meisten zwar auch Spaß und gehört ja auch dazu. Der Fokus sollte aber meiner Meinung nach bei einer Theater AG auf dem Schauspiel liegen.
    • Die Stückauswahl war in dem Fall eine gute Entscheidung. Zukünftig muss man wohl abwarten, was für eine Gruppe man zusammenfindet. Vielleicht bringen auch Kinder gute Vorschläge ein. Wenn ich an Maja denke, kann ich mir das gut vorstellen.
    • Den Wechsel zwischen basteln und proben finde ich nicht schlecht und würde ich beibehalten, wobei, wie auch zuletzt, erst das Basteln angesagt sein sollte, weil es sich mit fertigen Kulissen uns Requisiten einfach besser proben lässt.
    • Die Generalprobe und eventuell sogar schon frühere Proben mit einem „Testpublikum“ abzuhalten, macht Sinn und würde ich beibehalten. Genauso ist es günstig, die AG häufiger als einmal wöchentlich zu machen, wenn die Aufführung näher rückt.

 

Siehe zu Marike, dem Beobachtungskind der Autorin im IHVO-Kurs, auch den Beitrag:
Würzburger Sprachprogramm 1 Jahr früher.

Siehe auch: Theaterspiel im Kindergarten und

Theaterspiel mit hoch begabten Kindern.

 

Datum der Veröffentlichung: August 2021
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