von Hanna Vock

 

Seit dem Jahr 2000 ist es mein Thema und Anliegen, zur Verbesserung der Lage hoch begabter Vorschulkinder in Deutschland beizutragen. Dafür habe ich das IHVO gegründet, Konzepte entwickelt, Erzieherinnen weitergebildet, Eltern beraten und Kitas zu „Integrativen Schwerpunktkindergärten für Hochbegabtenförderung“ zertifiziert.

Dabei bleibt es nicht aus, dass eine Vision entsteht.

Meine Vision ist:

Das ganze Land (bescheidener: ein Bundesland) ist überzogen von einem Netz integrativer Schwerpunktkindergärten.

Und im Einzelnen:

Der Bedarf ist gedeckt

Etwa fünfzigtausend Einwohner teilen sich eine solche Einrichtung. Von den 50.000 sind etwa 2.500 im Alter von 3 bis 6 Jahren. Davon sind etwa 75 Kinder hoch begabt.

Da nicht alle Kinder früh entdeckt werden und nicht alle Eltern ihr Kind in eine solche Einrichtung bringen wollen und auch nicht alle logistisch dazu in der Lage sein werden, kann man von einem Bedarf von vielleicht 25 Kindern ausgehen (sicher mit steigender Tendenz, sobald diese „Leuchtturmkitas“ eine Weile Gelegenheit hatten, das Land zu erhellen). Dann wird die Zahl der Integrativen Schwerpunktkitas allmählich, dem Bedarf entsprechend, erhöht.

Maximal 30 Prozent hoch begabte Kinde und mindestens 70 Prozent nicht hoch begabte Kinder ergeben aus pädagogischer Sicht eine gute Mischung in einer Kitagruppe.

…kurz gefasst…

Integrative Schwerpunktkindergärten für Hochbegabtenförderung sind für hoch begabte Kinder und ihre Eltern eine gute und wertvolle Adresse. Leider gibt es in der Realität bisher viel zu wenige dieser Einrichtungen.

Um eine hinreichende Flächendeckung zu erreichen, wäre ein Integrativer Schwerpunktkindergarten für je 50.000 Einwohner nötig.

Es wird interessant sein, welches der Bundesländer dieses Problem zuerst lösen wird – und wann das sein wird. Das IHVO bietet das erprobte Konzept und die Experten, die die Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher leisten können.

Die Erreichbarkeit ist gegeben:

Jede Familie kann einen solchen Kindergarten erreichen; denn auch wenn das Kind und seine Eltern einen weiteren Weg zu ihrer Kita haben als bis zur nächstgelegenen Kita, werden viele ihn auf sich nehmen, da ihr Kind im Ganzen zufriedener und ausgeglichener sein wird – von der Förderung gar nicht zu reden.

Die Auswahl der Kinder ist unspektakulär:

Die Hochbegabung muss vor der Aufnahme nicht durch einen Test nachgewiesen werden. Wenn das Kind dann 5 Jahre alt ist, wird den Eltern eine Testung empfohlen. Dadurch wird es für die Kita möglich, ihre Annahmen zu überprüfen und den Anteil der hoch begabten Kinder an der Gesamtbelegung der Kita zu bestimmen.

Durch die Öffentlichkeitsarbeit der Kita werden diejenigen Eltern angesprochen,

  • die bemerkt haben, dass ihr Kind wesentlich weiter entwickelt ist als Gleichaltrige,
  • die (zum Beispiel durch die Kinderärztin oder Bekannte, die sich mit dem Phänomen Hochbegabung auskennen) entsprechende Hinweise erhalten haben,
  • die bereits ein hoch begabtes Geschwisterkind in der Familie haben oder selbst hoch begabt sind, wodurch eine Hochbegabung des Kindes nicht unwahrscheinlich ist,
  • die bei ihrem Kind Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung gefunden haben.

Gleichzeitig wird in der Öffentlichkeitsarbeit betont, dass in der Kita alle Kinder – auch Kinder, die langsam lernen – sorgfältig und angemessen gefördert werden.

Auch werden die Kinder nicht „aufgeteilt“ oder in die eine oder andere Richtung „geoutet“.

Insofern ist es unproblematisch, wenn die zunächst gesehenen Anzeichen sich schließlich nicht als Hochbegabung herausstellen.

Durch die sorgfältige Entwicklungsbeobachtung über die gesamte Kita-Zeit des Kindes können die Fachkräfte jederzeit die Spiel- und Lernbedürfnisse der Kinder einschätzen und beantworten. In diesem Prozess der Entwicklungsbegleitung treten auch besondere Interessen, Fähigkeiten und Begabungen immer klarer hervor.

Die Vorteile für die Kinder sind riesig:

Das Kind findet im Schwerpunktkindergarten andere hoch begabte Kinder vor, mit denen es seine komplexeren Gedanken und Spielideen teilen kann. Mit ihnen kann es Wissen austauschen und gemeinsam anspruchsvolle Projekte zum Erfolg führen.

Das Kind findet Erzieherinnen vor, die es nicht unterschätzen, sondern es verstehen, mit ihm auf der passenden Ebene kommunizieren und es bei seinen Lernprozessen (mit dem nötigen Wissen über die Lernbedürfnisse und das Lerntempo hoch begabter Kinder) aktiv unterstützen.

Das Kind findet Spielmaterial vor, das ihm genügend Anreize bietet.

Die Vorteile für die Eltern können nicht hoch genug geschätzt werden:

Die Eltern finden im Schwerpunktkindergarten kompetente Ansprechpartner. Sie können offen über ihre Beobachtungen, Vermutungen und Sorgen sprechen, ohne Abwehr und Unverständnis oder gar die Unterstellung ungesunden Ehrgeizes befürchten zu müssen.

Sie erhalten wertvolle Ratschläge zur Förderung ihres Kindes.

Eltern, die angenommen haben, ihr Kind sei hoch begabt, was sich aber in der Kita nicht bestätigen lässt, erhalten ebenfalls wertvolle pädagogische Begleitung.

Die Vorteile für die Grundschule springen ins Auge:

Die Grundschule erfährt (in Absprache mit den Eltern) schon bei der Aufnahme, dass das Kind besondere, möglicherweise auch hohe Begabungen hat. Die Fachkräfte des Schwerpunktkindergartens können über die beschleunigte und erweiterte Lernentwicklung Auskunft geben, so dass die Grundschule mit ihrer individualisierten Förderung dort ansetzen kann, wo das Kind zu dem Zeitpunkt (schon) steht.

So wird die Gefahr von Missverständnissen zwischen dem hoch begabten Kind und den Lehrkräften wird minimiert.

Die Vorteile für das IHVO gefallen uns auch:

Die Expertise des IHVO wird in größerem Rahmen wirksam. Die Erfahrungen aus (2010) 15 IHVO-Zertifikatskursen werden bildungspolitisch eingesetzt.

Das sorgfältig erprobte und weiter entwickelte Kurskonzept wird breit genutzt. Die entwickelte, den Kursen zugrunde liegende und bisher erst ansatzweise im Online-Handbuch schriftlich dargelegte Methodik der Hochbegabtenförderung im Elementarbereich kann allen hoch begabten Kindern des Landes zugute kommen.

Die Vorteile für das Land sind unermesslich:

Das Land hat ein sehr wertvolles Angebot für Familien vorzuweisen. Daraus ergeben sich ein Wettbewerbsvorteil im Hinblick auf qualifizierte Arbeitskräfte sowie ein Imagevorteil für die Bildungspolitik.

Außerdem wächst im Land eine Generation Hochbegabter heran, der etliche Lernschwierigkeiten und psychische Probleme erspart werden können und die sich überwiegend frohgemut und selbstbewusst zu einem großen Pool intelligenter, kooperativer und kreativer Leistungsträger entwickelt.

Die Kosten sind tragbar:

Da die Zertifizierung genügender Kitas die Qualifizierung von 3-4 Erzieherinnen pro 50.000 Einwohner voraussetzt, liegen die Minimalkosten bei 7.200 bis 9.000 € pro 50.000 Einwohner.

Hier können Sie sich weiter informieren:

Sie finden eine Liste von Kitas, in denen IHVO-zertifizierte Erzieherinnen arbeiten, hier. Die bisher bestehenden Integrativen Schwerpunktkindergärten sind darin gekennzeichnet.

Weitere Informationen zum Konzept „ Integrative Schwerpunktkindergärten für Hochbegabtenförderung“ finden Sie hier .

Hinweise auf die Qualität der IHVO-Zertifikatskurse können Sie hier finden.

Für die pädagogischen Inhalte der Kurse steht der gesamte Inhalt dieses Online-Handbuchs.

Die vom IHVO aufgestellten Gütekriterien für Hochbegabtenförderung in der Kita finden Sie hier .

Die Kriterien zur Beurteilung der Praxisaufgaben – die einen wesentlichen Teil der Prüfungsleistung zum IHVO-Zertifikat darstellen – finden Sie hier .

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Im Folgenden lesen Sie den anonymisierten Brief einer Mutter, der aufzeigt, wie dringend die Verwirklichung der Vision erscheint. Er steht stellvertretend für die vielen Briefe, die uns aus allen Teilen Deutschlands erreichen:

<<Betreff: Hochbegabtenförderung

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind mit der Hochbegabung unseres 5-jährigen Sohnes konfrontiert worden. Gut, dass er nicht ganz dumm ist, war uns auch schon aufgefallen.

Mein Problem ist, dass ich ehrlich gesagt dem ganzen ziemlich hilflos gegenüberstehe. …

Wenn er unterfordert ist, wird er unglaublich „wild“ und lässt sich dann auch nur noch schwer „zurückholen“. Die Gedanken in seinem Kopf scheinen andauernd „Karussell“ zu fahren. Er ruft ständig Geschehnisse aus der Vergangenheit, der Gegenwart und irgendwelche generellen Gedanken ab (das geht von „ich vermisse meinen Schnuller“, über was er mal mit Oma im Fernsehen gesehen hat, über die Frage was Menschen machen, wenn sie blind und taub sind und ob man das operieren kann, bis warum Gott die Menschen sterben lässt).

Er geht zwar gerne in den Kindergarten. Allerdings ist auch unsere Einrichtung von Sparmaßnahmen nicht ausgeschlossen. Förderung ist eigentlich kaum möglich, da er sich in einer Gruppe mit (ab August) 6 Kindern unter drei Jahren, 6 Kinder von drei Jahren, 4 Kindern mit vier Jahren und 4 Vorschulkindern befindet. Das Ganze wird zwar zurzeit von 2 Erzieherinnen und 1 Praktikantin versorgt, allerdings fällt die Praktikantin ab August weg.

Können Sie mir Spiele für 5-Jährige empfehlen (ich habe ihm letzte Woche Camelot von Smart Games gekauft – damit sind wir allerdings schon fast durch)? Können Sie mir evtl. Tipps zu weiteren Fördermöglichkeiten geben? Wir wohnen hier absolut ländlich und ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mir etwas weiterhelfen könnten.

Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich bereits im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

 

Die Übersetzung dieses Beitrags ins Englische wurde gesponsert von
Petra Cohnen aus Herzogenrath und Sonja Pastors aus Köln.
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