Redaktion:  Hanna Vock

 

Die Eltern von Iris (5;0) (Name geändert) haben mir die Aufzeichnungen, die die Mutter zu Iris´ Entwicklung gemacht hat, für die Veröffentlichung überlassen. Herzlichen Dank.
Alle Namen wurden geändert.

Wir können hier die gesamte Entwicklung vom Kleinstkind bis zur Einschulung mit 5;11 Jahren verfolgen.

Iris erscheint in vieler Hinsicht sehr begabt. Ihre motorische Entwicklung und ihre Sprachentwicklung sind stark beschleunigt, ihre Empfindsamkeit ist groß. Die Fragen und Gedanken, die sie äußert, sind bemerkenswert. In einem „normalen“ Kindergarten wäre sie heftig unterfordert.

Iris´ Mutter hat ihre Beobachtungen in folgende Kategorien eingeordnet:

  • 1. Entwicklung
  • 2. Sprache
  • 3. Gedächtnis
  • 4. Schlafen
  • 5. Fantasie / Kreativität
  • 6. Gefühle / Empfinden
  • 7. Begreifen / Denkvermögen / Problemlösung / Wissensdurst
  • 8. Gedanken über das Denken
  • 9. Lernen / Schreiben / Zählen / Lesen
  • 10. Tod und Trauer
  • 11. Dies und das

1. Entwicklung

Kopf heben 7 Wochen
Drehen vom Bauch auf den Rücken 8 Wochen
Greifen 2 Monate
Sitzen Ende 4. Monat
Rückwärts schieben durch Zimmer 5 Monate
Vorwärts schieben 6 Monate
Krabbeln Ende 6. Monat
Hochziehen (im Laufstall) Ende 6. Monat
um Tisch herumlaufen / hangeln 7. Monat
mit Laufwagen laufen 8. Monat
Frei laufen Anfang 11. Monat
1. Wort (Nanane) 11. Monat
Babyschwimmen 11. Monat
Bobbycar 1;2 Jahre
Klettern + alleine rutschen 1;2 Jahre
Alleine essen (Brei mit Löffel) 1;3 Jahre
Steckpuzzle + Lego bauen 1;3 Jahre
1. 2-Wort Satz 1;6 Jahre
1. 3-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 4-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 5-Wort-Satz 1;11 Jahre
1. Rollenspiele 1;10 Jahre
1. Mal aufs Töpfchen 1;11 Jahre
Kann einige Farben benennen 1;11 Jahre
Schuhe richtig herum anziehen (Klett) 2;0 Jahre
Püppchen anziehen 2 Jahre
Kinderturnen 2;3 Jahre
Dreirad 2;5 Jahre
Laufrad 2;6 Jahre, vorher Beine zu kurz
Reißverschluss zumachen (leichtgängig) 2;7 Jahre
Springt vom Startblock mit Schw.flügeln 2;9 Jahre
Trocken (auch nachts) 2;10 Jahre
Malen 1. Kopffüßler 2;10 Jahre
Schere schneiden 3;0 Jahre
Knoten machen 3;2 Jahre
Massives Interesse an Buchstaben 3;3 Jahre
Schreiben an PC / kann „Iris“ schreiben 3;4 Jahre
Erstes Schreiben von Hand 3;5 Jahre
Fahrrad ohne Stützräder 3;6 Jahre
Schwimmkurs 3;6 Jahre (1 Bahn ohne Hilfsmittel: 4;6 Jahre)
Alleine anschnallen im Auto 3;6 Jahre
Einfache Schleife binden 4;6 Jahre
Wochentag richtig benennen (heute ist / vorgestern war / übermorgen ist etc.) 4;7 Jahre (muss teilweise noch „durchzählen“)
Flechten 4;8 Jahre
Seepferdchen 4;11 Jahre
Ballettunterricht 4;11 Jahre
Schleife binden 5;6 Jahre
1. Klavierstunde 5;7 Jahre
Iris schläft zum 1. Mal bei Oma und Opa 5;7 Jahre
Sprung vom 3-Meter-Brett 5;9 Jahre
Kindergarten-Abschluss-Übernachtung 5;9 Jahre
Einschulung 5;11 Jahre

2. Sprache

1. 2-Wort Satz 1;6 Jahre
1. 3-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 4-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 5-Wort-Satz 1;11 Jahre

Wir wollen ins Schwimmbad. „Iris, frag mal den Papa, wo die Schwimmnudel ist.“ Macht sie. Ihr Papa antwortet: „Das ist eine gute Frage …“ Iris: „Papa weiß auch nicht, wo die ist.“ Sie hat verstanden, dass er es auch nicht weiß. (3;5 Jahre.)

Iris erklärt mir etwas: „Und zwar habe ich die Tüte unter den Tisch gestellt.“ – „und zwar“ ist neu. (3;10 Jahre.)

Wir diskutieren über eine kleine Figur. Ich glaube, es ist ein Hund. Iris: „Ich würde sagen, es ist ein Pferd.“ (3;10 Jahre.)

Sie benutzt erste Fremdwörter: Wir spielen „Da ist der Wurm drin“. Iris erklärt ihrem Vater die Spielregeln.  „Papa, wenn jemand theoretisch orange würfelt und es ist keins mehr da, dann darf man sich ein Teil aussuchen. Und dann nimmt man natürlich rot. (Rot ist das längste Teil und man kommt damit am schnellsten vorwärts.) (4;3 Jahre.)

3. Gedächtnis

Wir sind bei Freunden auf Klo. Iris: „Das Klopapier hat Oma auch.“ Stimmt! (3;5 Jahre.)

Wir sind bei Iris´ Großtante auf Klo. Iris: „So einen Klostein hat P. auch.“ Seit dem Besuch bei P. ist ein halbes Jahr vergangen! (3;6 Jahre.)

Wir machen Pizza. Ich habe ausnahmsweise einen fertigen Teig aus dem Kühlregal gekauft und rolle ihn aus. Iris: „Der ist ja wie bei Joe.“ Joe hatte Weihnachten aus einem solchen Teig Zwiebelkuchen gemacht. Ist schon einige Monate her. (3;7 Jahre.)

Ich hole zwei Papilotten aus dem Schrank, die wir als Schwimmnudeln für die Puppen benutzen wollen. Ich zeige sie Iris und will ihr dazu etwas erklären. Iris protestiert: „Als wir die ausgepackt haben, war ich doch dabei!“ Das ist mindestens 1 Jahr her! (3;8 Jahre.)

Iris kann sich noch daran erinnern, dass die Fotografin letztes Jahr die Kinder in der Lernwerkstatt fotografiert hat und nicht in der Turnhalle wie dieses Jahr. (4;2 Jahre.)

4. Schlafen

Schlafen ist von Anfang an schwierig:

Iris schläft nicht im Stubenwagen, der neben unserem Bett steht. Sie schläft im Tragetuch, im Kinderwagen, der mit einem Tuch zugehängt ist (beim Spazieren gehen) oder im Auto. Sie schläft erst, wenn ich sie zu mir ins Bett hole. Braucht viel Nähe, will häufig gestillt werden.

Lange Zeit wird sie wach, wenn ich mich im Bett umdrehe. Ebenso, wenn ich aufstehe. Sie weint dann. Kann nur an der Brust einschlafen.

Später wird es besser, ich kann aufstehen. Sie schläft 1,5 – 2 Stunden, wird dann aber wach und weint, wenn ich nicht da bin. Erst mit 3;3 Jahren schläft sie ohne aufzuwachen, wenn ich abends noch einmal aufstehe. Morgens weint sie oft, wenn ich Frühstück mache, obwohl mein Mann neben ihr liegt. Etwa mit 3;9 bessert sich das, allerdings mit Rückfällen.

Sie schläft nie einfach irgendwo ein (zum Beispiel auf der Krabbeldecke).

Sie ist nicht quengelig, wenn sie müde ist. Macht einfach immer weiter …

Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass Iris glaubt etwas zu verpassen, wenn sie schläft.

Es ist für meinen Mann oder meine Schwiegermutter schwierig, sie zum Schlafen zu bekommen.

Sie kann nur im Schlafsack schlafen, weil sie stark im Bett herumrollt.

Sie hat oft Albträume / spricht im Schlaf.

Iris will nicht schlafen. „Schlafen ist langweilig.“ „Schlafen dauert sooo lange.“ (3;8)

Außerdem hat sie Angst vor Albträumen.

Sie will nicht bei Oma und Opa übernachten. „Erst wenn ich groß bin“. (Sie meint damit, wenn sie ein Schulkind ist.)

Iris soll schlafen. „Ich kann die Augen nicht so lange zu machen.“ – „Wieso nicht?“ –  „Die tun davon weh.“ (3;8 Jahre.)

Mit 3;10 will sie nicht mehr im Schlafsack schlafen, strampelt sich immer frei. Schläft aber nun besser. Im kalten Winter: Warmer Schlafoverall.

Wir wollen Schlafen. Das Licht ist aus, es ist aber draußen noch nicht ganz dunkel. Iris sitzt im Bett. Ich frage sie, was sie da macht. Iris: „Du kannst schlafen. Ich passe auf Dich auf. Ich gucke, ob Leute kommen.“ (3;11 Jahre.)

An Schlafen ist nicht zu denken. Iris ist um 21:30 Uhr noch quietschfidel: „Ich bin tag- und nachtaktiv.“ (4;2 Jahre)

Iris fragt abends beim Einschlafen schon, wann denn endlich morgen ist.

„Ich kann nicht einschlafen. Ich muss an was Schönes denken und dann wieder an was Blödes und dann wieder an Schönes, dann wieder an was Blödes. Ich bin schon ganz verwirrt.“ (4;6 Jahre)

Iris abends im Bett: „Wie geht Schlafen?“ Ich antworte ihr, dass sie die Augen schließen und aufhören soll zu denken. Iris: „Ich schimpf schon immer mit meinem Kopf, aber der denkt und denkt.“ (4;8 Jahre.)

Sie hat ein Mal für 3 Stunden im eigenen Bett geschlafen (mit der Oma im Zimmer). (5;4 Jahre.)

Im Kindergarten wird beim Mittagessen „Hexe Lilli auf Schloss Dracula“ (ab 8 Jahren) vorgelesen. Iris hat die Abmachung, dass sie raus gehen darf, wenn ihr eine Geschichte nicht behagt – was während des Mittagessens allerdings nicht geht. Als zufällig die Kita-Leiterin das Mittagessen betreut, wünschen sich einige Kinder, dass sie das Buch weiter vorlesen soll.
Meine Tochter springt nach einer halben Seite vom Tisch auf und verkriecht sich in der Kuschelhöhle. Daraufhin bricht die Kita-Leiterin ab und gibt mir beim Abholen eine Rückmeldung.
Abends kann Iris nicht einschlafen und hat furchtbare Ängste. Auch die harmlose romantische CD „Mozarts Zaubernacht in Nymphenburg“ will sie nicht hören, weil sie Angst hat, dass da ein Vampir um die Ecke kommt. Es dauert einige Zeit, bis sie abends nicht mehr daran denken muss. (5;5 Jahre.)

Iris schläft zum ersten Mal alleine bei Oma und Opa. (Auch als Vorbereitung auf die Kindergarten-Übernachtung gedacht.) Klappt super. (5;7 Jahre.)

Mittlerweile geht sie zwischen 22 Uhr und 22:30 Uhr schlafen, auch wenn am nächsten Tag Kindergarten ist. (5;7 Jahre.)

Iris schläft zum ersten Mal beim Babysitter ein. (5;11 Jahre.)

Jetzt, wo die Schule angefangen hat, geht Iris um 21 Uhr ins Bett und steht um 6:45 Uhr auf. (5;11 Jahre.)

Iris kann abends nicht einschlafen. „Jetzt muss ich wieder an was Blödes denken. An Wirbelstürme.“ Ich beruhige sie, dass es bei uns keine gibt. „Aber da wo der Papa hinfährt.“ Mein Mann fliegt in zwei Wochen nach Amerika. (5;11 Jahre.)

Siehe auch den Beitrag: Geringes Schlafbedürfnis?

5. Fantasie / Kreativität

Erste Rollenspiele: Arzt, Einkaufen, Kochen (1;10 Jahre).

Draußen im Unterholz unter den Bäumen ist ihr Haus oder ihr Stall oder ihr Supermarkt. Sie spielt mit Tannenzapfen, Steinen, Blättern und Stöckchen. Zum Beispiel reparieren wir mit Stöckchen Autos  (ab 2;1 Jahre).

Iris spielt Geschichten nach: Mama Muh, Rabe Socke etc. (ab ca. 2;6 Jahren).

Siri ist Iris´ Spiegelbild (manchmal auch ihr Schatten). Iris spielt mit Siri. Siri hat manchmal auch ihre Mama dabei (wenn ich auch im Spiegel zu sehen bin). Iris weiß allerdings, dass das ihr Spiegelbild ist, sie spielen trotzdem zusammen. (2;6 Jahre.)

Ab ca. 2;10 Jahre:
Ihre Puppe Lotta ist Iris´ Alter Ego. Lotta macht alles, was Iris nicht soll, sich nicht traut oder kann. „Lotta schmeißt immer Steine in die Waschmaschine.“ Sie klettert an der Lampe hoch. Lotta wohnt meistens in Afrika. Oder auf unserem Dach. Oder bei den Nachbarn auf dem Dach. Und weil sie Flügel hat, kommt sie auch dort hin. Iris denkt sich die abenteuerlichsten Geschichten aus. Momentan hat Lotta auch ein blaues Zimmer mit Baum im Weltall. Lieblingssatz: „Nur im Spiel, nicht in echt.“

Iris malt sehr gerne. Wenn 1 Blatt nicht reicht, wird angebaut. Oder sie macht ganze Hefte, die ich tackern muss. Iris liebt Pinsel und Farbe. Und Knetgummi. Damit kann sie sich mit mir stundenlang beschäftigen. Oder bauen (Lego Duplo). Bekannte wundern sich immer, wie ausdauernd sie dabei ist (ab 2;4 Jahre).

Iris baut sich gerne Höhlen oder Häuser mit richtigen Aufbauten. Dabei umwickelt sie das Ganze gerne mit Kordel und errichtet Schranken. Manchmal kann man kaum noch im Zimmer gehen (ab 3;3 Jahre).

Iris will Schlagzeugerin werden und einen Saxophonisten heiraten. (Iris´ Papa ist Musiker.) Drei Monate später will sie dann Kinderärztin, schließlich Hubschrauberärztin werden und abends Schlagzeug spielen. (Aber erst nachdem wir sie überzeugt hatten, dass man als Ärztin auch Musik machen kann.) (3;4 Jahre.)

„Ich kann machen, was ich will. Ich bin schon groß. Im Spiel bin ich schon soooo groß.“ (3;7 Jahre.)

Wir spielen mit den Puppen Regen und ziehen ihnen Regensachen an. Iris: „Im Spiel gewittert es nicht. NIE!“ (3;7 Jahre.)

Iris hat ein silbernes Knübbelchen (aus Geschenkband). Das ist ihr Wunsch-Knubbel. Ich soll es in die Hand nehmen, mit der anderen Hand bedecken und mir etwas wünschen. (3;8 Jahre.)

Iris hat aus einem Wäschekorb, einem Tuch und ihrem Kinderstühlchen für ihren Stoffaffen einen Hochstuhl gebaut. Die beiden sitzen so nebeneinander am Tisch und unterhalten sich, wobei Iris beide spricht. Affe: „Iris, was machst du so im Kindergarten?“ Iris (als Iris) zählt alles auf: Spielen, Essen, auf Klo gehen …“ (3;8 Jahre.)

Iris läuft mit ihrem Spielzeughandy zu mir und sagt. „Die Frau W. ist dran. Sie ist fast wieder gesund. Und bald kommt sie wieder in den Kindergarten.“ Ins Telefon. „Wann kommst Du wieder? Sonntag oder Samstag? – O.K. Tschöö.“ (3;8 Jahre.)

Iris macht mit dem Kindergarten einen Ausflug zur Burg Satzvey. Begleitend dazu machen die Kinder ein Projekt zum Thema „Ritter“ und basteln tolle Sachen. Iris ist total begeistert, und auch zu Hause wird wie verrückt gebastelt, gemalt und genäht. Wir bauen aus einem riesigen Karton eine Burg für Iris und ihre Puppen. Sie ist lieber Ritter als Burgfräulein und läuft nur noch in ihrem gestrickten Kettenhemd herum.
Eigentlich sollte vor den Osterferien noch ein Ritterturnier im der Kita stattfinden, was dann aber leider wegen Krankheit ausfallen musste. Zuerst sollte es nachgeholt werden, aber Iris war dann die einzige, die noch im Thema war. Sie kann sehr ausdauernd sein. (4;4 Jahre.)

Iris hat sich schon lange mit dem Thema Weltall beschäftigt. Seit ihr Opa mit seinem Teleskop bei uns war, um den Saturn zu beobachten, ist sie völlig begeistert. (4;5 Jahre.)
Wir lesen darüber und sehen uns Videos im Internet an. Und sie bastelt und malt. Sie spielt Astronaut und Mondlandung. Es werden Gesteinsproben genommen und bis zum Mars geflogen. Hase Felix und die Puppen müssen natürlich mit, alle mit Astronautenanzug. Es werden neue Sterne, Planeten und Nebel entdeckt, die „fotografiert“ und ausgedruckt werden … Das Interesse hält weiter an. (5;11 Jahre.)

Iris interessiert sich schon lange für die Steinzeit, und zwar seitdem die Vorschulkinder  im Kindergarten „Steinzeitübernachtung“ hatten. Die großen Kinder haben viele spannende Dinge erzählt. (4;7 Jahre.)
Wir bauen Pfeil und Bogen, Speere, Angelhaken, „Feuerstellen“, sammeln Kräuter, nähen für die Puppen Kleidung und Taschen. Iris spielt mit ihren Puppen Steinzeit und sie geht auf Bärenjagd und erlegt ihren Teddy u. v. m. Natürlich haben wir auch Bücher zu dem Thema. Die Begeisterung hält sich bis heute. (5;11 Jahre.)

Wir sehen in Köln die Lomo-Map, eine riesige Deutschlandkarte aus 170.000 Einzelfotos. Diese Fotos wurden von vielen verschiedenen Menschen aus ganz Deutschland eingeschickt und dann auf dem Bahnhofsvorplatz auf dem Boden zu einer Karte zusammenmontiert.
Iris ist so fasziniert, dass wir kurz drauf unser Dorf fotografieren müssen. Iris bekommt meine kleine alte Kamera, ich nehme meine Spiegelreflex und los geht es. (4;11 Jahre.)

Seit wir im Urlaub in einem Irrgarten und im Museum in einem Spiegelkabinett waren, ist Iris im Labyrinth- und Irrgarten-Fieber. Wir malen Labyrinthe auf Papier, mit Kreide riesige Irrgärten auf der Straße und machen welche aus Knete. (5;7 Jahre.)

Wir waren im Odysseum und haben uns dort u. a. die Sonderausstellung über Kugelbahnen angeschaut. Iris will gar nicht davon weg. Zu Hause werden Kugelbahnen gebaut und Kettenreaktionen herbei geführt, zum Beispiel mit Dominosteinen und Klopapierrollen. (5;8 Jahre.)

Generell kann man sagen, dass Iris bis heute Themen, die sie interessieren, aber auch Dinge, die sie ängstigen, durch Rollenspiele be- und verarbeitet. Wobei ihre Puppe Lotta immer noch ihr Alter Ego ist. Sie geht völlig in ihren Themen auf und konsumiert nicht nur Wissen, sondern taucht komplett in die neue Welt ein. (5;11 Jahre.)

6. Gefühle / Empfinden

Iris ist ein Gute-Laune-Kind. Wir werden oft auf unser „Sonnenscheinchen“ angesprochen.

Auch wenn sie müde ist, quengelt oder weint sie nicht.

Von Anfang an ist sie sehr licht-, geräusch- und geruchsempfindlich. Sie hat Angst vor lauten Geräuschen, weint oder ist panisch bei Flugzeugen, Treckern, Motorrädern, Wäschetrockner, Staubsauger, Rasenmäher … Hält sich bei der Klospülung die Ohren zu. Zeitweise müssen wir uns in einer Höhle in Iris´ Zimmer verstecken, wenn ihr Papa Rasen mäht. Sie hat Angst vor Silvesterknallern, hat ein halbes Jahr später noch Albträume davon. Auch mit fast 5 Jahren hat sie immer noch Angst vor lauten Treckern.

Wenn ich telefoniere und auf Erzähltes zum Beispiel mit „Ach herrje“ antworte, fragt Iris besorgt: „Mama, was ist los?“ (ab 3;0 Jahre.)

Ich habe von der neuen CD meines Mannes Probeausdrucke des Covers gemacht. Davon landet einiges im Papiermüll, u. a. auch Seiten mit einem Bild vom Papa. Iris fischt völlig aufgelöst die Fotos wieder aus dem Müll. Ich kann doch nicht ihren Papa wegschmeißen! (2;4 Jahre.)

Alles wird schon früh in Vater-Mutter-Kind eingeteilt (Menschen, Tiere, Steine, Blumen, Tannenzapfen …); immer wichtig: „Und wo ist die Mama von …?“

Mit 2;6 Jahren fängt sie an zu weinen, weil sie glaubt, dass der Welpe auf dem Bauernhof keine Mama mehr hat. Ihre Oma erzählt ihr, dass die Hundemama nur einkaufen ist. Zur selben Zeit weint sie bei Hänschen-klein (Doch die Mutter weinet sehr, hat ja gar kein Hänschen mehr). Will das Bilderbuch „Kleiner weißer Fisch“ nicht mehr lesen, weil der Fisch seine Mama verloren hat und sie nun sucht (und auch findet).

Wir müssen aus der Vorstellung des Kasperle-Theaters gehen, weil Iris Angst vor der Hexe hat. Noch fast ein Jahr später redet sie immer wieder davon, dass wir da nicht mehr hingehen. (2;9 Jahre.)

Wenn ihr gefühlsmäßig etwas nicht behagt, ist sie nicht umzustimmen.

Iris mag Menschen nicht, die zu forsch auf sie zugehen oder die ihr zu laut sind. Zum Beispiel sollte Frau K. nicht mehr in die Kita kommen. Frau H. auch nicht, weil sie den Kindern Märchen vorgelesen hat, die Iris gefühlsmäßig nicht verkraftet hat. (2;11 Jahre.)

Iris wollte lange Zeit nicht mehr in die „Ruhe“ in der Kita, weil Frau K. eine Geschichte vorgelesen hatte, die sie nicht mochte. Auch morgens beim Bringen machte sie Probleme. Als dann auch noch Frau B. die Kita verlässt, will Iris gar nicht mehr hingehen. Sie hatte verstanden, dass ihre Erzieherin nicht mehr wiederkommen würde. Sie isoliert sich, hält sich an Papierfitzelchen fest und ist völlig aufgelöst, wenn sie eines verliert. Außerdem hat sie Angst, dass ihr etwas weggenommen wird von anderen Kindern oder dass sie beim Abholen etwas vergessen könnte. Wir müssen Listen machen, was wieder mit nach Hause muss. Ich gebe ihr einen kleinen Beschützer mit, den sie ums Handgelenk trägt. Es wird erst langsam besser, als Frau D. in die Gruppe kommt. Iris verarbeitet ihre Gefühle im Rollenspiel. Als sie nicht in der „Ruhe“ bleiben wollte, mussten wir Kindergarten spielen und ihre Puppe Lotta blieb immer in der Ruhe. (3;0 Jahre.)

Iris versteht nicht, wenn andere Kinder lügen, gemeine Sachen sagen oder anderen wehtun. Sie ist dann immer ganz aufgelöst und fragt immer wieder, warum sie so etwas tun.

Von unserem Auto ist nachts das vordere Nummernschild geklaut worden. Iris´Papa muss zur Polizei und zum Straßenverkehrsamt. Wir erklären, dass böse Menschen das getan haben. „Warum gibt es böse Menschen? Wo wohnen die? Wollen die zu uns?“ (3;4 Jahre.)

Wenn ihr ein Lied auf einer CD nicht passt, muss ich die CD ohne das Lied noch einmal brennen, sonst hört sie die ganze CD nicht mehr.

Iris hat das Lied „Anne Kaffeekanne“ bis zu der Stelle mit dem Löwen gehört; an der Stelle musste ich ausmachen. Seitdem hat sie Angst vor Löwen. Aber sie kann den Refrain singen … (3;4 Jahre.)

Ein Schaf von Bekannten hat Nachwuchs bekommen, wobei die Mutter ihre Kinder nicht angenommen hat. Ich habe mit Iris gar nicht darüber gesprochen, aber sie kommt von selbst darauf. „Wo ist die Mama? Was ist mit der?“ will sie wissen. Ich versuche ihr zu erklären, dass so etwas öfters vorkommt, aber dass A. jetzt die Mama für die beiden ist. Abends kommt sie weinend zu mir, weil die Lämmer nicht bei ihrer Mama sind. (3;6 Jahre.)

Iris hat auf einmal abends beim Einschlafen Angst vor Füchsen. Sie erinnert sich noch daran, dass bei uns einmal ein toter Fuchs im Garten lag. Allerdings war sie da erst 20 Monate alt. Ich sage: „Ich verstehe nicht, warum Du auf einmal Angst vor Füchsen hast. „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ ist doch eines deiner Lieblingslieder.“ Iris: „Ich habe Angst vor echten Füchsen. Nicht vor gemalten Füchsen (Liederbuch) oder aus Plastik.“ (3;6 Jahre.)

„Papa, was guckst du so ernst?“ (3;7 Jahre.)

Es zog sich zu. Ich wollte vor dem Regen noch schnell die Wäsche abhängen und ein paar Sachen reinholen. Währendessen hörte man in der Ferne schon ein Grummeln. Da ich nicht sofort ins Haus kam, wurde Iris richtig panisch. Sie stand weinend im Wohnzimmer, während ich noch draußen war: „Du musst reinkommen. Die Binsi (Katze) muss auch reinkommen. Wo ist die Binsi (Katze)? Die Binsi soll kommen.“ Wir mussten dann Rollladen runterlassen und ins Bett. Iris zitterte richtig. Am nächsten Tag kam noch einmal alles hoch und sie weinte erneut. Zwei Tage später regnete es ein paar Tropfen während des Abendessens, woraufhin sie direkt wieder ins Bett wollte. Außerdem fragte sie ständig, ob und wann es gewittern würde. Wollte eine Zeitlang gar nicht mehr nach draußen. (3;7 Jahre.)

Iris will in den tiefen Wald ziehen, wo es keinen Krach gibt. Oder nach Afrika, wo es kaum regnet. Sie fragt ihre Oma, ob sie mit nach Afrika kommt.“ (3;7 Jahre.)

„Mama, ich möchte immer bei dir sein. Auch wenn du und der Papa weg seid. Oder du alleine. Du sollst nicht so viel arbeiten. Dann wirst du auch krank wie die Frau W.“ Wir waren einige Wochen zuvor für einen Tag nach Freiburg gefahren und kamen erst nachts zurück. Am Telefon hatte sie schrecklich geweint. Später war (ihre Puppe) Lotta oft in Freiburg, oder in Reichsburg, was noch weiter weg sein soll … (3;10 Jahre.)

Abends sind draußen Jäger. Iris hat schreckliche Angst. „Sind alle drinnen? Der Papa auch? (-Ist unterwegs-) Und wenn beim Auto das Fenster auf ist? Weinen die Wildschweine, wenn sie erschossen werden? Weinen die Jäger? Wie sehen die denn aus? Haben die ein Gesicht?“ (4;1 Jahre.)

„Jetzt fängt das schon wieder an, dass ich nur bei Mama bleiben will.“ (4;2 Jahre.)

Die Kinder bekommen in der Kita ein Buch vorgelesen, in dem es darum geht, dass Benji-Bär seine Mama sucht und nicht findet. Sie hatte vorher gefragt, ob sie rausgehen darf, wenn das Buch nichts für sie ist. Die Erzieherin kannte das Buch selber noch nicht und meinte, dass Iris erst einmal abwarten solle. Iris verstand dies so, als ob sie nicht gehen dürfe. Abends im Bett: „Die (Mama) ist bestimmt tot … Die ist im Himmel. Warum durfte ich nicht rausgehen? Warum liest die so was vor?“ etc. Iris ist völlig aufgelöst und schläft erst um 22:40 Uhr ein. Es beschäftigt sie noch Wochen. (4;2 Jahre.)

Iris weint vorm Schlafengehen. Ich sage, dass sie hundemüde ist. „Man weint, wenn man wütend oder traurig ist, nicht wenn man müde ist.“ (4;3 Jahre.)

„Schön, dass du mich bekommen hast.“ (4;8 Jahre.)

Iris spielt seit längerem nicht mehr mit Alina. Ich frage nach dem Grund. „Ich mag Alina nicht so gerne.“ – „Warum? Habt ihr euch gestritten?“ „Nein, das ändert sich halt manchmal einfach.“ (5;4 Jahre.)

Ich habe das Computerspiel „Felix – ein Koffer voller Spiele“ gekauft, was Iris auch sehr gerne spielt. Sie findet den Hasen so süß, worauf mir einfällt, dass wir ein Buch davon haben, das Iris aber früher nicht lesen wollte. Da sie jetzt schon ein Jahr älter ist, habe ich es ihr noch einmal vorgelesen. Iris hat fürchterlich geweint, weil Felix von zu Hause weg war. Obwohl er natürlich zum Schluss wieder da ist.
Iris hat dann ihren kleinen Stoffhasen raus gekramt und an sich gedrückt. Danach will sie nicht mehr zu ihrer Freundin, weil sie Angst hat, dass ihr Felix weg ist, wenn sie wieder nach Hause kommt. Wir setzen ihn morgens dann immer unter die Käseglocke, wenn sie in den Kindergarten geht, damit er nicht auf Reisen gehen kann. Zu Ostern hat sie sich einen echten Felix-Stoffhasen gewünscht. Außerdem müssen wir seitdem auch ständig Briefe schreiben. Der Felix-Stoffhase bekam dann eine Leine, damit er nicht weglaufen kann. Iris muss trotzdem oft weinen. Sie fragt immer wieder, ob es Felix in echt gibt. Sie wünscht es sich so sehr. (5;4 Jahre.)

„Ich würde gerne fliegen können.“ – „Was meinst du, was das für ein Gefühl ist?“, frage ich. „Ein schönes.“ – „Und warum möchtest du fliegen können?“ – „Dann könnte ich beim Ballett unter der Decke schweben und alle gucken.“ (5;5 Jahre.)

„Ich bin schon ganz traurig, wenn der Kindergarten aufhört. Und die Frau W. bestimmt auch, weil die die Kinder so lieb hat.“ (5;8 Jahre.)

 

7. Begreifen / Denkvermögen / Problemlösung / Wissensdurst

Iris möchte eine Dose Katzenfutter oben aus dem Regal holen. Ich schaue um die Ecke und sehe, dass sie sich aus Konservendosen und einem Glas Essiggurken einen Turm als Leiter gebaut hat, auf dem sie dann balanciert. (2;7 Jahre.)

Ab drei Jahren hat Iris immer genaue Vorstellungen, wie sie etwas machen will. Zum Beispiel: „Und dann drucken wir das aus und dann kleben wir das so und dann ins Lanimier-Gerät (Laminiergerät). Und dann ist das ein Tischset.“

Wir malen und haben einen Frosch gebastelt. Auf der Buntstiftdose sind Fische aufgemalt. Ich spreche (als Frosch) mit den Fischen und frage sie, warum sie mir nicht antworten. Darauf Iris: „Die sind doch nur gemalt.“ (3,0 Jahre.)

Iris will ihr fertiges Puzzle heile in die Schachtel räumen, nimmt ein Blatt Papier, schiebt es darunter und lässt das Puzzle hineingleiten. (3;1 Jahre.)

Iris sitzt in der Badewanne. Ich habe den Stöpsel gezogen und sie beobachtet den Strudel. „Dreht sich das Wasser von alleine?“ (3;2 Jahre.)

Ich habe eine Powerpoint-Datei zur Adventzeit bekommen, die mit „Stille Nacht“ (Chor) unterlegt ist. Iris ist fasziniert, wir müssen sie uns immer wieder anschauen/anhören. „Sind da kleine Menschen im Computer? – Wo ist der Chor dann?“ (3;2 Jahre.)
Als sie zu Weihnachten einen CD-Player bekommt, die gleiche Frage: „Sind da kleine Menschen im CD-Player?“

„Mama, als du klein warst, hattest du da noch eine Mama und war ich da noch bei dir als Baby im Bauch?“ Ich erkläre ihr, dass kleine Mädchen noch keine Babys haben. „Wann hat man denn Babys im Bauch?“ (3;4 Jahre.) Einen Monat später folgt das zweite Aufklärungsgespräch. „Wie kommen eigentlich die Babys in den Bauch?“ Fünf Minuten später: „Und woher kommen eigentlich die Menschen?“

„Wo kommt der Strom her? Aus dem Boden?“ Die Steckdose für ihren CD-Player ist relativ weit unten montiert. (3;4 Jahre.)

Iris interessiert sich dafür, wo das Wasser im Badezimmer herkommt und wo es abläuft. (3;4 Jahre.)

Iris interessiert sich für die Adern / Blut. (3;5 Jahre.)

Ihr gefällt ein Lied nicht auf ihrer neuen Musik-CD. Sie geht damit an meinen PC, legt die CD ins CD-Fach und bittet mich, ihr die CD ohne das Lied zu brennen. (3;5 Jahre.)

Iris schaut sich ihre Tasse an, auf der die Barbapapas aufgedruckt sind. „Wie machen die Menschen das?“ (3;5 Jahre.)

Iris´Papa: „Und Oma Gunda ist meine Mama.“ Iris: „Das weiß ich doch!“ (3;5 Jahre.)

Iris klettert mit Fahrradhelm auf einem Klettergerüst, wobei sie deshalb irgendwo nicht durchpasst. Sie nimmt sofort den Helm ab, legt ihn zur Seite und klettert weiter (ohne Pause zum Nachdenken). (3;6 Jahre.)

„Ich kann mich nicht selber hochheben.“ (3;6 Jahre.)

Iris sitzt auf der Toilette. „Hinter dem Spiegel ist mein Zimmer.“ Stimmt, die Wand, an der der Spiegel hängt, ist die Trennwand zu ihrem Zimmer. (3;6 Jahre.)

„Und die Oma ist eine Mama. Die Mama von Papa.“  Ich: „Und eine Oma. Von wem?“ – „Von mir.“ (3;6 Jahre.)

Wir gehen nachts aufs Klo. Der Mond scheint hell zwischen den Wolken hervor. „Mama, warum sieht man die Sterne nicht?“ (3;6 Jahre.)

„Nach morgen kommt übermorgen.“ (3;6 Jahr.)

Wir sehen einen Farbigen in der Fußgängerzone. Iris: „Da ist ein schwarzer Mann.“ Ich erkläre ihr, dass man Farbiger oder afrikanischer Mann sagt. Später sehen wir Lurchi am Schuhgeschäft. Iris zeigt auf Lurchis schwarze Arme und fragt: „Ist der auch ein Afrikaner?“ (3;6 Jahre.)

Iris schaut sich am Schuhgeschäft eine Lurchi-Figur an. „Haben Salamander keine Zähne?“ Wir sehen im Tierlexikon nach. (3;6 Jahre.)

„Mama, wie kommt eigentlich die Milch in die Brust?“ (3;7 Jahre.)

Im Deckel ihrer Sandmuschel ist etwas Wasser. Schnell stellt sie ein Eimerchen an einer Seite darunter, um den Deckel schräg zu stellen und so das Wasser schöpfen zu können. Das gleiche Prinzip benutzt sie, wenn es Suppe gibt und der Teller fast leer ist. (3;7 Jahre.)

Iris darf die neue Spiele-CD-Rom machen. Wir schauen uns eines der Spiele an (werden erklärt). Ich spreche mit ihr kurz darüber und sie spielt dann. Ich bin kurz im Wohnzimmer, als ich zurück komme, spielt sie ein anderes, neues Spiel. Sie hat es ohne Hilfe direkt verstanden. (3;7 Jahre.)

Iris zeigt auf die Gurthalter ihres Kindersitzes und meint, dass sie praktisch seien. Wir unterhalten uns darüber, dass ihr anderer Sitz in meinem Auto keine hat. Daraufhin sagt sie: „Der ist bestimmt von einer anderen Firma.“ (3;7 Jahre.)

Iris: “Können sich Mücken eigentlich unterhalten?“ (3;7 Jahre.)

Iris interessiert sich dafür, wo Freunde und Familienangehörige wohnen. Ich drucke eine Deutschlandkarte aus und wir zeichnen es ein. (3;8 Jahre)

Iris  will wissen, wie es unter der Haut aussieht und im Kopf. „Mama, ist in den Lippen Blut? Und in der Zunge auch?“ (3;8 Jahre.)

„Ist jetzt  Abend?“ –  „Ja.“ –  „Das habe ich mir schon gedacht (= zurzeit Iris´ Lieblingssatz). Drüben (im Esszimmer) war es schon so dunkel und hier im Badezimmer ist es noch ein bisschen hell. Das ist, weil hier die Sonne untergeht.“ Das stimmt, die Sonne geht am Badezimmerfenster unter. (3;8 Jahre.)

„Wo kommt der Regen her, bevor er Wasser wird?“ (3;8 Jahre.)

Ein Stofftier fällt immer wieder um. Iris nimmt die Milchpackung und lehnt den Elefanten dagegen, so dass er steht. (3;8 Jahre.)

Iris isst einen Hühnerschenkel. „Ist das von einem Huhn? Ist das tot? Ist das Fleisch im Huhn? Und wo ist das Blut?“ (3;8 Jahre.)

„Die Möhren wachsen in der Erde. Und dann kommen die in die Packung. Die kommt dann in den Supermarkt. Und da kaufst Du die dann.“ (3;8 Jahre.)

Iris steht vor dem Spiegel und macht Lautmalereien. Plötzlich fragt sie: „Mama, wo kommt eigentlich Sprache her?“ (3;8 Jahre.)

Heute ist Gas geliefert worden. Mit einem langen Schlauch (Tankwagen) wurde der Tank aufgefüllt. Iris erklärt uns später ganz begeistert, wie der Schlauch wieder aufgerollt wurde. „Der Schlauch ist noch länger. Wenn dann jemand noch weiter weg wohnt, dass der dann noch passt.“ (3;8 Jahre.)

Ich mache mir ein Wurstbrot und tupfe aus der Tube Senf oben drauf. Iris: „Du kannst doch erst den Senf aufs Brot streichen und dann die Wurst drauflegen. Das geht doch viel besser.“ (3;8 Jahre.)

„Hab’ ich dann in deinem Bauch Pipi gemacht?“ Ich erkläre, dass Babys Fruchtwasser schlucken und wieder ausscheiden. „Das ist ja ekelig!“ (3;8 Jahre.)

Ich bin stark erkältet. Iris: „Was machen wir jetzt? Wir kochen eine Hühnersuppe.“ Haben wir dann auch gemacht … (3;9 Jahre.)

Ich mache mit einer Rotlichtlampe eine Bestrahlung. Iris fragt, was das für ein Licht ist. „Das ist ja lustig! So ein Licht habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Ich kenne nur weißes und silbernes (sie meint Mondlicht) Licht.“ (3;9 Jahre.)

Iris will wissen, wie die Welt entstanden ist. Wir lesen über den Urknall. (3;9 Jahre.)

„Haben der Papa, du und ich alle die gleichen Augen? Wir haben auch alle braune Haare.“ (3;9 Jahre.)

Iris bringt mit Papa Leergut weg. Sie stellen den leeren Kasten in den Automaten. Der Kasten wird über ein Förderband hoch über den Regalen an der Wand abtransportiert. Iris: „Guck mal Papa, unser Kasten.“ Hat ihr niemand gezeigt. (3;10 Jahre.)

„Mama, ist weiß kalt? (Sie isst gerade ein Vanille-Eis.) Eigentlich ist blau kalt.“ – „Und welche Farbe ist dann warm?“, frage ich. Iris: „Rot ist warm.“ (3;10 Jahre.)

Wir wollen noch einmal Spinat säen. (Hatten wir vor einem Monat schon einmal gemacht.) Ich schütte den Samen in den Blumenkasten. Iris: „Die muss man einweichen.“ Stimmt, hatte ich komplett vergessen. (3;11 Jahre.)

Opa Peter hat Iris eine Tasse geschäumte Milch gemacht. Während sie den Schaum löffelt, fragt sie: „Warum ist eigentlich die Milch immer unten und der Schaum oben?“ (3;11 Jahre.)

Iris will wissen, wie Erdbeben entstehen. (3;11 Jahre.)

Iris soll bei der U8 Assoziationen bilden, zum Beispiel: Ball – spielen. Bei Blume sagt sie „wachsen“, bei Haus – „fest stehen“. (Wir hatten in den zurückliegenden Wochen über Erdbeben gesprochen.) (4;0 Jahre.)

Wir sind auf dem Weg in den nächsten Ort. Iris: „Kann man von hier aus das Kreuz sehen?“ (Sieht man aus unserem Badezimmerfenster.) – „Nein, das ist zu weit weg.“ – „Und wenn man eine Weit-Lupe hätte, könnte man das dann sehen? Oder eine Weit-Brille?“ (4;0 Jahre.)

Wir backen und benutzen einen Messbecher. Ich zeige ihr die Skala. Sie zählt ab, einhundert, zweihundert …, zehnhundert. (4;1 Jahre.)

Iris erinnert sich noch daran, dass der Wind im letzten Winter die Abdeckplane meines Autos fortgeweht hat. Iris: „Das ist doch gut, wenn Schnee auf dem Auto liegt, dann fliegt die Plane nicht weg.“ (4;1 Jahre.)

Wir haben Stevie Wonder im Fernsehen gesehen und Iris erklärt, dass er blind ist, aber trotzdem ganz toll Klavier spielen kann. Einige Tage später kochen wir. Iris: „Blinde können in der Küche gar nichts machen. Nur schlafen geht. Da braucht man seine Augen nicht. … Dann muss man denen neue Augen in den Kopf einbauen.“ (4;1 Jahre.) Viel später einmal im Auto: „Blinde können nicht Autofahren.“ (4;5 Jahre.)

Wir spielen „Da ist der Wurm drin“. Iris erklärt ihrem Vater die Spielregeln.  „Papa, wenn jemand theoretisch orange würfelt und es ist keins mehr da, dann darf man sich ein Teil aussuchen. Und dann nimmt man natürlich rot. (Rot ist das längste Teil und man kommt am schnellsten vorwärts.) (4;3 Jahre.)

Iris soll für die Pizza kleine Schinkenwürfel schneiden. „Dann muss ich erst dünne Streifen schneiden …“ (4;3 Jahre.)

„Wenn ich 5 bin, dann ist Sarah 6. Wenn ich 6 bin, dann ist Sarah 7…“ Das führt sie weiter bis 11-12. (4;4 Jahre.)

Wir sind bei Ikea. Dort gibt es riesige Taschen zum Hinterherziehen mit Rollen drunter, die man aber nicht sehen kann. Iris: „Sind da Rollen drunter?“ (4;4 Jahre.)

Wir spielen Uno. Iris legt zwei „2-Ziehen-Karten“ hintereinander auf den Stapel, so dass ich 4 Karten ziehen muss. Sie freut sich: „Das ist wie eine 4er-Karte“ (4-Ziehen-Karte). (4;4 Jahre.)

„Wenn die Oma noch mal jung wär’ und der Papa auch, dann könnte der Papa bei der Oma an der Brust trinken.“ (4;5 Jahre.)

Papa: „So Iris, ich bin jetzt bald 3 Tage weg.“ Iris: „3 Tage sind besser als 4.“ (4;5 Jahre.)

Wir sind im Schwimmbad und gehen nass in den Freibadbereich nach draußen. Iris: „Wenn man nass ist, denkt man es ist draußen kälter.“ (4;8 Jahre.)

Wir hören abends Musik. Iris: „Im Dunkeln hört man besser.“ (4;11 Jahre.)

„Warum nicken wir, wenn wir Ja sagen?“ (4;11 Jahre.)

„Wie macht ein Mikrophon das (den Gesang) laut?“ (4;11 Jahre.)

Wir fahren mit dem Rad bei Gegenwind bergauf. Iris: „Zurück fliegen wir dann nach Hause mit dem Wind von hinten.“ (4;11 Jahre.)

Ich: „Man muss nicht jeden Tag etwas Süßes essen.“ Iris: „Nein, aber man möchte.“ (4;11 Jahre.)

Wir fahren an den Katzensteinen (Felsen) vorbei. Iris will wissen, woher der Name kommt. Ich erkläre ihr, dass er von dem Ort Katzvey stammt. „Und woher kommt eigentlich das Wort Katze?“
Wir sehen im Herkunftswörterbuch nach. (4;11 Jahre.)

Ich erkläre, dass mein Auto einmal Kühlflüssigkeit verloren hat, weil ein Schlauch ein Loch hatte. Iris: „Und dann bist du zu Opa in die Werkstatt gefahren und der hat einen neuen Schlauch gemacht und dann hat er neues Wasser rein gemacht.“ (4;11 Jahre.)

Mein Mann: „Sollen wir mit dem Keks hier einen Keksbaum pflanzen?“ Iris: „Da wächst doch selbst in hundert Jahren, wenn wir tot sind, kein Baum draus.“ (5;0 Jahre.)

Iris hat blaue Farbe an der Hand, die beim Waschen nicht ganz abgeht. Iris: „Das sieht so aus, als ob das eine Ader ist.“ (5;0 Jahre.)

Wir sind zur U9 bei der Kinderärztin. Sie fragt: „Fährst Du Laufrad?“ Iris: „Früher.“ Die Ärztin schmunzelt. „Trägst du denn einen Helm? Was passiert denn ohne Helm?“ – „Man schlägt sich den Kopf auf und bekommt eine Gehirnerschütterung“, antwortet Iris. Die Ärztin meint dazu: „So eine tolle Antwort habe ich noch nie bekommen.“ (5;0 Jahre.)

Iris spült Geschirr, wobei sie sich das Wasser sehr heiß gemacht hat. Etwas schwappt über und ihr T-Shirt wird nass. „Warum ist das Wasser da (im Spülbecken) so heiß und auf dem T-Shirt so kalt?“ (5;2 Jahre.)

Wir sitzen im Auto und sprechen über das Navi. Warum es eine Männer- und eine Frauenstimme gibt. „Wo sitzen die denn?“ Ich erkläre ein bisschen. „Und woher weiß das Navi, wie wir fahren müssen?“ (5;3 Jahre.)

Iris hat eine Spielzeugkamera, bei der man, wenn man durch den Sucher schaut, kleine Bildchen sieht. Durch das Herunterdrücken des „Auslösers“ kommt das nächste Motiv. Iris erklärt: „Und da ist eine Scheibe drin, die sich dreht. Und wenn man drückt, dann geht das da drauf (sie zeigt) und schiebt das weiter.“ (5;3 Jahre.)

Wir haben einen neuen Kühlschrank. Mein Mann wundert sich, dass die Cola hinten gefroren ist. Iris: „Vielleicht ist der neue Kühlschrank kälter als der alte.“ (5;3 Jahre.)

Ich creme Iris nach dem Baden ein. „Sonst (vorher) nützt die ja nix. Die geht in der Wanne ja wieder ab.“ (5;3 Jahre.)

Die Bauern bei dem Online-Schachspiel „Fritz und Fertig“ haben einen merkwürdigen Dialekt. Ich wundere mich darüber. Iris daraufhin: „Das soll wohl lustig sein.“ (5;3 Jahre.)

Iris hinterfragt eigentlich schon immer. Kurze Antworten lässt sie selten so stehen.
2 Beispiele:
Wir fahren im Spätherbst an einem Acker vorbei. Iris wundert sich: „Was wächst denn da noch auf dem Feld?“ – „Gründünger“, antworte ich. „Was ist Gründünger?“ (5;2 Jahre.)
Ich singe ihr abends das Lied „Kein schöner Land“ vor, was sie noch nicht kennt. Es ist schon spät und eigentlich soll sie schlafen. „Was bedeutet ‚kein schöner Land’?“ (5;4 Jahre.)

Iris weiß, dass das Auto ein Bremspedal hat. „Mama, wie macht man das denn mit dem Bremsen, wenn man am Berg parkt? Rollt das da nicht runter?“ (5;4 Jahre.)

Iris: „Ich habe etwas Lustiges geträumt.“ – „Erzähl.“ –  „Ich weiß den Anfang aber nicht mehr.“ – „Das ist egal“, antworte ich. „Dann fängt es aber mitten drin an.“ (5;4 Jahre.)

Wir sprechen über die Katze, die von unseren Nachbarn gefüttert wird und regelmäßig unsere Katze verhaut. „Früher bei der Binsi (unsere vorherige Katze) gab’s die noch nicht. Zumindest nicht bei uns.“ (5;5 Jahre.)

Iris mochte, als sie klein war, immer gern das Lied „Tickeditack der Tausendfüßler“. Es geht so:
„Tickeditack der Tausendfüßler wickelt wackelt gradeaus.
Bei jedem Schritt wackeln tausend Füße mit
und so kommt er bald zum Tausendfüßler Haus.

Tickeditack-ditack-didumdumdum (3x)
Und jetzt klopft er an (auf den Boden klopfen).

Aua, hier ist die Tür verschlossen und kein Platz zum Gehn und Stehn.
Welch ein Entschluss, unser Tausendfüßler muss
nun mit allen 1000 Füßen rückwärts gehn.“

Obwohl wir das Lied schon lange nicht mehr gesungen haben, sagt Iris auf einmal: „Ich versteh das nicht. Das ist doch sein Haus. Wieso kommt der da nicht rein?“ Stimmt eigentlich … (5;6 Jahre.)

Iris hat zwei Bilderbücher mit Mozart. („Komm wir reisen zu Mozart“ für den Ting-Stift und „Mimi und Mozart“.) Iris liebt die beiden Bücher heiß und innig! Ich kaufe zusätzlich noch eine CD „Mozart für Kinder“, die viel über Mozart als Kind erzählt, wie früh er schon Klavier spielen und komponieren konnte, etc.
Iris ist davon fasziniert. Wir müssen uns bei Youtube Videos über Wunderkinder ansehen: Musik, Schach, Kopfrechnen, egal was. Iris verkleidet sich als Mozart, spielt mit einem Finger den Anfang von „Die kleine Nachtmusik“. Ich muss ihr ein Reiseklavier für die „Kutsche“ basteln und eine Geige.

Einmal ist sie krank und kann nicht in den Kindergarten. Weil wir beide (zuhause) arbeiten müssen, darf sie mit meinen Filzstiften malen. Sie malt vier Stunden lang ein Mozart-Bild nach dem anderen. (5;6 Jahre.)

Im Radio fällt der Begriff „Stilles Wasser“. Iris will wissen, was das bedeutet. Ich erkläre es ihr. Sie überlegt: „Obwohl ich lieber dolles Sprudelwasser trinke, bin ich eher schüchtern.“ (5;7 Jahre.)

„Kann man einen Wirbelsturm sehen?“, will Iris wissen. „Ja“, antworte ich. Iris: „Sonst kann man Wind aber nicht sehen.“ Wir reden darüber, dass man nur sehen kann, was der Wind macht. (5;7 Jahre.)

Iris fragt sich: „Wer hat die Welt erfunden? Irgendwer muss die doch erfunden haben!“ Mein Mann fragt sie: „Hast du eine Idee? Vielleicht eine Person?“ – „Da gab es doch noch keine Menschen.“ Ich sage, dass deswegen viele Menschen an Gott glauben. Iris: „Und wann ist der geboren?“ – „Das ist die Frage.“ – „Dann denken die Leute bestimmt, dass der schon immer da war. Wie hieß denn der erste richtige Mensch, der auf der Erde gelebt hat?“ (5;7 Jahre.)

„Was weiß ich, wie das später ist, wenn ich groß bin. Vielleicht leben wir dann alle auf dem Mars, und die Menschen bekommen ihre Kinder da und die Erde ist nur noch ein Planet für uns.“ (5;7 Jahre.)

„Wie groß ist die Erde?“ – „Riesig“, antworte ich. „Für uns ist die riesig. Im Himmel ist die ganz klein.“ (5;7 Jahre.)

„Mama, wieso fällt die Erde nicht runter?“ Kurze Zeit später: „Ist die Erde irgendwann zu Ende?“ (5;7 Jahre.)

Wir sprechen über Schwarze Löcher und die Theorie, dass dort die Zeit still steht. Iris überlegt: „Kommt man dann da nicht mehr raus?“ (5;7 Jahre.)

„Am liebsten wäre ich in der Steinzeit geboren, wo schon so richtige Menschen wie du und ich gelebt haben und dass ich dann nie gestorben wäre. Dann hätte ich Mozart und die Oma im Himmel und alle kennen gelernt.“ (5;7 Jahre.)

Wir waren im Odysseum in Köln. Iris wollte gar nicht mehr nach Hause. Auf dem Rückweg sagt sie im Auto: „Mein Thema ist im Moment: Weltall, Steinzeit und Mozart.“ (5;8 Jahre.)

„Mama, träumt man eigentlich manchmal auch nicht? Bevor ich morgens aufwache, träume ich immer.“ (5;8 Jahre.)

„Warum vergeht die Zeit so schnell, wenn die Oma da ist?“ (5;8 Jahre.)

Iris schaut sich eine Hose von innen an, an der ich gerade ein Loch stopfe. „Ach so sieht die Hosentasche aus. Ich wollte schon immer mal wissen, wie das gemacht ist.“ (5;8 Jahre.)

Iris überlegt: „Das wäre doch praktisch, wenn wir am Bauch einen Reißverschluss hätten. Dann könnte man immer nachgucken, zum Beispiel wenn man was isst, wie dass alles funktioniert, die Speiseröhre runter in den Magen.“ (5;8 Jahre.)

„Warum sieht das Herz, das wir malen, so anders aus als das echte Herz?“ (5;8 Jahre.)

„Ich glaube die Anna und die Caro sprechen gleich.“ (Stimme.) „In meinem Kopf hört sich das so an.“ Da war Caro schon ein halbes Jahr fort. (5;9 Jahre.)

„Im Gehirn ist es dunkel.“ (5;9 Jahre.)

Iris faltet momentan sehr gerne Papierboote. Sie möchte eins mit in die Badewanne nehmen. Ich gebe zu bedenken, dass es sich schnell auflösen wird. „Aus was kann man das denn machen, dass es sich nicht auflöst?“, will Iris wissen. „Da fällt mir jetzt auch nichts ein.“
Iris hat eine Idee: „Kann man Moosgummi falten?“ Man kann. Und es hält, wenn man es tackert. (5;10 Jahre.)

„Für mich geht die Zeit schnell rum, wenn jemand mit mir spielt, zum Beispiel der Opa. Aber ich glaube, der Opa würde lieber etwas anderes machen.“ (5;10 Jahre.)

Iris ist bei ihrer Freundin Dana. Auf einmal klingelt das Telefon und ich melde mich. Stille. „Wer ist denn da?“, frage ich. „Hier ist Dana. Willst du mit Iris auch mal sprechen?“ Es stellt sich raus, dass Dana das Handy ihres Vaters genommen hat und telefonieren wollte. Woraufhin Iris unsere Telefonnummer, die sie schon länger auswendig kann, eingetippt hat, weil Dana keine Nummern kennt. (5;10 Jahre.)

Iris erklärt einer Bekannten: „Manchmal jage ich Fliegen am Fenster mit der Fliegenklatsche. Wenn man die Beinchen sieht, sind die draußen und wenn man die Flügel sieht, sind die drinnen.“ (5;11 Jahre.)

„Warum ist es tief in der Erde so heiß?“ (5;11 Jahre.)

„Mama, wie kommen aus der Flöte die Töne raus?“ (5;11 Jahre.)

Iris ist vor der Einschulung in den Ferien zur Eingewöhnung in der OGS (Offene Ganztagsschule). „Mama, wie funktioniert eigentlich die Schulglocke? Woher weiß die, wann sie klingeln muss?“ (5;11 Jahre.)

 

8. Gedanken über das Denken

Iris soll schon längst schlafen. Hat Durst. „Mir ist schon so warm vom vielen Nachdenken.“ Sie sagt, dass die Gedanken vom Kopf durch den Bauch und die Beine zu den Füßen schwirren und von da verschwinden (in die Luft). (3;1 Jahre.)

„Ich muss immer so viel denken: Im Kindergarten, zuhause, im Kindergarten, zuhause. Da kippt mein Kopf von manchmal zur Seite, weil der so voll ist.“ (4;3 Jahre.)

„In meinem Kopf sind wieder so viele Gedanken. Ich glaube, ich habe ein dickes, kleines Buch im Kopf.“ Abends im Bett: „Ich muss jemanden anrufen. Der kommt dann heute Nacht und schneidet mir den Kopf auf und nimmt ein Blatt (aus dem Buch) raus und macht den Kopf dann wieder zu.“ Wir einigen uns darauf, dass das nicht nötig ist. Dafür kommen nachts kleine Kopfarbeiter und wischen einige Seiten leer. Iris macht daraus Musiker, die das Ganze mit Musik wegpusten. „Ich höre eine Gitarre und ein Saxophon. Und eine Tuba. Ich glaube, ich höre den J. (Saxophonist). Einige Tage später sagt sie: „Die Musiker haben es noch nicht geschafft, den Benji-Bär wegzupusten.“ (Geschichte, über die sie vor einigen Wochen sehr geweint hat.) (4;4 Jahre.)

„Ich habe Blätter im Kopf. Da wird erst mit Bleistift drauf geschrieben. Wenn ich die behalten will, dann wird das mit Kugelschreiber überschrieben. Ich habe ganz viele Schubladen in meinem Kopf und da kommen die Blätter dann rein.“ (5;4 Jahre.)

„Am Ende des Monats werden die Blätter (im Kopf) durch so einen Automaten geschoben, dann wird das noch stärker, was drauf steht.“ (5;5 Jahre.)

„Ich habe auch eine kleine Iris in meinem Kopf. Die sagt dem Joe, was sie schön findet und was nicht, und der druckt das dann aus und tut es in die Schublade. Aber manchmal sagt der Joe auch böse Wörter.“ – „Welche denn?“, will ich wissen. „Eierloch oder Kacka.“ (Iris benutzt selber keine Schimpfwörter.) „Mein Kopf ist so schwer, weil der Joe heute schon sooo viele Blätter ausgedruckt hat. Mindestens 18 Pakete Papier.“ (5;7 Jahre.)

9. Lernen / Schreiben / Zählen / Lesen

Generell hat Iris ein super Gedächtnis. Sie kann sich oft an Dinge erinnern, die ein ¾ Jahr zurück liegen. Teilweise an Sachen, die ich schon wieder vergessen hatte.

Sie kann schon einige Farben benennen (Rot, Blau, Gelb und Grün) und richtig zuordnen (1;11 Jahre.)

Erstes Begreifen, dass Buchstaben einen Sinn haben (Galopp-Buch) (2;3 Jahre).

Sie zeigt verstärktes Interesse am Geschriebenen („Mama, was steht da?“) (2;8 Jahre.)

Sie malt 1. Kopffüßler (2;10 Jahre).

Buchstabenbuch „Meine ABC-Reise“ (2;10 Jahre).

Iris kommt in den Kindergarten. Nach zwei Wochen kennt sie alle Kinder mit Vornamen, teilweise auch schon mit Nachnamen; sie weiß, welche Mutter zu wem gehört .(2;10 Jahre.)

Iris soll im Spiel so tun, als ob sie etwas schreibt. Weigert sich: „Ich kann noch nicht schreiben. Ich kann auch noch nicht lesen.“ (2;11 Jahre.)

Sie weiß ihren Vor- und Nachnamen und wo sie wohnt. (2;11 Jahre.)

Sie zählt bis 19 (ohne die 17) (2;11 Jahre).

Sie kann mit der Schere schneiden (3;0 Jahre.)

Iris kennt die meisten Farben und weiß teilweise, wie sie gemischt werden. (3;0 Jahre.)

Wir spielen „Tempo kleine Schnecke“, Memory (3;0 Jahre.)

Puzzle mit 4-9 Teilen (bis 3;2 Jahre).

Zu Weihnachten bekommt Iris ein Puzzle mit 35 Teilen geschenkt. Ab da ist sie im Puzzle-Fieber.  (3;3 Jahre.)

Wir spielen „Kunterbunt“ und „Colorama“ mit den Regeln für 5-jährige (mit 2 Würfeln). (3;3 Jahre.)

Wir basteln für den Kindergarten eine Postkarte mit Iris Vor- und Nachnamen. Seitdem ist sie wie verrückt auf Buchstaben. (3;3 Jahre.)

Iris will jeden Tag an meinem PC schreiben. Wenn ich buchstabiere, findet sie fast jeden Buchstaben. (Auch bei Scrabble-Steinen, die durcheinander liegen.) Kann alleine „Iris“ schreiben (3;4 Jahre.)

Sie bekommt einen eigenen Computer (iBook mit Minimaus) mit Schreibprogramm und Zeichenprogramm + CD-rom „Lauras Stern“. (3;5 Jahre.)

Schreibt nun auch von Hand, was vorher motorisch noch nicht ging; teilweise spiegelverkehrt. (3;5 Jahre.)

Iris hat „Papa“ ohne meine Hilfe geschrieben (ich war in der Küche). (3;6 Jahre.)

Ich lese Iris aus ihrem Uhren-Lern-Buch die Doppelseite zu den vollen Stunden vor. Iris stellt die Uhr ein. Ich will noch einmal vorlesen. „Das habe ich schon verstanden.“ (3;5 Jahre.)

Auf dem Buchrücken von „Meine ABC-Reise“ steht ABC. Iris: “Danach würde dann das D kommen.“ (3;5 Jahre.)

Sie macht das Winnie-Puh Zahlen-Puzzle (Ziffern müssen entsprechende Mengen zugeordnet werden). (3;5 Jahre.)

20-teilige Puzzle sind fast schon zu einfach, 49 Teile zu schwierig. 25 – 35 Teile sind super. Zusammen machen wir Mini-Puzzle mit 54 Teilen. (3;5 Jahre)

Iris kennt mindestens 120 Lieder (erste Zeile, komplette Strophe oder ganzen Text), lernt schnell. (3;5 Jahre.)

Sie baut aus Bauklötzen ein „T“ und ein „i“ und benennt es. (3;6 Jahre.)

Wir gehen an einer Bushaltestelle vorbei. Auf dem Boden sind Markierungen aufgemalt. „Da ist ein „M“.“ Eine Markierung sieht wirklich so aus. (3;6 Jahre.)

Iris freut sich unbändig, als sie im Schwimmbad entdeckt, dass die Startblöcke nummeriert sind und läuft zu jeder Zahl. (3;7 Jahre.)

Wenn sie einen Haufen ins Töpfchen gemacht hat, schaut sie immer, welche Form sich ergeben hat. „Mama, ich hab’ ein i mit einem Pünktchen gemacht.“ (3;7 Jahre.)

Sie legt aus Stöcken, Besteck etc. Buchstaben. (3;7 Jahre.)

Sie bekommt zu Ostern das Computerprogramm „Togolino Buchstaben“ und „Togolino Zahlen“. (3;7 Jahre.)

Sie schreibt Zahlen von 1 bis 10, teilweise spiegelverkehrt. (3;8 Jahre.)

Sie zählt bis 39 (mit 17, dafür meist ohne 21 und 31). (3;10 Jahre.)

Sommer, Zeit der Gesellschaftsspiele: Nanu, Affenbande, Wer hat den größten Clown (mit Würfelaugen von 1-6) Junior Uno, Lotti Karotti, Kuh & Co.  (3;10 Jahre.)

Spielt zurzeit kaum mehr am Computer, schreibt von Hand und malt sehr viel. (3;10 Jahre.)

Ich habe das Spiel „Cobra Cubes“ (empfohlen ab 7 Jahre), bei dem man nach Vorlage dreidimensional Schlangen bauen muss, deren einzelne Abschnitte auf Würfel gedruckt sind. (Man sieht das Endergebnis und muss den Weg finden.)  Die beiden ersten Schlangen hat Iris geschafft. (3;11 Jahre.)

Ich kaufe auf dem Trödelmarkt „Das verrückte Labyrinth“ (ab 7) für später. Iris will es unbedingt spielen. Wir spielen es vereinfacht. Sie weiß, wo sie hinlaufen muss und wie man die Karten am besten einschiebt, allerdings nur selten, wo.  (3:11 Jahre.)

Zum 4. Geburtstag bekommt sie „Das Junior-Labyrinth“ (ab 5). Das spielt sie gut nach den Spielregeln.

Wir spielen „Da ist der Wurm drin“, Uno (Erwachsenenversion), Kinderkniffel, Mensch Ärger dich nicht, Elfer-raus, Junior Phase 10, Schach (angefangen). (ab 4;2 Jahre.)

Sie stellt mir Rechenaufgaben, zum Beispiel 3+8, 3×2, 7+8, 10+10+10, 1000+100. (4;4 Jahre.)

Sie benutzt die Wochentage, sowie morgen, übermorgen etc. richtig. Muss manchmal die Wochentage noch durchzählen, um auf das richtige Ergebnis zu kommen. (4;6 Jahre.)

Spielhandheld-Computer mit Lernspielen (Buchstaben, Zahlen, Weltraum) fürs Auto (4;8 Jahre.)

Iris buchstabiert den Namen einer Freundin:“ C – A – R – O. Caro.“ -„Richtig. Woher weißt du das?“, frage ich. „Ich habe nachgedacht.“ (4;11 Jahre.)

Iris buchstabiert das Wort „Knete“. (4;11 Jahre.)

Wir kochen. Ich sage: „2 halbe Kartoffeln.“ Iris: „Das ist eine ganze.“ (4;11 Jahre.)

Iris Papa ist als Musiker viel unterwegs. Iris überlegt: “Können wir den Papa durchschneiden? Dann haben wir einen halben Papa für zu Hause und einen für die Konzerte.“ (4;11 Jahre.)

Iris liebt die „Löwenzahn Jubiläumsbox“ (für Computer). (5;0 Jahre.)
Einige Zeit später baut sie alleine ein Experiment, was auf einer der CD-ROMs erklärt wird, einfach nach. (5;7 Jahre.)
Noch etwas später baut sie alleine einen Pfeil nach, dessen Herstellung bei dem Thema „Steinzeit“ erklärt wird. Da sie kein Pech zum Ankleben der Federn hat, nimmt sie eben Doppelklebeband. (5;10 Jahre.)

Iris ist besessen von Schach. Wir spielen Schach, sie spielt „Fritz und Fertig“ am Computer. Sie spielt, dass ihre Puppen Schachfiguren sind oder wir selber. Außerdem lesen wir „!Wie geht Schach“ und „Mäuseschach“. (5;3 Jahre.)

Zu Weihnachten bekommt Iris „Hide & Seek Piraten“ (ab 5 Jahren). Die Kita hat „Hide & Seek Safari“ (ab 7 Jahren), welches wir uns auch schon einmal ausgeliehen hatten. Da sie direkt alle Levels der Piratenversion durchspielt, tauschen wir mit dem Kindergarten. Später möchte sie ihr Spiel dann doch wieder zurück und ich kaufe das „Safari“ noch. Auch hier kommt sie schon ziemlich weit. (5;3 Jahre.)

Wir haben mit „Rummy Cup“ angefangen. (5;3 Jahre.) Außerdem spielen wir „Qwirkle“, „GoGetter“, „Katz und Maus“, „Camelot Junior“, „Schloss Logikus“ und „Indigo“ (ab 8 Jahren in der schwierigeren Variante).

Ich war einkaufen und der Kassenzettel liegt auf dem Tisch. „Da steht REWE.“ Ich wundere mich: „Wieso kannst Du das lesen?“ – „Ist doch einfach.“ (5;3 Jahre.)

„Das verrückte Labyrinth“ mit normalen Spielregeln wird langsam zu einfach. Und wir spielen „Junior Ubongo“. (5;5 Jahre.)

„Felix – ein Koffer voller Spiele“, wobei Iris besonders gut Tangram und Mahjong kann. (5;5 Jahre.)

Iris kann die geraden Zahlen bis 20 aufsagen. (5;6 Jahre.)

Iris zählt die gewonnenen Spielsteine beim Ubongo, immer 2 auf einmal: 2,4,6,8,10,12. (5;6 Jahre.)

„5 ist eine ungerade Zahl“, sagt Iris. „Stimmt, wie kommst du darauf?“, will ich wissen. „Ich habe an meinen Fingern abgezählt und einer bleibt übrig. 5 kann man nicht durch 2 teilen.“ (5;6 Jahre.)

Wir beide haben beim Abendessen noch 6 kleine Würstchen im Topf. Iris freut sich. „Da kriegt jeder noch 3 Stück.“ (5;6 Jahre.)

Iris versucht jetzt öfters selber Wörter oder Sätze zu schreiben. Es stört sie aber, dass sie Fehler macht. Lieber mag sie es, wenn ich ihr buchstabiere. (5;6 Jahre.)

Iris spielt in der Kita „Logix“ ab 7 Jahren. Andere Kinder kommen und fragen sie, wie das Spiel geht und ob sie die Aufgaben richtig gelöst haben. (5;6 Jahre.)

„Junior Ubongo“ ist mittlerweile zu einfach. Iris spielt beim Erwachsenen-Ubongo die 3er-Karten und ich die 4er-Karten. Allerdings darf sie sich erst die Teile zurechtlegen, kurz bevor die Sanduhr gedreht wird. Aus Spaß (ohne Uhr) macht sie auch manchmal einige 4er-Karten. (5;7 Jahre.)

Wir spielen „Kamisado“ (ab 10 Jahre), „Geistesblitz“ (ab 8 Jahre).
Ich hatte mir den „Flexpuzzler“ und den „IQ Puzzler“ gekauft. Iris hat mir die beiden Spiele direkt geklaut und auch damit geknobelt. (5;7Jahre.)

„Auch wenn ich zwei Wochen lang nicht spiele, ist „Die kleine Nachtmusik’ in meinem Kopf.“ Mein Mann hatte ihr den Anfang davon mit einem Finger auf dem Klavier gezeigt. (5;7 Jahre.)

Bei der ersten Klavierstunde spielt die Lehrerin mit ihr zwei- bis dreimal ein kleines Lied. Drei Tage später spielt Iris das Stück auswendig (bis auf den Schluss richtig). (5;7 Jahre.)

Iris hat Angst vor der Übernachtung des Kindergartens im Steinzeitdorf. „Warum gibt es nicht 7 Frau W.s? Dann könnten immer 2 Kinder neben ihr schlafen. (5;9 Jahre.)

Iris ist im Garten. Ich denke, sie matscht. Aber sie macht ein Experiment: Sie hat Wasser mit Blumenerde gemischt und dann zuerst versucht, es mit zwei Sieben übereinander zu filtern. Als das nicht klappt, nimmt sie eine Schüssel und legt ein Handtuch darüber. Danach ist das Wasser sauber. Das gleiche versucht sie mit Wasser, in dem sie Lehm aufgelöst hat. Es wird nicht sauber. (5;9 Jahre.)

Wir fahren bei Regen auf der Autobahn. Iris beobachtet die Regentropfen auf der Frontscheibe. „Warum läuft der Regen nach oben? Sonst läuft der doch immer nach unten.“ (5;11 Jahre.)

Wir essen Suppe mit Buchstabennudeln. Iris: „Ich esse jetzt meinen zweiten Buchstaben“, wobei sie ein ‚R’ auf dem Löffel hat. (5;11 Jahre.)

Heute ist der erste Schultag und Iris sagt, nachdem sie in der Klasse fertig sind: „Ich freue mich schon auf Montag, wenn die Schule richtig losgeht. Nur so ein paar Minütchen ist doch langweilig.“

 

10. Tod und Trauer

„Mama, wenn wir alt sind, sterben wir.“ Später: „Wenn Ellen 10 ist, sterbt sie.“ (3;3 Jahre.)

„Mama, warum werden wir tot?“ Kurz drauf: „Ich bin bald tot.“ (3;4 Jahre.)

Ich bin frustriert und weine, was Iris mitbekommt. „Willst du zu deiner Mama?“ fragt sie mich. Worauf ich antworte, dass ich das manchmal gerne würde, aber dass das ja leider nicht mehr geht. Wir sprechen noch einmal über den Tod meiner Mutter. Nachts wacht sie auf und weint fürchterlich: „Wo ist deine Mama? In welchem Himmel ist die? Wo wohnt die da? Ist das weit weg? Kommt die nicht wieder?“ (3;6 Jahre.)

Iris malt ein Bild von mir als Kind. Nachdem sie meine Mutter neben mich gemalt hat, fängt sie an zu weinen. „Ich möchte zu deiner Mama.“ Wir sprechen darüber, dass meine Mutter tot und auf dem Friedhof beerdigt ist. (Sie starb während ich mit Iris schwanger war.) Iris weint fürchterlich und will zum Friedhof fahren, der über 60 km entfernt ist. Ich erkläre ihr, dass man dort nur Erde mit Blümchen und den Grabstein sieht. (Wir waren natürlich schon dort mit ihr.) Und dass nur der Körper in einem Sarg in der Erde liegt und die Seele im Himmel ist.
Sie will alles wissen. „Wo ist sie gestorben?“ – „Im Krankenhaus.“ –  „Haben die die da umgebracht?“ (Woher hat sie das Wort und die Idee?) „Warum ist die tot?“ Ich erkläre, dass mein Vater auch in dem Grab liegt. „Unterhalten die sich?“ – „Nein, wenn man tot ist, kann man nicht mehr reden.“ antworte ich. „Kann man nicht mehr laufen / reden / schwimmen / sehen / hören …. wenn man tot ist? Noch nicht mal den kleinen Finger bewegen? Nur liegen?“

Wir fahren zum Friedhof und stellen Blumen aufs Grab. Auf der Rückfahrt jammert Iris, dass sie wieder zurück will, zu Oma unter die Erde. Ich erkläre ihr, dass das nicht geht. Iris will ein Loch graben, entweder mit den Händen oder mit einem kleinen Bagger.  Wir sind mit Fee und ihrer Mutter verabredet. Beim Kaffee erzählt Iris: „Mariannes Mama liegt in der Erde.“ Sie will nicht alleine mit Fee im Kinderzimmer spielen.
Als wir wieder zuhause sind, will sie ein neues Bild malen. Ich soll zuerst meine Mutter und dann noch meinen Vater malen. Sie malt mich noch als Kind daneben. Auf dem Blatt von morgens malt sie sich als Hubschrauberärztin dazu. Unten malt sie meine tote Mutter, um die sie dann ein Kästchen malt. „Dass ist der Deckel (vom Sarg).“ Mit einem braunen Stift übermalt sie alles. Das ist die Erde. Zum Schluss kommen noch Blümchen darauf. Ich soll als letztes den Grabstein mit Namen daneben malen. Sie diktiert mir, was ich oben drüber schreiben soll: „Sie ist im Krankenhaus gestorben. Viele Grüße aus dem Himmel.“

Dann malt sie ein Bild von mir, wo sie in meinem Bauch ist. „Da kriege ich gerade mit, wie deine Mama gestorben ist.“ Wir kleben die Blätter zusammen als Buch. „Mama, das ist dein Buch.“

Bilderbuch von Iris zum Tod der Oma

 

Im Bett weint sie abends wieder fürchterlich. „Leben wir da (unter der Erde) weiter?“ – „Nein, da ist man tot,“ antworte ich. „Aber in dem Buch stand das doch.“ Wir hatten in dem Buch „Wie geht die Welt“ das Kapitel über den Tod gelesen. Dort war die Rede davon, dass manche Menschen an ein Leben nach dem Tod glauben. Iris zeigt allen Leuten, die zu Besuch kommen, das von uns gemalte Buch, das noch dicker geworden ist. Ich habe nicht vermehrt über meine Mutter gesprochen. An diesem Sonntag gar nicht. (3;7 Jahre.)

Iris will wissen, wie es im Himmel aussieht. Ich antworte ihr, dass ich es auch nicht weiß. „Dann müssen wir nachgucken.“ (Das sage ich immer, wenn ich etwas nicht weiß und wir im Internet nachsehen.) (3;7 Jahre.)

„Wie sieht man aus, wenn man tot ist? Hat man da noch Blut?“ (3;7 Jahre.)

Sie spielt beerdigen mit ihren Puppen und geht mit Oma Gunda auf den Dorffriedhof.

Iris schmeißt zwei Stofftiere in die Luft. „Die fliegen bis zur Oma in den Himmel. Dann ist die nicht allein. Die spielen dann da zusammen.“ (3;7 Jahre.)

Ihre Puppe Lotta ist zu meiner Mutter in den Himmel geflogen. (3;8 Jahre.)

Iris sagt abends im Bett: “Ich möchte in deinen Bauch. Ich möchte immer da drin sein.“ Nachts wacht sie wegen eines Albtraums auf und weint schrecklich. Sie erzählt mir kurz von ihrem Traum und sagt dann plötzlich: „Ich möchte nicht so gerne mehr leben. Auf der Welt ist es nicht so schön. Ich will nicht auf dieser Welt geboren sein.“ Entsetzt frage ich nach dem Grund. „Weil es auf der Welt böse Menschen gibt.“ (Es war ein schöner Tag, es war nichts vorgefallen.) Am nächsten Morgen ist sie gut gelaunt, sagt aber auf einmal: „Wenn ich tot bin, möchte ich nicht unter die Erde. Ich möchte immer hier liegen.“ Beim Abendessen fragt sie, warum es böse Leute gibt, wo die sind, was die machen … (3;9 Jahre.)

Unsere Katze Binsi ist gestorben, nachdem ein Kater sie gebissen hat und die Wunde nicht heilen wollte. Ich habe sie in eine Kiste auf ein Handtuch gelegt und die Kiste zugeklebt. Als Iris aus dem Kindergarten kommt, erzähle ich es ihr. Sie will wissen, wo die Katze jetzt ist. Ich zeige ihr den Karton. Sie will sie noch einmal sehen, also öffne ich die Kiste, und Iris streichelt die Katze. Ich erkläre ihr, dass die Katze schon ganz kalt ist und dass sie nicht schläft, sondern wirklich tot ist. Als ich den Deckel schließe, bricht Iris in Tränen aus und ist nicht zu trösten.
Ich erzähle, dass wir Binsi jetzt im Garten beerdigen müssen, wofür ich schon ein Loch gegraben habe. Iris: „Binsi soll immer bei uns im Wohnzimmer bleiben! Warum hat der Kater sie gebissen? …“ Wir beerdigen die Katze, suchen Blümchen und schmücken das Grab. Wir bemalen einen großen Stein als Grabstein und legen ihn abends im Dunkeln mit der Taschenlampe aufs Grab. Iris kann nicht einschlafen, will immer wieder wissen, wo Binsi jetzt ist und warum dass alles passiert ist. Ich sage, dass sie jetzt im Katzenhimmel ist. Iris: „Es gibt doch gar keinen Katzenhimmel.“ Wir einigen uns darauf, dass Binsi jetzt bei meiner Mutter im Himmel ist und die beiden viel Spaß miteinander haben. Und dass Binsi keine Schmerzen mehr hat. (4;1 Jahre.)

„Wenn die Maya (neue Katze) stirbt, können wir die dann neben der Binsi begraben? Dann haben wir zwei Gräber im Garten.“ (4;2 Jahre.)

Bei unseren Nachbarn wird Iris´ Lieblingsbaum gefällt, unter dem sie immer „Schafstall“ gespielt hat. Iris ist außer sich, weint sehr. „Der Baum ist tot. Warum wird der gefällt? Der war doch noch nicht überall braun …“ Es wird erst besser, als sie hilft, die Äste wegzuräumen und die Nachbarn ihr erzählen, dass vielleicht ein Apfelbaum dort gepflanzt wird. Abends spielt sie Baumfällen und neu wachsen, wobei sie der Baum ist, umkippt und wieder aufsteht. (4;2 Jahre.)

„Wenn wir beide später tot sind, können wir dann auch übereinander liegen?“ Ich hatte ihr erklärt, dass meine Eltern in einem Doppelgrab liegen, wo die Särge übereinander in die Erde gebracht werden. (4;6 Jahre.)

Wir beobachten Schmetterlinge im Garten. Iris: “Mama, sind das die Seelen?“ – „Was glaubst du denn?“ – „Ja, ich glaube schon.“ (4;5 Jahre)

 

11. Dies und das

Iris ist generell sehr auf Erwachsene fixiert. Will sehr lange nicht alleine irgendwo spielen gehen, erst mit etwa 4;6 Jahren.

Wir haben alte Super-8 Filme geschaut und Iris erklärt, dass da ihr Papa als kleines Kind ist. Ein paar Tage später sagt sie: „Ich will nochmal Papa als Iris sehen.“ (2;3 Jahre.)

Ich erkläre Iris noch einmal, dass Frauen und Mädchen eine Scheide haben. „Und Papa hat einen Kürbis.“ (2;7 Jahre.)
Iris unterscheidet: Fee hat eine Scheide, Linus hat einen Penis. Wir müssen alle aufzählen und sortieren.

Iris fragt jeden: „Was hast Du so gemacht, als du klein warst?“ Sie will wissen, was ich als Kind gespielt habe und wie meine Puppen und Stofftiere hießen. „Was hat deine Mama mit dir gespielt, als du klein warst?“ (2;8 Jahre.)

„Wenn ich eine große Ärztin bin, komme ich euch besuchen und gucke mir die Erinnerungskiste an.“ –  „Wohnst du dann weit weg?“ Iris: „Ich wollte eigentlich im Garten ein Haus bauen.“ (2;8 Jahre.)

Wir sind in der Obstabteilung, wo das Obst und Gemüse mit feinem Sprühnebel befeuchtet wird. „Guck mal Mama, Kohldampf.“ (2;9 Jahre.)

„Im Kindergarten gibt es zwei Klöen.“ (Klos.) (3;2 Jahre.)

Ich pfeife etwas schief ein Kinderlied vor mich hin. Iris: „Das ist falsch.“ (3;3 Jahre.)

Iris klebt einen Aufkleber auf dem Kopf stehend auf. „Die Biene macht gerade Rückenfliegen.“ (3;3 Jahre.)

„Balu (der Bär) hat eine Mannspreche.“ (Sie meint Männerstimme, kennt aber das Wort noch nicht.) (3;3 Jahre.)

Iris´ Theorie übers Kinderkriegen: „Und bevor ich in deinem Bauch war als Baby, war ich in deinem kleinen Finger (scheinbar ziemlich lange). Und dann bin ich von da in deinen Bauch durch den Arm durch.“ Zeigt dabei den Weg mit den Fingern. (3;4 Jahre.)

Wir haben „Lauras Stern“ gelesen. „Kann man mit einer Leiter zu den Sternen hochklettern?“ (3;6 Jahre.)

„Du bist eine Quatschnudel!“ – „Ich bin keine Quatschnudel.“- „Was bist Du dann?“ – „Ich bin ein Mensch.“ (3;6 Jahre.)

Beim Kinderturnen fragt die Lehrerin: „Iris, wen hast du denn heute mitgebracht?“- „Die Marianne.“ (Statt Mama. (3;6 Jahre.) Nennt uns jetzt häufig beim Vornamen (von sich aus).

Iris: „Die Brötchen von A. haben mir geschmeckt.“ – „Das waren Pizza-Brötchen.“ –  „Haben wir davon das Rezept?“ (3;6 Jahre.)

Iris versucht mir den Schinken vom Brot zu klauen. Ich: „Lass das bitte. Das Brot ist sowieso schon so trocken.“ Iris: „Ich will kein nasses Brot essen.“ (3;6 Jahre.)

Iris sitzt auf dem Klo. Wir sprechen über die Rohrleitungen und wo das Wasser abfließt. „Sitzt ganz unten unter der Erde ein kleiner Mann?“ – „Warum soll da ein kleiner Mann sitzen?“, frage ich. „Der macht, wenn das Wasser kommt, die Rohre auf und wieder zu.“ (3;7 Jahre.)

„Ich will Hustensaft auf mein Brötchen. – Ich mach nur Quatsch! Hustensaft auf Brötchen ist doch ekelig.“ (3;7 Jahre.)

Iris will später „Hubschrauberärztin“ werden. Und du wohnst dann weit weg in H. (da wohnt die Oma) und wenn du krank bist, komme ich angeflogen und mach dich gesund.“ (3;7 Jahre.)

„Hier tut was weh. Ich glaube, das ist mein Knochen, der so drückt.“ (3;7 Jahre.)

Wir spielen mit den Puppen. Ich sage: „Kommt rüber zum Essen.“ Iris antwortet als Puppe Lotta: „Wir sind doch Puppen. Wir können nicht laufen.“ (3;7 Jahre.)

Wir erklären ihr, dass zwei Jungen, die sie kennt, Brüder sind. Iris: „Es gibt auch Mädchenbrüder“ (Schwestern). (3;7 Jahre.)

Wir sprechen über Iris´ Geburt. „Hat die Hebemma geholfen?“ Die Hebamme hieß Emma. (3;8 Jahre.)

„Wenn ich groß bin, dann bin ich die Mama und du das Kind.“ (3;8 Jahre.)

Wir sprechen darüber, dass Ellen und Daniel jeweils ein eigenes Zimmer haben. „Schläft die Ellen in ihrem Bett?“ will Iris wissen. „Ja.“ – „Und Daniel auch?“ – „Ja, Daniel auch.“ – „Und Ellens Eltern schlafen in einem anderen Zimmer?“ – „Ja.“ – „Das ist aber kompliziert!“ (3;8 Jahre.)

Iris´ Kusine will mit ihrem neuen Freund zu Besuch kommen. „Ist der Afrikaner?“ – „Nein, ich glaube nicht, aber er ist Veganer.“ – „Hat der auch schwarze Haut?“ (3;9 Jahre.)

„Die Engel duschen im Himmel, wenn es regnet.“ (3;10 Jahre.)

Iris will ihren Onkel heiraten. Ich erkläre ihr, dass dies nicht geht. Dann möchte sie Frau Sch. heiraten. Die ist schon verheiratet. Ich sage ihr, dass wenn sie Kinder haben möchte, sie einen Mann heiraten muss. „Dann heirate ich erst einen Mann und dann die Frau W.“ (3;11 Jahre.)

Wir sehen Wolken am Himmel und überlegen, ob es regnen wird. Iris: „In Afrika muss es regnen. Sollen wir die Wolken nach Afrika tragen?“ (4;1 Jahre.)

Iris will ihren Papa später heiraten und Kinder bekommen. Ich erkläre ihr, dass das nicht geht. „Warum? Hat der keinen Samen mehr?“ (4;4 Jahre.)

„Ist der Mond ein Lebewesen?“ – „Nein.“ – „Warum kann der dann laufen?“  (4;4 Jahre.)

Iris schreibt MMM. Ich frage sie, was das heißt. „Das steht doch oft oben bei dir am Computer.“ Sie meint www. (4;3 Jahre.)

Sie schreibt Noten und „spielt“ dann auf ihrer Ukulele ihre Komposition. A., eine befreundete Sängerin, singt die Noten dazu vom Blatt, wie Iris sie geschrieben hat. (4;3 Jahre.)

Iris will nachts als Notärztin arbeiten und mittags ein Restaurant betreiben („Iris´ Suppensalon“). Schlafen tut sie zwischendurch. „Karneval und Weihnachten haben mein Restaurant und das Krankenhaus zu.“ Da hat sie frei. (4;3 Jahre.)

Ich sage, dass ich keine Zecken mag, weil sie Borreliose übertragen (hat Iris bekommen). Iris´ Antwort: „Das Leben ist so.“ (4;5 Jahre.)

„Mama, tanzen die Scheibenwischer zur Musik?“ (4;8 Jahre.)

Iris überlegt: „Eigentlich müsste es im Kindergarten auch noch eine Wolkengruppe geben. Ich hätte, als die Babygruppe gebaut worden ist, direkt noch höher gebaut. Und oben wäre dann die Wolkengruppe.“ (Passend zu Sonnen-, Sternen- und Mondschaukelgruppe …) (4;10 Jahre.)

Oma Gunda fragt: „Weißt du eigentlich, was dass heißt ‚die Wahl haben’?“ – „Ja, das ist, wenn man Hannelore Kraft wählt.“ (4;10 Jahre.)

Mein Mann hält ein Bild in der Hand, dass Iris gemalt hat. „Das gehört so rum. Das ist Kunst!“ sagt sie ganz empört und dreht es anders herum. (4;11 Jahre.)

Die Erzieherinnen räumen in der Kita um. „Ich möchte bei Frau W. und bei Frau F. mal in den Kopf gucken, was die da für Ideen haben.“ (5;1 Jahre.)

Mein Mann fragt Iris, was er zu Weihnachten bekommt. Erst sagt sie, dass sie es nicht verrät. Er fragt noch einmal. Iris: “Ein Glas Milch.“ Dabei grinst sie mich verschwörerisch an und lacht. (5;2 Jahre.)

Iris kommt mit dem x-ten Bügelperlen-Stern aus der Kita nach Hause. „Ach weißt du, das ist nur Zeitvertreib für mich.“ (5;3 Jahre.)

Iris: „Ich will Chips auf mein Brötchen.“ – „Wo gibt’s denn so etwas?“ – „Du weißt, ich bin eine komische Nudel.“ (5;4 Jahre.)

„Wann komme ich verdammt noch mal in die Schule?!“ (5;4 Jahre.)

Ich arbeite und Iris möchte spielen. „Mama, du wirst in deinem Leben noch sooo viel arbeiten.“ (5;5 Jahre.)
„Das riecht wie Silke.“ Silke war die Leiterin der Krabbelgruppe, die 2 dreiviertel Jahre her ist! (5;6 Jahre.)

Iris spielt „Logix“ im Kindergarten und ist bei der Aufgabenkarte C7. Die Praktikantin sagt zu ihr: „Das ist 1A.“ – „Nein, das war C7.“ Woraufhin ihr Frau M. den Ausdruck „1A“ (prima) erklärt. „Ach so, die erste Karte ist ja auch A1.“ (=Der Buchstabe kommt an der ersten Stelle!) (5;6 Jahre.)

„Ich möchte, dass wir alle zusammen wohnen. Mit allen Omas und Opas. Und dann kaufen wir uns einen 7-Sitzer (Auto).“ (5;6 Jahre.)

„Am liebsten hätte ich eine Jahreskurbel, dann könnte ich einfach ein paar Tage zurück kurbeln.“ (5;8 Jahre.)

„Ich weiß, wie dass im Kopf aussieht, aber ich weiß nicht, wie man das bastelt.“ (5;9 Jahre.)

„Heute können wir den ganzen Tag spielen. Ich bin zufrieden. Bist du auch zufrieden?“ (5;11 Jahre.)

Iris ging in der letzten Ferienwoche in der OGS zwei halbe Tage schnuppern. Sie war so begeistert, dass sie jeden Tag hin wollte. Iris hat sich direkt an die großen Mädchen dran gehängt, die nach den Ferien in die 5. Klasse kommen. (5;11 Jahre.)

 

Datum der Veröffentlichung: Oktober 2012 / Erweiterte Version: September 2013
Copyright © Hanna Vock, siehe Impressum.

 

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