von Hanna Vock

 

Eltern hoch begabter oder möglicherweise hoch begabter Kinder zu beraten, welche Grundschule am ehesten geeignet ist, ist eine sinnvolle und wichtige Aufgabe für Kitas.

Denn ob eine Grundschule wirklich gut ist für das eigene möglicherweise hoch begabte Kind, können die Eltern erst einige Wochen oder Monate nach der Einschulung wirklich beurteilen.
Wenn mehrere Grundschulen in Frage kommen, möchten sie es natürlich bereits vor der Anmeldung abschätzen.

Deshalb kann es für Eltern sehr hilfreich sein, wenn die Kita Hinweise geben kann – sie hat ja über viele Jahre Kontakt zu der oder den Grundschulen. Überdies erhält sie immer wieder Rückmeldungen von Eltern.

Im Folgenden habe ich die Kriterien aufgeschrieben, die mir wichtig erscheinen.

Die Anzahl der Sternchen gibt dabei die Gewichtung an, die ich persönlich für sinnvoll halte:
* bedeutet: Würde ich für nicht vorrangig halten, **** bedeutet: erscheint mir als besonders wichtig.

Schulweg

** Kann das Kind seine Schulfreunde auch außerhalb der Schulzeit selbstständig treffen?
* Kann es den Schulweg bald selbstständig bewältigen?
* Ist der Schulweg schön (in den Augen des Kindes)?

Schulgebäude, Schulhof, OGS-Räume (Nachmittagsbetreuung)

** Sind sie ansprechend, inspirierend?
*** Hat die OGS drinnen und draußen genügend Platz, sind die OGS-Räume ansprechend?

Schulleitung, Lehrer, OGS-Personal

**** Wirken sie pädagogisch / kommunikativ kompetent?
**** Wirken sie freundlich, energiereich, humorvoll?
**** Wirken sie am Thema interessiert, flexibel und kreativ?
*** Gibt es zusätzliches (Integrations-) Personal oder zusätzliche Hilfskräfte?

Schüler

*** Ist die Atmosphäre ganz überwiegend fröhlich und untereinander freundlich, mindestens respektierend?
** Wird die Unterrichtssprache von den meisten Kindern gut beherrscht?
*** Wie groß sind die Klassen?
*** Wie viele Schüler erhalten eine Empfehlung fürs Gymnasium?

Konzept der Schule / der OGS

** Ist das Konzept klar erkenntlich? Können die Eltern damit übereinstimmen?
*** Gibt es Ideen und Erfahrungen, besonders weit entwickelte Kinder individuell angemessen zu fördern? Wie sehen diese aus?
*** Hat die OGS ein eigenes Konzept, ist es überzeugend?
*** Gibt es interessante AGs?

Schulessen

** Gibt es dazu vorab genügend Informationen?
*** Wie ist die Qualität?

Bei all diesen Punkten stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten die Eltern haben, um die nötigen Infos dafür vorab zu sammeln.

Als Informations-Quellen bieten sich an:

Der eigene Augenschein / der eigene atmosphärische Eindruck. Sich mehrmals 10 Minuten während Pausen auf dem Schulhof aufzuhalten, kann aussagekräftig sein.

Gespräche mit der Schulleitung und mit Lehrern. Wenn beim Kind eine Hochbegabung vorliegt oder vermutet wird, sollten Eltern vor der Anmeldung mit der Schulleitung Kontakt aufnehmen. Gute Fragen können sein, ob an der Schule bereits Erfahrungen mit hoch begabten Schülern, mit Früheinschulung, mit dem Überspringen von Klassen gemacht wurden.

Auskünfte und Einschätzungen anderer Eltern und Kinder, wobei beachtet werden sollte, dass hier vielleicht andere als die eigenen Kriterien zugrunde liegen. Eltern schwächerer Schüler, zum Beispiel, bewerten vielleicht die Geduld der Schule, die Bereitschaft zu vielen Wiederholungen hoch – Qualitäten, die sich  für hoch begabte Kinder eher kontraproduktiv auswirken können.

Die Webseite der Schule. Sind konkrete, überprüfbare Angaben darin enthalten?

Eine Mutter schrieb mir:

Unsere Erfahrung nach sieben Schuljahren ist:
Es kommt darauf an, eine Schule zu finden, in der alle Lehrer gut zusammenarbeiten und in der Lage sind, jedweden „ungewöhnlichen“ Schüler (sei es ein nicht deutsch sprechendes Kind, ein körperbehindertes Kind, ein extrem pubertierender Jugendlicher, ein hochbegabtes Kind – kurz: alle, die gerade nicht „rundlaufen“) anzunehmen und nicht als „Störfaktor“ zu betrachten.
Die Eltern können das abklären, indem sie einfach mal ein paar Beispiele bringen.
Bei uns war das die Frage:
Unser Sohn ist in der KiTa nicht dann mit rausgegangen zum Spielen, wenn alle gegangen sind, sondern, wenn er rauswollte. Er ist kein Herdentier. Wie gehen Sie damit um? Welche Motivationen jenseits von „Du machst das jetzt, weil alle das machen“ oder „Du machst das, weil ich es Dir sage“ haben Sie?

(Das Beispiel darf gerne zitiert werden.)

Darüber hinaus kommt es darauf an, daß das Kind sich in der Schule angenommen fühlt und dass die Chemie mit den Lehrern stimmt.
Das kann man manchmal nicht vorher sagen. Aber gerade den Umgang mit „ungewöhnlichen“ Schülern kann man ja mal abfragen;-)

 

Wenn die Lehrer dann noch Wissen über Hochbegabung und Erfahrungen mit hoch begabten Kindern haben, die sie positiv verarbeiten konnten, dann hat das hoch begabte Kind Glück.

 

Datum der Veröffentlichung: Februar 2019
Copyright © Hanna Vock

 

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