von Martina Werner

 

In der Kindergartengruppe ergab sich spontan ein spannendes Thema, ein kleines Projekt. Wir saßen montags im Morgenkreis und haben unter anderem erzählt, dass am kommenden Freitag Feiertag ist, Allerheiligen.
„Was ist ein Feiertag?“ und „Was ist Allerheiligen?“ kamen da die Fragen.

Nach einer kurzen Erklärung, an einem Feiertag braucht man nicht zu  arbeiten oder in den Kindergarten, und an Allerheiligen gedenkt man der Toten auf dem Friedhof, kam dann die Feststellung von Malte (5;10):
„Ich war noch nie auf dem Friedhof!“

Und Rico (5;9) meinte: „Mein Vater arbeitet auf dem Friedhof als Gärtner!“ So begann unser kleines Projekt.

Wir haben im Laufe der Woche Aussagen von den Kindern darüber gesammelt, was sie über den Tod und den Friedhof wissen, wir haben aus dem Internet Informationen gesammelt, wie Allerheiligen, Halloween, Erntedank und sogar St. Martin zusammengehören. Wir haben Bilderbücher zum Thema Sterben und Tod gelesen und sind zum Abschluss zusammen auf den Friedhof in unserer Umgebung gegangen.

Wir hatten auch eine kleine Ausstellung von Büchern und mit den Aussagen der Kinder, so dass die Eltern über unser Thema informiert waren und die Kinder jederzeit selber entscheiden konnten, wie intensiv sie sich mit dem Thema auseinandersetzen wollten.

Besonders die Aussagen von Nora (5;5) haben mich in meiner Annahme bestärkt, dass sie sich philosophische Gedanken über das Leben macht:

„St. Martin heißt auch, die Sonne ist verschwunden!“

„Sterben heißt, dass man sich nicht mehr bewegen kann und die Seele ist weg!“

„Der Tote geht in den Himmel und seine Seele bleibt im Friedhof!“

Noras Mutter erzählte mir dann, dass Nora ein paar Wochen zuvor mal sehr geweint habe, weil sie (unbegründete) Angst hatte, ihre Mama könnte sterben. Sie ließ sich kaum beruhigen, irgendwann dann ablenken. Als hätte sie die Endlichkeit des Lebens verstanden!

Von Rico kam dann die Aussage: „Auf den Gräbern waren Engel, die passen auf!“ und Malte meinte unter anderem: „Ein Kreuz ist da, damit man weiß, wo ein Toter ist. Da steht drauf, wann sie gestorben sind. Da war ein großer Gott (Statue an einem Kreuz), der passt auf!“

Das war eine spannende Woche und es gab auch Rückmeldungen von Eltern, denen das Thema nicht so gefallen hat. Wie ich in einem Artikel für unsere Kindergartenzeitung geschrieben habe, gehört der Tod zum Leben dazu und es kann von Vorteil sein, sich in einer nicht belasteten Zeit, also wenn keiner im näheren Umfeld gestorben ist und wenn man nicht zu sehr trauert, mit dem Thema auseinander zu setzen.

Ein paar Wochen später starb dann im Kindergarten eines unserer Kaninchen. Es wurde entsprechend der Friedhofs-Erfahrungen mit allem Drum und Dran beerdigt, mit einer Grab-Umrandung aus Steinen und einem Grabstein mit Loch für Blumen.

 

Datum der Veröffentlichung: August 2021
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