von Hanna Vock

 

In immer mehr Kitas gibt es Computer, die auch für die Kinder zugänglich sind. Manchmal haben die Kinder auch Zugang zum Internet.

Was die Akzeptanz angeht, erleben wir eine große Bandbreite: von der strikten Ablehnung, Kinder in der Kita an Computer zu lassen, über die gelegentliche Nutzung des Bürocomputers auch für die Kinder bis hin zu Computerräumen oder einem Computer in jedem Gruppenraum.

Die Diskussion pro und contra Computer ähnelt der Meinungsbildung, wie sie sich vor vielen Jahren im Hinblick auf das Fernsehen und vor noch viel mehr Jahren im Hinblick auf das Lesen abgespielt hat.

Durch das Aufkommen von Lesen und Fernsehen drohten angeblich den Kindern dieselben Gefahren wie heute durch den Computer und das Internet: Es verdirbt die Augen, macht die Kinder zu ungesunden Stubenhockern, entfremdet sie ihrem wirklichen Leben und isoliert sie von den anderen Kindern.

Und diese Gefahren sind auch für viele Kinder Wirklichkeit geworden. Nur wissen wir heute: Es liegt nicht an den Medien, es liegt meiner Meinung nach auch nicht hauptsächlich „am Umgang mit den Medien“, sondern es liegt vor allem daran, dass viele Kinder heute eine armselige Kindheit haben. Dabei ist zweitrangig, ob sie in materieller Armut leben, die ihnen den Zugang zu vielen interessanten Dingen und Erlebnissen verwehrt, oder ob sie inmitten von materieller Verwöhnung und Überschüttung leben und trotzdem zu wenig wirklich Positives und Spannendes in ihrem Alltag erleben.

Für hoch begabte Kinder ergibt sich noch ein zusätzlicher Gesichtspunkt. Viele erwachsene Hochbegabte berichten, dass ihre Bücher in ihrer Kindheit ihre Freunde waren und dass sie sich über das ausgiebige Bücherlesen den geistigen Input geholt haben, den sie von den Menschen ihrer Umgebung nicht erhalten konnten.

Es ist einerseits tröstlich, dass ihnen diese (Ersatz-) Möglichkeiten zur Verfügung standen, andererseits schade, dass sie nicht genügend Freunde und Mentoren aus Fleisch und Blut hatten. Beides zusammen, ausgewogen und in Balance und gegenseitiger Ergänzung, wäre vermutlich ein größeres Glück gewesen.

Das bedeutet also: Bücher, Fernsehen, Computer, Internet sind für Hochbegabte unverzichtbar, aber nicht hinreichend.
Genau so wie es schrecklich ist, wenn Kinder gewohnheitsmäßig und über große Zeiträume allein vor dem Fernseher „geparkt“ werden und wenn sie dabei allen möglichen Unsinn in sich aufnehmen – genauso schrecklich ist es, wenn Hochbegabte auf den Input und Austausch mit Medien und Internet abgeschoben werden, ohne im ständigen Austausch mit interessierten Mentoren zu sein. Als Mentoren betrachte ich verlässliche, am geistigen und emotionalen Leben der Kinder interessierte Menschen, die sich zuwenden, ohne sich aufzudrängen.

Spannendes Kinderleben incl. Computer

Die weit verbreitete nicht artgerechte Kinderhaltung in unserer Gesellschaft (siehe dazu: Herbert Renz-Polster, Menschenkinder: Plädoyer für eine artgerechte Erziehung) macht die Kinder unkritisch und verführbar auch für den Müll in den modernen Medien.

Und dann besteht auch die Gefahr, dass Kinder aus der Realität an den Computer fliehen.

Wenn Eltern und Pädagogen es aber schaffen, den Kindern ein spannendes, natur-nahes, bewegungs- und erlebnisreiches Kinderleben zu ermöglichen – und wenn sie genügend Zeit und Interesse für sie „übrig“ haben, müssen sie die neuen Medien nicht fürchten.

Für diese glücklichen Kinder sind die neuen Medien eine zusätzliche Chance und Bereicherung.

Fazit:
Ein Kindergarten, der so funktioniert, dass die Kinder in allen möglichen Bereichen Anregung, Spannung und Begeisterung erleben können, kann sich der Computerfrage gelassen und positiv stellen.

Den Umgang mit dem Computer lernen – der Computerführerschein

In der Kita Botzeknööfe in Kürten können die Kinder einen Computerführerschein machen. Zwei Erzieherinnen in der dreigruppigen Einrichtung sind dafür zuständig. In AGs von zwei bis drei Kindern lernen die interessierten Kinder:

    • den Computer hoch und runter fahren,
    • Fenster öffnen und schließen,
    • die Benennung von Laptop, Monitor, Maus, Mauspad, Tastatur, Richtungstasten…
    • das Starten der Spiele,
    • das Navigieren in den Spielen.

Jedes Kind muss am Ende zeigen, dass es dies alles kann. Erst dann erhält es den Computerführerschein und darf von da an alleine an den Computer gehen.

Es gibt eine Zeitbegrenzung.
An einem Küchenwecker wird eine halbe Stunde eingestellt. Wenn er klingelt, ist Schluss. Manchmal ist der Andrang so groß, dass morgens in der Gruppe eine Liste ausgelegt wird, in die die Kinder ihren Namen eintragen können. Der Reihe nach sind sie dann dran.

Oft klingelt der Wecker mitten in einem Spiel. Das ist dann Verhandlungssache zwischen den Kindern. Wenn ein Kind fragt: „Kann ich das eben noch zu Ende spielen?“, dann kann es Glück oder Pech haben. Denn das nächste Kind kann auch antworten: „Nee, jetzt bin ich dran.“

Welche Möglichkeiten bieten Computer im Kindergarten?

1. Computer ohne Internetanschluss

ist besser als nichts. Diese Computer kann man nutzen

  • als Maschine für Computerspiele und Lernprogramme, die auf CD-ROM gespeichert sind,
  • als Schreibmaschine,
  • als Gestaltungsmaschine,
  • als Kinomaschine (in Verbindung mit einem Beamer) und
  • für ganz fitte und interessierte Kinder zum Programmieren lernen (Erste Schritte).

Falls der Computer nicht über ein eingebautes CD/DVD-Laufwerk verfügt, empfiehlt sich die Anschaffung eines externen Laufwerks, damit man die erwähnten Programm-CD-Rom (nur ablesbare, nicht beschreibbare CDs) auch nutzen kann.

2. Computer mit Internetanschluss

ist natürlich noch besser, denn er kann zusätzlich genutzt werden

  • als Maschine für Computerspiele und Lernprogramme, die kostenlos im Internet zu haben sind, und
  • als Suchmaschine (Lexikon).

Welche dieser Möglichkeiten in einer Kita verwirklicht werden, hängt davon ab, ob das Know how bei einer oder mehreren Kolleginnen (oder pädagogisch begabten Eltern) vorhanden ist. Auch hier ist die eigene Begeisterung, verbunden mit einigen Kenntnissen, die beste Grundlage, die Dinge für die Kinder fruchtbar zu machen.

Maschine für Computerspiele und Lernprogramme, die auf CD-ROM gespeichert sind

Die Kinder lernen schnell, bestimmte Spiele aufzurufen und allein oder mit mehreren zu spielen.
Angesichts der raschen Entwicklung auf diesem Markt ist es wenig sinnvoll, hier auf einzelne Spiele und Medien einzugehen. Mit Hilfe entsprechender Kataloge und Übersichten, aber auch durch Hinweise erfahrenere Nutzer – häufig auch der Kinder selber – lassen sich viele Möglichkeiten nutzen. Immer mehr Kinder haben zuhause eigene Medien, die sie gerne auch mal in der Kita präsentieren.

Die Schreibmaschine

Ist der Computer nicht mit dem Internet verbunden, muss ein Schreibprogramm installiert sein oder gekauft werden. Ansonsten kann ein freies Programm (zum Beispiel: LibreOffice Writer) herunter geladen werden. Um den Computer sinnvoll als Schreibmaschine zu nutzen, ist es empfehlenswert, einen Drucker anzuschließen, damit die Kinder ihre Ergebnisse auch auf Papier ansehen und mit nach Hause nehmen können.

Man kann überlegen, ob vor der Nutzung des Computers als Schreibmaschine geprüft wird, ob das Kind schon alle Buchstaben leserlich mit der Hand schreiben kann. Dies zur Voraussetzung zu machen, könnte für manche Kinder ein Ansporn sein, das Schreiben von Hand zu üben.
Allerdings wird man damit Kinder, die noch eine schwache Feinmotorik haben, aber bereits hören können, aus welchen Lauten ein Wort besteht, und alle Buchstaben erkennen, unnötig ausbremsen und frustrieren. Es ist also, wie so oft, der Einzelfall zu betrachten.

Die Gestaltungsmaschine

Texte gestalten, Fotos bearbeiten oder frei zeichnen am Computer – das kann reizvoll sein, wenn eine Erzieherin sich selbst damit auskennt und ihre Begeisterung an die Kinder weiter gibt.

Praxisbeispiel: Schneewelten durch die Linse gesehen – ein Kunstprojekt mit Fotografie

Die Kinomaschine

In der Kita zusammen einen Film auf großer Leinwand (oder weißer Wand) ansehen und hinterher darüber sprechen (oder auch ein Quiz zum Film veranstalten) – das ist bestimmt nicht die schlechteste Möglichkeit, einen völlig verregneten Nachmittag zu verbringen.
Vielleicht ist es auch ein selbst gedrehter Film?

Sehr geeignet finde ich die Filme zu Petterson und Findus, zum Beispiel die Original-DVD zur TV-Serie. Jeder einzelne Film auf dieser DVD dauert etwa eine Viertelstunde. Dann kann man darüber diskutieren oder dazu spielen – und dann vielleicht noch einen weiteren Film ansehen.

Der Musik-Automat

Im Internet, etwa auf youtube.com findet man auch viele Kinderlieder, oft in Kindergartentonhöhe und -tempo gesungen, manchmal mit eingeblendetem Text… Es gibt auch Karaoke-Versionen zu hören, also die reine Instrumentalbegleitung.

Aber auch klassische Musik, Popmusik-Titel, Zirkusmusik und Tanzmusik lassen sich ja oft gut in Themen einbinden.

Es ist anzuraten, dass eine Vorauswahl getroffen wird, denn manches ist von der Qualität her nicht zu empfehlen.

Programmieren lernen

Hoch begabte Kinder mit ausgeprägten Stärken im mathematisch-logischen Bereich können durchaus mit fünf oder sechs Jahren erfahren, was Programmieren im Prinzip ist. Sie können auch lernen, kleine einfache Programme selbst zu schreiben – und dann erleben, wie ihr Programm auf dem Computer tatsächlich läuft.

Die Programmiersprache „Scratch“ wurde 2007 vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) veröffentlicht und wird seitdem ständig weiter entwickelt, und zwar von einer Gruppe, die „Lifelong Kindergarten“ heißt. Man kann Scratch im Internet kostenlos herunterladen. Dafür werden hoch begabte Kinder vermutlich dankbar sein.

(Siehe Artikel „Scratch (Programmiersprache)“ in Wikipedia.)

Mit dem Programm kann man Spiele, interaktive Geschichten und Animationen selbst entwickeln und dabei den Grad der Komplexität selbst bestimmen.

Also ideal auch für Anfänger.

Die Kinder müssen allerdings, um mit dem Programm arbeiten zu können, schon einigermaßen lesen können. Schreiben können ist nicht so wichtig, denn es handelt sich bei Scratch um eine visuelle Programmiersprache. Das heißt, es müssen nicht einzelne Zeichen eingetippt werden, sondern es werden bereits getippte Versatzstücke kombiniert.

Die Anleitung erscheint zunächst in Englisch, kann aber wie die Programmiersprache selbst auch auf Deutsch eingestellt werden.

Es ist schon wichtig, dass den Kindern geholfen wird, sich in die Bedienung einzufinden. Alles andere geht dann durch Ausprobieren: Ich mache hier jetzt mal dies – was passiert dann?

Gibt es in der Kita oder in ihrem Umfeld einen computer-begeisterten Menschen, der hilft?

Scratch bietet auch die Möglichkeit, die eigenen Entwicklungen (Spiele etc.) mit anderen Nutzern in einer großen internationalen Community auszutauschen.

Maschine für Computerspiele und Lernprogramme, die kostenlos im Internet zu spielen sind

Diese Spiele sind nicht unbedingt schlechter als die gekauften, aber genaues Hinsehen ist schon nötig. Auch hier gilt der oben gegebene Hinweis auf die rasche Entwicklung in diesem Bereich.

Hier dennoch zwei Quellen für bewährte Medien für jüngere Kinder.

www.wdrmaus.de

www.kikaninchen.de/kikaninchen/index.html

Die Suchmaschine / das Nachschlagewerk

Hier entfaltet der Computer erst seine gesamte Bildungskompetenz. Schon im Jahr 1998 zeigte meine Kollegin, eine Kinderpflegerin, einigen Kindern ein bewegtes Planetenmodell auf dem Computerbildschirm, nachdem sie sich vergeblich abgemüht hatte, die Bewegungen der Planeten um unsere Sonne im realen Raum mit Hilfe von Bällen und Apfelsinen darzustellen. Die Kinder waren von der Computeranimation begeistert und ich auch.

Seitdem sind die Möglichkeiten ins schier Unermessliche gestiegen.

Was frisst ein Marienkäfer? Fragen wir doch mal das Internet.
Wie sieht die Fahne von Italien aus? Schnell mal nachsehen.

Ein Rezept für Bratäpfel? Kein Problem. Ich hörte von einer Kita, in der die Kinder im Internet drei verschiedene Rezepte fanden, die ihnen gefielen, alle drei ausprobierten und dann zur Abstimmung stellten, welche Bratäpfel den übrigen Kindern der Gruppe am besten schmeckten.

Man kann natürlich (in Anwesenheit einer Erzieherin) die großen Suchmaschinen Google oder Yahoo benutzen oder bei Wikipedia nachsehen.
Sinnvoll sind die speziell für Kinder entwickelten (und damit sicheren) Suchmaschinen.

Beispiele:

www.kikaninchen.de/kikaninchen/index.html
www.blinde-kuh.de.
www.labbe.de/zzzebra

Sicherheit im Netz

Eine gute Seite, auf der man viele Informationen finden kann, ist:

www.klicksafe.de
und darin insbesondere die Seite

www.klicksafe.de/Eltern/

Unbedingt notwendig ist, die Computer in der Kita mit einem Jugendschutzprogramm auszustatten. Solche Programme verhindern, dass Kinder auf gefährdende Seiten des Internets geraten können.

Für die Betriebssysteme Windows und Mac 0SX sowie für die Browser Firefox und  Chrome gibt es das wirklich ganz einfach zu installierende Sicherheitsprogramm
http://www.kinderserver-info.de. Es ist nach Installation mit einem Klick und der Eingabe eines Passwortes blitzschnell ein- oder auszuschalten.

Für Computer mit dem Betriebssystem Windows ist auch das kostenlose Programm JusProg. empfehlenswert. Dieses Filterprogramm ist ebenfalls leicht zu installieren. Es wird von der EU-Initiative klick-safe vorgestellt. Näheres dazu findet sich im Portal für Eltern und Pädagogen auf der Seite http://www.internet-abc.de, die im Ganzen sehr empfehlenswert ist.

 

Datum der Veröffentlichung: Februar 2013 / Version Mai 2021
Copyright © Hanna Vock, siehe Impressum.

 

VG Wort Zählmarke