von Hanna Vock

 

Immer wieder werde ich von Eltern und Erzieherinnen gefragt:
Welches Spielmaterial würden Sie empfehlen?

Einfache Frage, schwierige Antwort.

Die meisten Kitas haben einen durchdachten Fundus an bewährtem Spielmaterial und wählen Neues nach bewährten Gesichtspunkten aus.

Um diesen Fundus jetzt anzureichern mit Spielmaterial, das hoch begabte Kinder reizt und sie weiter bringt, sind ein paar zusätzliche Überlegungen sinnvoll.

1)

Hoch begabte Kinder lieben erfahrungsgemäß Spiele, die andere Gleichaltrige (noch) zu schwierig finden.

2)

Ist in der Kita für die besonders und hoch begabten Kinder genügend schwieriges Spielmaterial vorhanden?

Zum Beispiel sind Tischspiele, die für Kinder ab acht Jahren angeboten werden, für Hochbegabte oft schon mit vier oder fünf Jahren interessant – und sollten vorrätig sein, auch wenn die nicht hoch begabten Sechsjährigen sich noch nicht dafür interessieren oder auch noch nichts damit anfangen können.

Eine Liste interessanter Spielmaterialien, die immer wieder ergänzt wird, findet sich hier: Interessante Spiele .

Beachten Sie bitte auch die Listen

Bilderbücher, Sachbücher und Geschichten,

Universelle Spielideen, Alltagsgegenstände als Spielmaterial .

3)

Ist gewährleistet, dass zum Beispiel ein dreijähriges hoch oder besonders begabtes Kind leichten und selbstverständlichen Zugang zu dem Spielmaterial hat, das „eigentlich“ für die Älteren gedacht ist?

Voraussetzung: Es beweist, dass es mit dem Material sorgsam umgeht.

4)

Aus der fast unübersehbaren Fülle von Spielen und Materialien, die auf dem Markt sind, für die hoch begabten Kinder nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel auszuwählen – um das zu schaffen, muss man „eng am Kind dran“ sein, wissen, womit es sich gerade emotional und geistig beschäftigt, was ihm hilft, jetzt (in seinem aktuellen Entwicklungsstadium) die Welt besser zu begreifen.

5)

Auch die hohen Begabungen der Kinder sind unterschiedlich. Manche haben Spezialinteressen ausgebildet, manche befassen sich unglaublich intensiv mit abstakten Mustern, Strukturen, Strategien, andere wollen die Umgebung konkret erforschen, andere experimentieren mit Sprache, mit Geschichten und Rollenspiel.

Klar, dass sie unterschiedliche Materialien brauchen.

Auch hier hilft es am besten, mit den Kindern zu reden über Dinge, die sie interessieren und faszinieren. Dann kommen die Ideen (die auch die individuellen Vorlieben der Kinder für bestimmte Spielaktivitäten und Lernwege berücksichtigen) wie von selbst.

6)

Neben einem durchdachten Fundus schwieriger Spielmaterialien sollte situationsgerecht schwieriges Spielmaterial zur Verfügung gestellt werden – entsprechend den Themen und Projekten in der Kita.

7)

Oft sind die Dinge, die hoch begabte Kinder ansprechen und zufrieden stellen, einfach und billig zu beschaffen. Es sind häufig auch „Dinge aus der Erwachsenenwelt“, wie zum Beispiel Kalender, Messinstrumente, ausgediente Haushaltsgeräte…

Auch können vorhandene, einfache Spiele durch neu erdachte schwierigere Spielregeln angepasst werden.

8 )

Bei aller Sorgfalt, die das Bereitstellen von Spielmaterial erfordert:

Das Wichtigste für hoch begabte Kinder ist das Interesse der Erzieherin (Mutter, Vater, Oma…) an den Gedanken des Kindes, an seinen Gefühlen, an seinen Fragen.

Das wichtigste Spiel- und Lernmaterial ist für viele hoch begabte Vorschulkinder das beständige Gespräch mit klugen, fördernden Älteren (oder auch Gleichaltrigen oder Jüngeren) sowie das gemeinsame Tun, bei dem „man etwas Neues erfahren/ lernen kann“, „sich etwas Neues abgucken kann“ (O-Ton hoch begabte Vorschulkinder).
 

Copyright @ Hanna Vock 2007, siehe Impressum.
Datum der Veröffentlichung 22.10.07

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