Im Kindergarten kann ein hoch begabtes Kind Probleme haben,

 

a) weil es dauerhaft geistig unterfordert ist, sich evtl. sehr oft langweilt;

b) weil es sich immer wieder stark zurücknehmen muss, wenn es etwas schon weiß oder wenn es etwas gern noch genauer oder gründlicher wissen möchte;

c) weil es manche Spiele der anderen Kinder „doof“ oder „kindisch“ findet;

d) weil es sich für Dinge interessiert, für die es den anderen zu jung erscheint, und deshalb nicht mitmachen darf;

e) weil es keine Freunde findet, mit denen es auf seine Weise kommunizieren kann, mit denen es über Dinge reden kann, die es interessieren, und mit denen es „schwierige“ Spiele (einschließlich anspruchsvoller Rollenspiele) spielen kann;

f) weil es schon mit drei Jahren weit mehr und differenzierter in die Zukunft
denken kann als nicht hoch begabte Gleichaltrige; deshalb geht es an Aufgaben oft nicht kleinkindlich unbefangen heran, sondern zurückhaltend, abwägend, kritisch.

g) weil es an sich und seine Ergebnisse einen hohen Anspruch hat und genaue Vorstellungen verfolgt, die es auf Anhieb und allein nicht verwirklichen kann; weil es sich deshalb vor bestimmten Aufgaben „drückt“ und ihm das dann als Defizit ausgelegt wird;

h) weil es an Stelle körperlicher Auseinandersetzung vielleicht schon die geistig-verbale Auseinandersetzung vorzieht, aber schnell erkennen muss, dass es damit im Kindergartenalltag oft unterlegen ist;

i) weil es von anderen Kindern (vielleicht auch von der Erzieherin) immer wieder zurückgewiesen wird, weil es so anders ist;

j) weil es auf Grund seiner guten Beobachtungs- und Reflexionsfähigkeit bereits sensibler auf zwischenmenschliche Wechselwirkungen reagiert;

k) weil es intellektuell zwar seinem Alter weit voraus ist, seine Lebenserfahrung aber noch sehr begrenzt ist und es deshalb zu Missverständnissen und Selbstzweifeln
kommen kann;

l) weil es sein Anderssein bemerkt und keine hilfreichen Erklärungsmuster erhält;

m) weil es sich immer wieder unverstanden und von der Umwelt nicht angenommen fühlt;

n) weil ihm adäquate Spielpartner für anspruchsvolle Ziele nicht zur Verfügung stehen und es deshalb leider schon früh zu der Schlussfolgerung kommen musste, dass es seine Ziele am besten allein verfolgen kann und es keinen Sinn macht, sich dafür mit Anderen zusammen zu tun;

o) weil es in seinem Hochbegabungsbereich oder seinen Hochbegabungsbereichen keine oder zu wenige Anregungen erhält, die zu seinem erreichten Anspruchs- und Kompetenzniveau passen.