von Silvia Petrikowski

 

Mein Beobachtungskind

Wie in der Aufgabenstellung im IHVO-Kurs gefordert, habe ich mich hierbei orientiert am

– Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter, an den
Hinweisen auf eine mögliche intellektuelle Hochbegabung und am
Beobachtungsbogen nach Joelle Huser.

Ich habe mich für Nayla entschieden, die im Beobachtungszeitraum 4;0 bis 4;3 Jahre alt war.

 

…kurz gefasst…

Hier handelt es sich um eine sehr ausführliche, wiederum beispielhafte Erstbeobachtung eines vermutlich hoch begabten Mädchens. Die Autorin trägt viele Beobachtungen zusammen und interpretiert sie vorsichtig, aber klar.
In mehreren andern Beiträgen (siehe am Ende dieses Beitrags) werden die weitere Förderung und Entwicklung des Mädchens im Kindergarten beschrieben.

Naylas Familiensituation

Nayla kommt aus einer mittelständischen Familie und lebt mit beiden Elternteilen in einer Doppelhaushälfte. Ihre Mutter ist deutscher Herkunft, ihr Vater ist türkischer Herkunft, er spricht sowohl türkisch als auch fehlerlos deutsch. Nayla hat zudem einen zwei Jahre jüngeren Bruder, der ebenfalls unsere Kita besucht.

Laut Aussagen der Mutter ist Nayla zu Hause sehr fordernd, will ständig beschäftigt werden, was die Mutter nicht immer leisten kann, da sie sich ja zudem auch um Naylas jüngeren Bruder kümmern muss und der Vater ganztags arbeitet. In solchen Situationen eskaliert es zu Hause öfters, Nayla wird wütend. Im Elterngespräch äußerte die Mutter selbst auch die Vermutung der Unterforderung.

Nayla hat eine enge Beziehung zu ihrer Mutter, ihr Verhältnis zum Vater ist distanzierter. Die Eltern verfolgen einen demokratischen Erziehungsstil.

Äußerliches Erscheinungsbild

Nayla wirkt äußerlich sehr gepflegt und zierlich. Morgens steht sie mit einem strahlenden Lächeln in der Türe und tritt während des ganzen Kindergartentages stets freundlich auf.

Kognitive Fähigkeiten

Kognitiv ist Nayla anderen Kindern ihrer Altersgruppe deutlich voraus. Sehr früh wurde uns ihre enorme Merkfähigkeit deutlich. Absprachen merkte sie sich wortwörtlich und erinnerte uns daran. Regeln, Abläufe und Spiele in der Gruppe lernte sie so schnell, dass man meinen könnte, sie waren ihr schon vorher bekannt. Tischspiele überblickt sie sehr schnell. Seltener als andere Kinder der Gruppe holt sie sich jedoch ein Spiel aus unserem Schrank und bittet jemanden, es mit ihr zu spielen.

Die Spiele in unserem Schrank sind für alle Kinder frei zugänglich. Sie sind auf eine Altersgruppe von 3 bis 6 Jahren ausgerichtet und ich denke, dass sie darin nicht die Herausforderung findet, die sie sucht. Ihre Mutter erzählte, dass sie inzwischen schon Spiele ab 6 Jahren kauft und auch diese Nayla manchmal noch zu langweilig sind. Dies alles spricht, wie ich meine, für eine große Lernleichtigkeit im Sinne unserer Definition von Hochbegabung.

Anmerkung der Kursleitung:
Gibt es in Eurer Kita unter den Kindern Spielpartner für Nayla, die auch schwierige Spiele lieben?

Bei der Umsetzung von Regeln war, soweit ich mich erinnern kann, nie eine Kontrolle in irgendeiner Weise nötig. Wir konnten uns in der Gruppe von Anfang an sehr darauf verlassen, dass sie die Regeln kennt und im Alltag einhält. Oft fragt sie auch heute noch bei einigen Dingen nach, um selbst sicher zu sein, alles richtig zu machen, obwohl sie eigentlich weiß, wie es geht (zum Beispiel: „In welchen Mülleimer kommt das Essen?“).

Weiterhin hat Nayla einen guten Überblick über die gesamte Gruppe und weiß immer, wo was stattfindet und wer daran beteiligt ist. Dies spricht für mich für eine gute Beobachtungsfähigkeit.

Nayla ist hochmotiviert, sobald sie morgens in der Gruppe ankommt. So gibt es kein Angebot, für das sie sich nicht interessiert. Sie ist immer als eine der Ersten dabei und möchte unbedingt daran teilnehmen. Dabei beweist sie jedes Mal große Ausdauer und Konzentration über lange Zeiträume. Sie ist zudem sehr ehrgeizig, möchte etwas erreichen und bringt ihre angefangenen Dinge immer zu Ende. Dabei müssen wir sie nicht am nächsten Tag daran erinnern, eher ist es umgekehrt: „Silvia, wir wollten das doch noch weitermachen“ ist das Erste, was ich von ihr höre, sobald sie in der Gruppe ist, wenn wir am Tag vorher etwas aus zeitlichen Gründen nicht zu Ende bringen konnten. Auch diese große intrinsische Motivation erinnert mich an unsere Hochbegabungsdefinition.

Nayla weiß, dass sie zwar noch nicht so alt ist wie die „Großen“ in der Gruppe, dennoch sieht sie sich als „Große“ und betont dies regelmäßig gegenüber Kindern, von denen sie als „Kleine“ betitelt wird. Und sie hat Recht, kognitiv hält sie bei den „Großen“ ohne Probleme mit!

Anmerkung der Kursleitung:
Es ist so sehr erfreulich, wie selbstbewusst Nayla ist. Das darf ihr auf keinen Fall verloren gehen.

Sie denkt und erzählt in logischer Reihenfolge, erkennt Zusammenhänge und auch Gesetzmäßigkeiten.
Nayla malt sehr detailliert, was verdeutlicht, wie genau sie Dinge auch wahrnimmt. So hat ein gemaltes Haus bei ihr nicht nur zwei Fenster und eine Tür, sondern auch einen Griff und eine Türklingel und einen rauchenden Schornstein.

Sprachlich ist sie sehr gut entwickelt. So beherrscht sie sowohl die deutsche als auch die türkische Sprache sicher.

Nayla interessiert sich zudem sehr für Buchstaben, kann einige schreiben und benennen, womit sie sich zu Hause, Aussagen der Mutter zufolge, ebenfalls schon sehr lange beschäftigt.

Soziale Fähigkeiten

Nayla orientiert sich in der Gruppe fast ausschließlich an unseren 6-jährigen Mädchen und an uns Erwachsenen. In der Mädchenclique wird sie trotz des Altersunterschieds vollständig akzeptiert und respektiert. Naylas Vorbild ist ein 6-jähriges Mädchen, das ebenfalls Nayla heißt. Diese „große Nayla“ (wie die anderen Kinder die beiden unterscheiden) ist sehr selbstbewusst und führt das Spiel in der Mädchenclique an. Nayla orientiert sich sehr an ihr, schaut sich vieles bei ihr ab und wird aber auch von ihr als gefragte Spielpartnerin gesehen.

In der Gesamtgruppe ist Nayla allen Kindern und auch uns Erwachsenen gegenüber sehr hilfsbereit. Uns kommt sie oft zuvor und möchte uns gerne so viel wie möglich abnehmen, wenn sie zum Beispiel sieht, dass wir vorhaben den Tisch abzuwischen, kommt sie und fragt: „Kann ich den Tisch abwischen?“ Sie schlüpft gerne in die Rolle des Erwachsenen und steht sehr oft sofort dabei, wenn ein Kind mich bittet, ihm zum Beispiel beim Anziehen der Schuhe zu helfen. In so einem Fall bietet sie dem Kind dann sofort ihre Hilfe an: „Das kann ich auch, soll ich Dir helfen?“

Anmerkung der Kursleitung:
Vielleicht findet sie es auch befriedigend „etwas Richtiges“ zu machen, anstatt „nur“ zu spielen.

Sie geht offen auf die Kinder zu und kommt auch mit allen Kindern in der Gruppe gut aus. Konfliktsituationen kann sie mit Kindern ausdiskutieren und findet auch ohne unsere Hilfe zu einer Lösung oder zu einem Kompromiss.

Nayla hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und klärt auch schon mal Konflikte, die sie zwischen anderen Kindern beobachtet, an denen sie selbst jedoch nicht beteiligt ist.

Die Regeln in der Gruppe hat sie sofort verinnerlicht und befolgt sie ohne nötige Kontrolle. Weiterhin verfügt sie über eine enorme Beobachtungsfähigkeit und hat somit einen guten Überblick über die Gesamtgruppe.

Motorische Fähigkeiten

Bis kurz vor ihrem Kindergarteneintritt besuchte Nayla einen Turnverein. (Aufgrund eines Unfalls ist dies nicht mehr möglich.) Dementsprechend ist sie sowohl feinmotorisch als auch grobmotorisch sehr gut entwickelt.

Nayla ist sehr bewegungsfreudig, balanciert sehr sicher, tanzt gerne und hat ein gutes Rhythmusgefühl.
Bewegungsabläufe sind gut durchdacht und laufen fließend ab. Auch ihre Auge-Hand-Koordination ist gut entwickelt. Ihre Stifthaltung ist bereits richtig.

Emotionale Fähigkeiten

Nayla ist sehr selbstbewusst, sie hat ihre eigene Meinung, die sie auch durchaus vor älteren Kindern und auch vor uns Erwachsenen vertreten kann.
Sie verfügt über ein positives Selbstbild, sie traut sich sehr viel zu, kennt ihre Fähigkeiten genau und weiß auch, dass sie einiges schaffen kann.

Im Kindergartenalltag ist sie sehr selbstständig, sie zieht sich (und oft auch andere Kinder) komplett alleine an. Sie ist dabei sehr organisiert und lässt sich in ihrer Selbstständigkeit auch nicht einschränken.

Nayla kann sich sehr gut in andere Personen hineinversetzen und deren mögliche Gefühlssituationen sowie auch ihre eigenen Gefühle benennen.

An dieser Stelle möchte ich eine Beobachtung schildern, die ich vor vier Wochen gemacht habe:

Nayla sitzt in der Kuschelecke und schaut sich das Buch „Wie der Schneemann einen Freund bekam“ von M. Chr. Butler & Tina Macnaughton an. Nach kurzer Zeit fragt sie mich, ob ich es ihr vorlesen kann, was ich schließlich mache. Nayla blättert Seite für Seite um, nachdem ich die Seite jeweils vorgelesen habe.
Plötzlich zögert Nayla und blättert nicht weiter: Es sind zwei Bären zu sehen; einer versteckt sich hinter einem Schneemann, der andere Bär steht vor dem Schneemann und zielt mit einem Schneeball in Richtung des anderen Bären.

„Silvia, der Bär versteckt sich hinter dem Schneemann, weil der hat bestimmt Angst, ne?“ sagt sie schließlich.
„Das kann gut sein.“
„Ja, weil der andere Bär hat einen Schneeball und der mag das bestimmt nicht, wenn der dann Schnee im Gesicht hat. Das ist ja auch kalt“, stellt sie fest.

Situationen wie diese, in denen man sich Zeit für sie nimmt, genießt Nayla sehr.

Beobachtung des Kindes unter Einbezug des Beobachtungsbogens von Joelle Huser

Allgemeine Merkmale

Wie schon erwähnt, ist Nayla anderen Kindern ihres Alters in ihrer Entwicklung voraus, was sehr früh auffiel. Ihr großes Interesse an Buchstaben blieb zunächst unentdeckt, obwohl sie sich zu Hause, laut Aussage der Mutter, schon lange mit Buchstaben beschäftigte. Als ich sie (nach unserer ersten Seminarphase im IHVO-Kurs) am Maltisch dabei beobachtete, wie sie erste Elemente der Schrift (Schlangen- und Zickzacklinien) aufs Papier brachte und sie daraufhin fragte, ob sie schon schreiben könnte, wurden ihre Fähigkeiten deutlich.

„Ja, guck“ hat sie geantwortet und schrieb anschließend die Buchstaben A, B, P, D, H, O, N, M, L, T auf ihr Blatt. Einige davon konnte sie benennen. Als ich sie fragte, wo sie das gelernt hat, antwortete sie: „Das kann ich schon.“. Ein Junge, der ebenfalls mit uns am Maltisch saß, erwähnte, dass seine Mama Sabrina heißt. Ich fügte hinzu: „Sabrina fängt mit „Sss“ an“, worauf Nayla antwortete: “Wie die Bienen immer machen, Sssss“.

Zwei weitere Beobachtungen vom März zu diesem Thema sind ebenfalls erwähnenswert:

Ich treffe mich mit einigen Kindern, darunter auch Nayla, in unserem Nebenraum, um mit ihnen das Buch „Elsa Entchen und das Ei“ von Jane Simmons anzuschauen. Das Buch enthält wenig Text und sehr ausdrucksstarke Bilder, die wir uns genau anschauen. Als wir zu der Seite kommen, auf der endlich zu sehen, ist wie Elsa Entchens Bruder die Eierschale von innen aufbricht, können wir es kaum erwarten und wollen gerade weiterblättern, um zu sehen, wie das kleine Küken aussieht, wenn es aus dem Ei schlüpft.
Doch Nayla stoppt uns und ruft: „Warte mal!“ Sie zeigt auf den Riss in der Eierschale und sagt: „Guck mal, Silvia, das sieht aus wie ein „T“, ein „T“ wie Tarek (ihr kleiner Bruder)“. Dies war mir bis dahin noch nicht aufgefallen, obwohl ich das Buch bereits vorher kannte.

Einige Tage später sitzt sie mit zwei Kindern zusammen, die Buchstabenkarten vor sich liegen haben und sich unterhalten. „Das ist ein „H“ wie Haus“, sagt eines dieser Kinder. „Ja, und ein „B“ wie Elefant!“ sagt das andere Kind. Darauf wird Nayla aufmerksam und korrigiert: „Nein, in „B“ wie Belefant! Und ein „M“ wie Maus!“

Anmerkung deer Kursleitung:
Interessant wie sie, anstatt einfach zu verbessern („Das heißt aber E-lefant, mit -E-!“), den Fehler einbaut und ein Wortspiel daraus macht – Stichwort divergentes Denken und Sinn für Humor (Belefant …, ist doch schließlich viel lustiger als einfach nur den anderen zu verbessern).

Da meine Kollegin zur Zeit eine ABC-Gruppe als Projekt durchführt, habe ich Nayla angeboten, einmal mitzugehen und zu schauen, was da so gemacht wird. Dies tat sie dann auch und zeigte sich zudem so interessiert, dass meine Kollegin sie auch sofort in die ABC-Gruppe aufnahm.

Obwohl sie viel später zu diesem Projekt gestoßen und zudem mit Abstand die Jüngste in dieser Kleingruppe ist (die anderen Kinder sind fünf und sechs Jahre alt), hat sie sich durch ihre schnelle Auffassungsgabe ohne große Probleme integrieren können und beteiligt sich bis heute jeden Montag mit Begeisterung und Vorfreude an der ABC-Gruppe. Dabei steht sie den anderen älteren Kindern in Ausdauer und Konzentration in nichts nach.

Anmerkung der Kursleitung:
Eine prima Akzelerationsmaßnahme. Gruß an die Kollegin!

Wenn in der Gruppe irgendetwas Neues angefangen wird (zum Beispiel ein Angebot unsererseits) verlässt sie ihre momentane Spielsituation, um zu schauen, was genau da gemacht wird. „Was machst du?“ und „Kann ich mitmachen?“ sind Fragen, die sofort folgen.

Genauso zieht allerdings auch ein Streit, der sich in einem anderen Bereich der Gruppe entwickelt, ihre Aufmerksamkeit auf sich. Auch dann geht sie hin und schaut sich den Verlauf an. Anschließend geht sie dann wieder zurück in die Spielsituation, aus der sie gekommen ist und spielt weiter.

Des Weiteren zeigt Nayla, wie bereits erwähnt, auffälliges Interesse an Erwachsenen und älteren Kindern, verfügt über eine schnelle Auffassungsgabe und eine verblüffende Gedächtnisfähigkeit. Letztere zeigte sich sehr deutlich auch schon während ihrer ersten Zeit im Kindergarten:

Als andere Kinder, die schon länger in unserer Kita sind, sich ihre Portfolios anschauten, fragte Nayla mich, wann wir denn Fotos in ihr Portfolio kleben. Ich sagte ihr, dass ich es mit ihr zusammen machen würde, sobald wir etwas Zeit dafür haben. Von da an erinnerte sie mich an dieses Versprechen täglich, so lange, bis ich mich mit ihr hinsetzte (was einige Tage später erst der Fall war) und gemeinsam mit ihr das Portfolio mit Bildern füllte.

Den Wunsch, in die Schule zu gehen, äußert Nayla zur Zeit noch nicht. Jedoch beschäftigt sie sich zu Hause, wie ihre Mutter es mir erzählte, gerne und oft mit Vorschulheften, in denen man schulisch Buchstaben und Linien nachmalen muss und ähnliches, was natürlich auch ihr großes Interesse an Buchstaben widerspiegelt. Laut Aussagen der Mutter hat Nayla die Vorschulhefte schnell durch und verlangt immer wieder neue.
Nayla ist sehr eigenmotiviert und offen für Angebote jeder Art, solange sie für sie in irgendeiner Weise eine Herausforderung darstellen.

Sie arbeitet sehr sorgfältig und genau. Ihre eigenen Leistungen und Ergebnisse schaut sie sich genau und auch kritisch an, nimmt sich aber auch die Zeit, das Ergebnis noch einmal zu überarbeiten, bis es ihr gefällt. Sehr oft fragt sie dabei auch, ob es so richtig ist, wie sie es gemacht hat.
Weiter oben habe ich kurz erwähnt, dass Nayla sehr selbstständig ist, Joelle Huser beschreibt es in ihrem Beobachtungsbogen allerdings treffender als „Drang nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit“.

Anmerkung der Kursleitung:
Ja, oft wird dieser Drang von Erwachsenen leider nicht uneingeschränkt begrüßt. Dabei ist er für viele hoch begabte Kinder ein so zentrales Element ihrer Persönlichkeit.

Nayla hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und engagiert sich tatsächlich auch gegen Unrecht.

Dies zeigt eine weitere Beobachtung:

Am Kindergartenvormittag werde ich auf einen Streit zweier Jungen aufmerksam, den ich zunächst aus der Ferne beobachte. Einer der beteiligten Jungs, Colin, kommt schließlich zu mir: „Silvia, der Andrej gibt mir nicht das Spielzeug!“
Ich schicke Colin zurück, mit der Bitte, den Streit vielleicht selbst zu klären, beobachte die Situation jedoch weiterhin. Die beiden Jungen diskutieren, Andrej gibt Colin nach einiger Zeit das Spielzeug und die beiden gehen auseinander. Als ich mich gerade wieder etwas anderem zuwenden möchte, kommt Nayla zu mir.
„Silvia, der Andrej musste das Spielzeug nicht abgeben, der hatte das zuerst.“
„Wirklich? Hast Du das gesehen?“ frage ich sie darauf.
„Ja, ich hab das gesehen, der Andrej hatte das zuerst und der Colin wollte das wegnehmen.“
Nayla muss die Situation auch aus der Ferne beobachtet haben, denn dabei stand sie nicht.

Anmerkung der Kursleitung:
Sie hat Vertrauen zu Dir, deshalb kann sie Dir ihre Beobachtung mitteilen. Und darüber hinaus eine sehr eigenständige Bewertung des Beobachteten.

Bemerkenswert zu erwähnen ist zudem eine Beobachtung der Mutter, die uns erzählte, dass Nayla sich bereits vor ihrem 4. Geburtstag Gedanken über das Leben nach dem Tod machte. Naylas Oma ist vor einem Jahr gestorben und Ende letzten Jahres erzählte Nayla ihrer Mutter, dass ihre Oma im Himmel jetzt ein Engel sei, es im Himmel bestimmt schön ist und die Oma nicht zu ihrem Geburtstag kommen könnte, weil der Weg zu weit sei. Wissenswert ist dabei, dass sich, laut Aussage der Mutter, nie jemand mit ihr in diesem Maße darüber unterhalten und es ihr so erklärt hat.

Merkmale von unterforderten Kindern

Wie oben gesagt, äußerte die Mutter in Bezug auf die Situation zu Hause die Vermutung der Unterforderung. Wie auch zu Hause, ist Nayla auch im Kindergarten fordernd, zeigt jedoch keine typischen Verhaltensweisen einer Unterforderung, wie etwa Unausgeglichenheit oder ähnliches. Im Gegenteil, sie wirkt sehr ausgeglichen und zufrieden, was zu Hause oft nicht der Fall sein soll.

Dazu muss man sagen, dass wir im Kindergarten natürlich andere Möglichkeiten haben als die Mutter zweier Kinder zu Hause. In unserem „Integrativen Schwerpunktkindergarten für Hochbegabtenförderung – IHVO-Zertifikat“ sind wir zudem zusätzlich sensibilisiert und kompetent für dieses Thema. Also versuchen wir ihr entsprechende Möglichkeiten zu schaffen, die ihr die Herausforderungen stellen, die sie sucht.

Siehe auch: Der Weg der Städtischen Kindertagesstätte Sedanstraße zur Integrativen Kita für Hochbegabtenförderung.

So kommt es häufig vor, dass sie, in Bezug auf Kleingruppenarbeit, in einer Gruppe für Fünf- und Sechsjährige teilnimmt, was ihrem Entwicklungsstand durchaus auch entspricht.

Falls eine Aufgabe Nayla nicht genügend herausfordert, arbeitet sie schnell und ohne Sorgfalt, um sich anschließend einer neuen, vielleicht schwierigeren Aufgabe zu stellen.

Anmerkung der Kursleitung:
Das ist typisch und später in der Schule oft zu beobachten bei hoch begabten Kindern. Ein nachvollziehbarer Umgang mit Unterforderung, der ihnen leicht nachteilig ausgelegt werden kann, zum Beispiel als generelle Schludrigkeit.

Dies machte mir eine Beobachtung deutlich, als Nayla erst zwei Monate bei uns war:

In der Gruppe bieten wir den Kindern an, Tischlaternen zu gestalten. Während meine Kollegin sich mit den fünf- und sechsjährigen Kindern einer Tischlaterne annimmt, die diese Kinder je nach eigenem Geschmack als Haus oder Burg aus Tonpapier mit aufklappbaren Fenstern, Fledermäusen und ähnlichen Feinheiten gestalten können, biete ich den drei- und vierjährigen Kindern eine einfachere Laterne an, die wir aus einem kleinen Glas herstellen, welches wir mit Transparentpapier und Kleister bekleben.

Als Nayla meiner Kollegin gegenüber den Wunsch äußert, eine Laterne basteln zu wollen, schickt diese Nayla zu mir, damit sie bei mir eine einfache Laterne basteln kann.
„Silvia, ich will aber die andere Laterne basteln, ich bin doch schon groß!“
„Hast du die H. denn gefragt?“
„Ja, aber die hat gesagt, ich soll hier eine Laterne basteln, aber ich will so eine machen“ sie zeigt in die Richtung des Tisches, an dem einige der älteren Kinder gerade dabei sind, eine Tischlaterne zu gestalten. „Ich kann das schon.“

Da der Tisch rappelvoll ist, an dem die älteren Kinder basteln, schlage ich ihr vor, vielleicht erst bei mir am Tisch eine Laterne zu gestalten, da dort sowieso im Moment kein Platz frei ist. Anschließend könne sie noch einmal nachfragen, ob sie nicht doch noch eine schwierige Laterne machen kann. Diesen Vorschlag nimmt sie auch an. Allerdings arbeitet sie sehr unsorgfältig, sehr schnell und vergewissert sich zwischendurch:“Silvia, und gleich kann ich eine Laterne wie die Großen machen, ne?“

Anmerkung der Kursleitung:
Das war sicherlich eine praktikable Lösung und ein gut gemeinter Kompromiss, aus Naylas Sicht jedoch ein unnötiger Aufschub, warum sollte sie nicht – wenn auch an deinem Tisch – gleich eine schwierige Laterne bauen? Hier zeigt sie eine ziemlich große Frustrationstoleranz.

Nach kurzer Zeit gibt sie mir ihre Laterne und sagt, sie sei fertig. Auf dem Glas ist noch viel Platz für Transparentpapier und normalerweise würde sie so etwas nie als fertig bezeichnen, aber sie lässt sich nicht dazu bringen, auch nur noch ein Stückchen mehr an das Glas zu kleben.

Sie geht schließlich also noch einmal zu meiner Kollegin, die ich im Vorhinein über die Situation informiert habe, und bekommt die Möglichkeit, eine schwierige Laterne zu machen. Über mehrere Tage (für diese Tischlaterne brauchte man so lange) gab sie sich sehr konzentriert der Arbeit an dieser Tischlaterne hin. Sie bewies Ausdauer und vor allem Ehrgeiz; sie erinnerte meine Kollegin täglich daran, mit ihr die Laterne weiter zu machen.

Als die Laterne, die natürlich tatsächlich auch eher was für sie war, dann fertig war, war sie sehr stolz. Auf die einfache Laterne, die sie vorher mit mir gemacht hat, hab ich vergessen ihren Namen zu schreiben. Einige Tage später fragte ich sie, ob sie noch wüsste, welche ihr gehört. Das verneinte sie.

Ob sie die Laterne wirklich nicht erkannt hat, weil sie nur einige Minuten damit verbracht hat, oder ob sie die Laterne nicht erkennen wollte, weil sie nicht so perfekt war, wie sie es eigentlich von sich kennt, weiß ich nicht. Ihre Hauslaterne hatte sie jedenfalls ständig im Blick und nahm sie schließlich stolz mit nach Hause.

Anmerkung der Kursleitung:
Ein sehr fein beobachtetes Beispiel.

Sprachliche Intelligenz

Sprachlich ist Nayla ebenfalls sehr gut entwickelt. Sie spricht sehr gut Deutsch und auch Türkisch. Laut Aussagen der Mutter fehlen ihr im Türkischen lediglich einige Worte mehr als im Deutschen. Sie verfügt allerdings über einen großen Wortschatz in der deutschen Sprache, der Satzbau ist immer richtig, sie spricht Haupt- und Nebensätze, kann sich sehr gut ausdrücken und hat natürlich ein sehr gutes Sprachverständnis.

In Bezug auf die Grammatik fällt ein Fehler in der Perfektbildung auf. So sagt sie zum Beispiel: „Der Tarek hat mich gesuchet.“. Dies kommt nun aber immer seltener vor. Ansonsten ist sie auch grammatisch sehr sicher. Ironie kann sie gut verstehen und auch Reime findet sie schnell.

Nayla wurde in erster Linie deutschsprachig erzogen, sprach jedoch bereits im 7. Lebensmonat, als sie gerade Sitzen konnte, die ersten Worte türkisch, ohne, dass es ihr absichtlich beigebracht wurde. Seitdem ist auch der Naylas Mutter bewusst, dass sie viel schneller lernt als andere Kinder ihren Alters.

Im Kindergarten spricht sie deutsch, ist jedoch auch mit türkischen Kindern befreundet, hört bei deren Gesprächen aufmerksam zu und kann diese auch übersetzen. Wenn sie ein türkisches Kind ruft, dann spricht sie den Namen exakt türkisch aus.

Des Weiteren ist zu erwähnen, dass sie nun anfängt, englisch zu sprechen. Als ich vor zwei Monaten mit ihr ein Buch über den menschlichen Körperbau anschaute, fing sie auf einmal an, die Zehenknochen auf Englisch zu zählen. Sie erzählte mir, dass sie jetzt Englisch lernt und in ihrer Lieblingsserie auch englisch gesprochen wird. Auch die Mutter erzählte, dass sie diese Serie wirklich jeden Tag gucken möchte und auch zu Hause anfängt, englisch zu sprechen.

Anmerkung der Kursleitung:
Hier zeigt sich auf jeden Fall eine hohe sprachliche Begabung.

Mathematisch – logische Intelligenz

Nayla kann bis fünfundzwanzig richtig durchzählen, irgendwann stoppt sie dann, ich denke aber, dass sie das System, was dahinter steckt, verstanden hat. Wenn ich ihr also die Zahl Fünfzig vorgebe und sie bitte weiter zu zählen, weiß sie, dass die einundfünfzig folgt.
Oft habe ich sie dabei beobachtet, wie sie Rechtecke und Quadrate malt. Als ich einmal neben ihr saß, während sie gerade ein Bild malte, sagte sie: „Guck mal, ich male einen Drachen“ und malte eine geometrische Figur.

Ihre hohe Fähigkeit bei Puzzles ist mir bereits aufgefallen, als sie den ersten Tag im Kindergarten war. Sie beschäftigte sich in ihren ersten Kindergartentagen sehr intensiv und oft mit Puzzles, die sie auch mit weit über 20 Teilen problemlos zusammenfügen konnte.

Inter- und Intrapersonale Intelligenz

Wie bereits erwähnt, orientiert Nayla sich an einem 6-jährigen Mädchen in der Gruppe, das unter den Mädchen eine Führungsposition innehat. Nayla beobachtet sie genau und übernimmt teilweise auch zusammen mit ihr die Spielführung in der Puppenecke. Gelegentlich tauschen die beiden Mädchen komplett ihre Anziehsachen und schlüpfen so in die Rolle der Anderen. In der Rolle der „großen Nayla“ fühlt sich Nayla sichtlich wohl.

Neuen Gruppen und Situationen kann Nayla sich sehr schnell und gut anpassen, was zum Beispiel auch ihr erfolgreicher später Eintritt in die ABC-Gruppe beweist.
Nayla ist sehr sensibel. Wenn sie von Kindern zurückgewiesen wird, was zum Glück nicht oft der Fall ist, sieht man ihr an, dass es sie sehr verletzt und sie sich Gedanken darüber macht.
Zu ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe ich ja bereit unter „Allgemeine Merkmale“ ein passendes Beispiel erläutert.

Naturalistische Intelligenz

In diesem Bereich konnte ich bisher keine zutreffenden Beobachtungen machen.

Idee, Verlauf und Ergebnis einer provozierenden Beobachtung

„Eintritt in die bereits fortgeschrittene Musik-AG“

 

Die Idee

Im Elterngespräch habe ich erfahren, dass Nayla sich zu Hause sehr für Musik und auch schon für Noten interessiert und immer wieder den Wunsch äußert, das Klavierspielen zu erlernen. Daraufhin, so erzählte es uns die Mutter, erkundigte sie sich in Musikschulen, wurde jedoch zurückgewiesen, mit der Begründung, dass Nayla noch zu jung sei.

Anmerkung der Kursleitung:
Ja, traurig. Können sich die Eltern vielleicht Einzel-Unterricht leisten? Es wäre sicher einen Versuch wert.

Seit Ende letzten Jahres gibt es bei uns in der Einrichtung eine Musik-AG, an der einige vermutlich höher begabten Kinder und andere Kinder, die sich besonders dafür interessieren, teilnehmen. Begleitet wird diese AG von der Leiterin unserer Kita sowie von einer Kindergartenmutter, die ausgebildete Musiklehrerin ist, was dieser AG natürlich auch nochmal einen anderen Reiz verleiht.

Die Musik-AG findet einmal in der Woche in der Nähe unseres Gruppenraums statt, so dass wir, wenn die Gruppentür offen ist oder wir auf den Flur gehen, die Musik-AG gelegentlich auch schon mal hören.
Als Naylas Mutter mir von ihrem Interesse an Musik erzählte, kam mir unsere Musik-AG allerdings zunächst überhaupt nicht in den Sinn, vielleicht, weil sie schon so lange besteht und die AG-Mitglieder feststehen.

Anmerkung der Kursleitung:
Offen bleiben für die nachwachsenden Begabungen 😉

Zunächst hatte ich vor, sie mit der englischen Sprache zu konfrontieren, um eine provozierende Beobachtung zu erhalten, da sie sprachlich sehr begabt ist und sich offensichtlich auch für die englische Sprache interessiert.

Dieses Vorhaben ließ ich fallen, als ich merkte, dass Naylas Interesse für die Musik-AG wuchs. „Silvia, hörst du das? Was machen die in der Musik-AG?“ und noch mehr solcher Fragen stellte sie mir, wenn man die Musik-AG einmal in der Woche hören konnte.
Daraufhin kam mir die Idee, sie vielleicht in die Musik-AG einzubringen. Da mir bewusst war, dass die Musik-AG schon länger existiert, die Kinder natürlich auch schon dementsprechend sehr weit waren und Nayla zudem auch noch die jüngste Teilnehmerin wäre, informierte ich mich vorher bei unserer Leiterin, ob es überhaupt möglich wäre, noch einzusteigen.

Nachdem ich ihr von Naylas Interesse und ihrem Entwicklungsstand berichtet hatte, war es kein Problem, dass sie noch hinzukommt. Allerdings müsste sie einiges nebenbei nachholen, da die anderen Kinder ja schon einige Zeit dabei sind.

Der Verlauf

Nachdem ich also wusste, dass Nayla einsteigen konnte, fragte ich sie, ob sie gerne in der Musik-AG dabei sein möchte. Sie strahlte und nahm dieses Angebot sofort begeistert an. Ich erklärte ihr auch, dass sie dann aber auch ein bisschen mit mir üben müsste, da die anderen Kinder ja schon viel können, weil sie schon lange dabei sind. Aber auch darauf schien sie sich zu freuen.

Anmerkung der Kursleitung:
Dieser Effekt ist auch häufig beim Klassenüberspringen zu beobachten: die Freude, beschleunigt etwas lernen zu dürfen.

Sie lief zu anderen Kindern, die auch in der Musik-AG sind und erzählte ihnen gleich voller Freude, dass sie nun auch dabei ist. Ihre erste „Musikstunde“ konnte sie natürlich kaum erwarten und fragte mich nicht nur einmal, wie oft sie noch schlafen muss, bis es endlich soweit ist.

Als es dann schließlich soweit war, hat sie sich, laut Informationen unserer Leiterin, sehr gut in die Gruppe eingefunden und begeistert mitgemacht. Die Musik-AG war seit einiger Zeit dabei, ein kurzes Lied auf dem Xylophon zu erlernen und so bekam sie auch ein Xylophon und einen Zettel, auf dem stand, in welcher Reihenfolge die Noten gespielt werden sollen, mit in die Gruppe. So sollte sie zwischendurch üben konnte, um die anderen Kinder einzuholen.

In der Gruppe stellte ich das Xylophon hoch und sagte ihr, dass sie es jederzeit haben könnte, um zu spielen, sie solle mir dann nur kurz Bescheid sagen. Am selben Tag noch bat sie mich mehrmals, ihr das Instrument zu geben und mit ihr zu üben. Das Lied bestand aus vier Zeilen, die ersten beiden Zeilen konnte sie im Nu auswendig spielen.

Ein anderes Kind, das ebenfalls in der Musik-AG ist, schaute ihr beim Spielen zu und versuchte ihr zu helfen, dies lehnte sie jedoch strikt ab! „Ich kann das schon! Du sollst mir nicht helfen!“ sagte sie ihm immer wieder sehr deutlich.
Interessant zu beobachten war dabei ebenfalls, dass sie, als sie die ersten beiden Zeilen konnte, nicht weiterüben wollte, sich aber Kinder dazu holte, die nicht in der Musik-AG sind, um ihnen beizubringen, wie es geht.

Anmerkung der Kursleitung:
Also auch eine pädagogische Begabung?
Wie haben diese Kinder darauf reagiert? Welche Motivation vermutest du hinter dieser Aktion?

Natürlich reichte es mir nicht, nur zu hören, wie Nayla sich in der Musik-AG macht, und so bin ich dann in ihrer dritten „Musikstunde“ mitgegangen, um es einmal „live“ zu sehen.

Was ich feststellen konnte war, dass sie den anderen Kindern tatsächlich in Bezug auf dieses Lied in nichts nachstand. Dass sie das Lied erst viel später spielen lernte als die anderen Kinder, fiel überhaupt nicht auf. Deutlich zu erkennen war allerdings ebenfalls, dass sie völlig abschaltete, sobald es zu Wiederholungen kam. An dem Tag, als ich dabei war, wurde immer mal wieder etwas wiederholt und in der Zeit beschäftigte sie sich mit ihrem Hausschuh oder erzählte mir, was sie heute noch zu Hause macht.

Kurz habe ich mich gefragt, ob es vielleicht doch nicht das Richtige für sie ist, doch sobald fortgefahren wurde, etwas Neues kam oder sie an der Reihe war und vorspielen durfte, war sie wieder mit Freude dabei.

Anmerkung der Kursleitung:
Viele hoch begabte Kinder mögen (und brauchen) keine Wiederholungen. Offenbar spürte sie das schon.

Ergebnis

Bis jetzt ist das Ergebnis dieser Herausforderung sehr positiv. Nayla ist jede Woche mit Stolz und Freude dabei und hat sich sehr gut in der Gruppe integriert.
Mir hat diese Beobachtung natürlich auch neue Erkenntnisse gebracht. Mir ist zum Beispiel noch nie so deutlich aufgefallen, wie schnell sie auch abschaltet, wenn es zu Wiederholungen kommt.

Zudem haben sich hier meine vorherigen Beobachtungen in Bezug auf ihre Lernleichtigkeit und Motivation auch nochmal bestätigt.
Ich bin gespannt, wie es für sie in der Musik-AG weitergeht und werde diesen Verlauf natürlich weiterhin beobachten.

Interpretation der gesamten Beobachtung

Wie vor allem durch die Beobachtung beim Gestalten der Tischlaterne deutlich wird, sucht und braucht Nayla Herausforderungen. Wenn man sich Zeit nimmt und ihr zuhört, macht sie einem auch deutlich, was genau sie möchte.

Da sie selbst sehr sensibel ist und schnell auch mal einen Schritt zurück geht, wenn sie verunsichert ist, braucht sie einfühlsame Bezugspersonen, die ihr Sicherheit geben und beständig sind. Sie selbst zeigt ein großes Maß an Empathie und erwartet genauso auch, dass sie von Anderen verstanden wird.
Sie möchte ernst genommen und begleitet werden, oft hinterfragt sie Dinge und „brennt“ wirklich darauf, Antworten zu bekommen.

Zeit ist ebenfalls ein für sie wichtiger Faktor. Sie nimmt sich gerne Zeit, um Dinge sorgfältig und in Ruhe zu beenden, und genießt es, wenn sich jemand auch für sie Zeit nimmt.
Gerade in Bezug auf die familiäre Situation braucht sie klare Grenzen und Zeiten. Zeiten, in denen man sich mit ihr beschäftigt und Zeiten, in denen auch mal Andere, zum Beispiel ihr kleiner Bruder, im Vordergrund stehen.

Zur Zeit sucht die Mutter nach einem Verein als Freizeitbeschäftigung, da Nayla, sobald sie zu Hause ist, wie bereits erwähnt, einen sehr unterforderten Eindruck macht, während sie im Kindergarten sehr ausgeglichen ist und demnach anscheinend die gesuchten Herausforderungen bekommt. Ich denke auch, dass es ihr gut tut, sich auch außerhalb der Kita noch zu betätigen.

Weitere Beiträge über Nayla:

Als Nayla 4;11 ist, nimmt sie in der Kita an einem Englisch-Angebot teil.
Siehe: Besonders begabte Kinder in einer Englisch-AG

 

Darum der Veröffentlichung: März 2018
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