Alle Kindernamen wurden verändert.

Beispiel Pete (anonym)

Pete hat viele Male unter den beiden Wandlampen geschlafen, an denen die ersten Stiefelchen seiner Mutter und seiner Tante zur Erinnerung baumeln. Er hat sie oft betrachtet.

Heute ist er 11 Monate und 30 Tage alt, ich habe ihn auf dem Arm und komme in das Zimmer mit den Wandlampen. Er sieht die Stiefel, will sie wie immer einmal anfassen und lacht plötzlich laut. Er guckt hinüber zu der anderen Lampe und lacht wieder laut.

Ganz offensichtlich findet er es jetzt auf einmal sehr komisch, dass Schuhe an einer Lampe hängen.

Datum der Veröffentlichung: April 2011

Beispiel von Isabel Bonifert-Manig, Bonn

Janna (4;4) findet die Geschichte „Ein dicker Mann wandert“ von Bruno Fuchs (leider nur noch antiquarisch zu erwerben, z. B. über amazon – HV) lustig. Sie lacht besonders bei der Szene, in der der dicke Mann eine Lehrerin trifft, die von sich behauptet, nichts zu wissen. Sie fragt den dicken Mann, der ihr helfen möchte: Bellt eine Biene? Meckert ein Fisch? Singt eine Ziege? … Der Mann verneint die Fragen und antwortet aber auch ganz falsch: Es bellt die Maus, es meckert die Kuh. Janna findet es so lustig, dass die Erwachsenen noch nicht mal die einfachsten Sachen wissen.

Auf die Frage, ob sie denn die Fragen richtig beantworten könne, lacht sie und sagt: „Es pupst die Biene, es brüllt der Fisch.“ – „Richtig! Vielen Dank.“ antworte ich. Die anderen Kinder schreien „Neiiin! Das ist doch auch falsch!!“ Janna und ich zwinkern uns zu, und zur Gruppe sage ich: „Ja, ihr habt recht. Es war wieder falsch. Janna und ich haben noch mal Quatsch gemacht, aber jetzt stellen wir alles richtig.“

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Dieselbe Art von frühem Humor, wie oben geschildert, konnte ich auch schon bei hoch begabten Kindern beobachten, die sprachlich noch im Ein-Wort-Stadium waren und grade lernten, die ersten hundert Vokabeln ihrer Muttersprache auszusprechen und zu verwenden.

Ein Mädchen (1;8) findet es lustig, wenn die Mutter auf einen Stuhl zeigt und fragt: „Ist das ein Buch?“ Das Kind lacht und sagt: „Nee, Tuhl“ (Stuhl). Nach einigen weiteren Fragen der Mutter übernimmt das Kind spontan die aktive Rolle und fragt, auf den Teddy zeigend: „Is das Ball?“ und als die Mutter antwortet: „Nein, das ist eine Puppe“ kreischt das Kind vor Vergnügen und ruft laut: „Nee, Tety! (Teddy).“

Dasselbe Kind veralbert 3 Monate später einen Hund, der neugierig den Handschuh des Kindes beschnüffelt: „Das ist ein Handschuh. … Sag mal H a n d sch u h, Wauwau. Das ist eine Tasche. Sag mal T a sch e, Wauwau.“ – und will sich wegwerfen vor Lachen. Als die Mutter fragt, was denn so lustig ist, sagt das Kind: „Mama, der Wauwau tann doch nich spechen.“

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Eine Mutter erzählte in der Elternberatung sinngemäß Folgendes:

Maja (Name geändert) kam als Ganztagskind in einen Kindergarten, in dem alle 3- und 4-jährigen Kinder „Mittagsruhe“ halten mussten. Maja war zu dem Zeitpunkt 3; 10 Jahre alt und sollte also auch eine Stunde lang im Turnraum auf einer Liege ausharren und möglichst schlafen.

Zwei Jahre zuvor hatte sie sich aber schon jeglichen Tagesschlaf abgewöhnt. Sie mochte sonst Alles gern im Kindergarten, zum Beispiel erzählte sie den älteren Kindern und den Erzieherinnen gerne Witze. Vor allem ihre Gruppenleiterin fand das klasse, vor allem auch wie verschmitzt und gekonnt sie die Witze erzählte. Aber die Mittagsruhe war für Maja ein Gräuel und führte dazu, dass sie sich bald dagegen wehrte, überhaupt in den Kindergarten gebracht zu werden.

Ein Gespräch zwischen Mutter und Gruppenleiterin lief in etwa so ab:

Mutter: „Maja will nicht mehr in den Kindergarten, weil sie mittags nicht schlafen kann und ihr die Zeit der Mittagsruhe quälend lang ist.“

Erzieherin: „Ja, das haben wir schon gemerkt, aber wir können nicht für ein Kind eine Ausnahme machen. Außerdem brauchen wir die Zeit, weil dann einige Kolleginnen in Pause gehen und andere die Küche fertig machen müssen.“

Die Mutter berichtete ihrem Kind von dem Gespräch.

Maja in ihrer Not hatte mehrere gute Ideen:

„Ich störe die Erzieherinnen auch nicht, wenn sie Pause machen.“

„Ich kann doch schon Geschirr abtrocknen, ich kann doch in der Küche helfen.“

„Ich kann denen doch Witze erzählen.“

Die Mutter berichtete wiederum im Kindergarten von Majas Ideen. Maja selbst sprach ihre Gruppenleiterin auch darauf an und machte den Vorschlag, dass sie in der Küche beim Abtrocknen helfen und Witze erzählen könnte.

Diesem Engagement und dieser Initiative mochten sich die Erzieherinnen nicht entziehen und willigten ein, es auszuprobieren.

Ergebnis: Maja störte nie, trocknete ab und hatte jeden Tag einen neuen Witz auf Lager, wofür sie ihre gesamte Familie einspannte, die Witzbücher anschaffte, um dem hohen Bedarf nachzukommen.

Hier zeigte ein sehr junges hoch begabtes Kind eine außergewöhnliche Fähigkeit, viele Witze zu verstehen. Es hatte bereits Sinn für unterschiedliche Arten von Humor entwickelt. Das kann als ein Indikator für eine hohe intellektuelle Begabung dienen.

Die Dreijährige erzählte zum Beispiel folgende Witze und fand sie sehr komisch:

>Sagt die eine Milchflasche zur andern: „Wie geht’s denn so?“ Antwortet die andere: „Lass mich in Ruhe, ich bin sauer!“< (= Kostprobe für das Verstehen von Wortwitz)

>Maus und Elefant gehen zusammen schwimmen. Die Maus ist zuerst im Wasser. Da merkt der Elefant, dass er seine Badehose vergessen hat. Er ruft der Maus zu: „Wenn du wieder raus kommst, leihst du mir dann deine Badehose?“<

(= Kostprobe für einen frühen Sinn für absurde Größenverhältnisse)

Was außerdem bemerkenswert ist: Das Kind war schon in der Lage – mit Hilfe seiner Mutter, aber vor allem auch seiner eigenen gedanklichen und sprachlichen Fähigkeiten und einer selbst erdachten Strategie – sein Interesse durchzusetzen (= im Kindergarten nicht schlafen zu müssen). Dies spricht auch für eine beachtliche soziale Begabung.

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08