von Ellen Görg

 

In den Beiträgen Hinweise auf Hochbegabung bei einer Zweijährigen und Eine Zweijährige meistert schwierige Aufgaben berichtete ich bereits über die kleine Isabel aus meiner Kita-Gruppe.
Isabel hat sich bereits mit dem Spiel „Heinevetters Trainer“ vertraut gemacht, bisher nur mit der einfachen Variante. (Heinevetters Trainer- Kindergartenspiel – Ein Spiel für vorschulische Erkennungsübungen im 3.-6. Lebensjahr mit automatischer Kontrolle.)
Dabei geht es darum, Gegenstände aus sieben Sachbereichen auf 49 Symbol-Täfelchen zu erkennen und diese dann den Bereichen zuzuordnen.

 

…kurz gefasst…
Da sich Isabel anhaltend für das Spiel „Heinevetters Trainer“ begeistert, nutzt es die Erzieherin, das immer wieder deutlich werdende Interesse des kleinen Mädchens für Zahlen und Zählen zu fördern und schildert ihre Beobachtungen.

Isabel ist mittlerweile 2;10 Jahre alt und hat weiterhin großes Interesse an „Heinevetters Trainer“.
Da sie nun aber die einfachste Spielvariante sehr gut beherrscht, braucht sie eine neue Herausforderung.
Isabel zeigt – auch im Zusammenhang mit dem Trainer-Spiel – großes Interesse an Zahlen und beginnt zu zählen. Durch Zahlenspiele möchte ich das Zählen und ihr Interesse an Zahlen weiter fördern. Diese Spiele sollen sich vor allem aus dem Kindergarten-Alltag ergeben, beim Umgang mit alltäglichen Gegenständen.

Eine neue Herausforderung für Isabel

Was kann ich tun, um Isabels Interesse am „Heinevetters Trainer“ weiterzuentwickeln?

Ich beobachte, dass Isabel von der einfachen Spielvariante zunehmend gelangweilt ist. Sie ist immer sehr schnell damit fertig. Wenn sie mit einer Kleingruppe spielt, ist ihr das Tempo der anderen Kinder zu langsam. Dann bricht sie ihr Spiel ab oder räumt gleich das gesamte Spielmaterial ein.

Um ihr vielfältigere Möglichkeiten zu zeigen, sich auszuprobieren, möchte ich ihr die nächst schwierigere Spielvariante anbieten.
Aber meine Überlegungen gehen noch weiter: Was ist, wenn sie das Material langweilig findet und auch in dieser Hinsicht neue Anregungen braucht? Ich suche nach Alternativen.

Da Zahlen für Isabel immer größere Bedeutung bekommen, suche ich eine Kombination: Wie kann man Bekanntes wie „Heinevetters Trainer“ mit dem verbinden, was sie auch sehr interessiert?
Vielleicht ist eine andere Version geeignet, die unsere Vorschulkinder auch nutzen, der „Heinevetters Trainer – Einertrainer 1-5. 392 Aufgaben für vorschulische Gestalt- und Mengenerfassung.“ Damit möchte ich Isabel die Möglichkeit geben, sich auszutesten. Ich will ihr mehr Auswahlmöglichkeiten geben, um ihren Wissensdurst zu stillen.

Von selbst nahm sie sich die nächste schwierigere Spielvariante und schaute sich aber nur das Vorlagenblatt an. Als ich sie frage: „Wollen wir dieses Spiel einmal zusammen spielen?“ ist sie sofort begeistert.

Wie bereits zuvor möchte ich auch diesmal schrittweiswe vorgehen und an bereits Bekanntem anknüpfen.

Am ersten Tag treffe ich mich mit Isabel im ruhigen Nebenraum und frage sie: „Heute möchte ich mit Dir unser Spiel spielen. Hast Du Lust dazu? Wenn Du willst, kannst Du es allein spielen oder mit mir zusammen.“

Isabel ist sehr erfreut, dass sie mit mir wieder etwas zusammen (vor allem nur wir beide) spielen kann. Zusammen bereiten wir das Spiel vor. Isabel will allein spielen: „Das kann ich schon.“ Rasch ordnet sie alle 49 Legetafeln richtig den sieben Sachbereichen zu (Fahrzeuge, Geschirr, Spielzeug, Kleidung, Werkzeug, Tiere und Möbel).

Dabei legt sie viel Wert auf meine Anerkennung und das Loben für die richtige Zuordnung. Immer wieder fragt sie mich: „Ist das richtig, passt das?“ – obwohl sie genau weiß, dass es richtig ist. Denn wenn ein Symbol falsch zugeordnet ist, passt es nicht in das System. Isabel kann also auch selbstständig kontrollieren, ob sie richtig gelegt hat oder nicht. Für das komplette Spiel braucht sie etwa zehn Minuten – eine tolle Leistung. Sie ist sehr konzentriert und hat viel Spaß; sie klatscht sich oft selber Beifall und freut sich.
Nicht ein einziges Mal bittet sie um Hilfe.

Das Schwierige provoziert

Als wir die Legetafeln einräumen, fällt ihr Blick schon auf das nächste Blatt, die nächst schwierigere Variante. Ehrlich gesagt, habe ich dies ein bisschen provoziert, um Isabel darauf neugierig zu machen. Es hat geklappt. Sie betrachtet es mit Interesse. Ich frage sie: „Wollen wir auch mal mit diesem Blatt die Tafeln legen?“ Sie nickt und sagt: „Aber nicht jetzt, ich möchte raus gehen.“

Bleibt noch zu erwähnen, dass sie auch bei diesem Spiel versucht hat, die Tafeln zu zählen. Bis zwölf kann sie das in richtiger Reihenfolge. Einen „Hänger“ hat sie bei sechs, dann zähle ich die sieben, und sofort zählt sie bis zwölf allein weiter. Ich bin sehr erstaunt, denn bisher zählte sie immer nur bis acht.
Dieses Kind versetzt mich immer mehr in Staunen.

Am zweiten Tag sind wir wieder allein im Nebenraum. Nun geht es um die schwierigere Variante des Trainers. Ich sage: „Als wir das letzte Mal dieses Spiel spielten, hast du dir dieses Blatt angesehen. Frage: wollen wir dieses Spiel zusammen spielen? Das Spiel ist auch schwieriger, man muss genau hinschauen, weil die Gegenstände etwas anders aussehen.“ (Bei dieser Spielvariante sind die Symbole auf dem Spielblatt verändert. Sie stimmen nicht mehr genau mit den Symbolen auf den Legetafeln überein. Es sind eine gute Aufmerksamkeit und eine gute Konzentration nötig, um die entsprechenden Symbole zu erkennen und um die Tafeln richtig zuzuordnen.)

Sie will es alleine schaffen

Während ich noch bei meinen Erläuterungen bin, konzentriert sich Isabel bereits auf das Spielblatt. Ich frage: „Kannst du die Gegenstände erkennen?“ Es dauerte einige Zeit. Immer wieder betrachtet sie das Spielblatt mit den Symbolen auf den Legetafeln. Sie spricht kein Wort. Aber ich sehe ihr an, dass sie sich etwas ausdenkt. Auf einmal fängt sie an, die Legetafeln den Bildern auf der Vorlage zuzuordnen. Sie fordert mich nicht auf, mitzuspielen.

Ich sehe, dass es eine Herausforderung für Isabel ist und ihr zunächst schwer fällt. Doch es gelingt ihr, einige Symbole zuzuordnen. Auf meine Frage: „Warum hast du diese Legetafel auf dieses Bild gelegt?“, erklärt sie mir, an welchen Merkmalen sie sich orientiert hat, zum Beispiel bei der Ente an Kopf und Schnabel. Erneut kann sie die Bilder zuerst zuordnen, die ihr am geläufigsten sind – Tiere, Spielzeug, Geschirr.

Kommentar der Kursleitung:
Sie musste sich anstrengen und war bereit dazu. Sie hat das Prinzip erfasst und ein System entwickelt.

Nach etwa 15 Minuten lässt ihre Konzentration nach und sie will nicht mehr weiterspielen.

Kommentar der Kursleitung:
War es kognitiv zu schwierig für sie, oder war es für sie nach einiger Zeit anstrengend, aber wenig inspirierend? Hoch begabte Kinder zeigen oft wenig Neigung, etwas immer wieder zu wiederholen, wenn sie das zugrunde liegende Prinzip begriffen haben. Wiederholungen verlieren dann an Reiz und werden als anstrengend und ermüdend wahrgenommen.

Mich wundert, dass sie mich nicht aufgefordert hat mitzuspielen. Hat sie schon so einen Ehrgeiz entwickelt, schwierige Aufgaben allein lösen zu wollen?

Isabel will zu den anderen Kindern. Ich lobe sie, wie toll sie das Spiel gespielt hat, und betone nochmal, dass diese Spielvariante viel schwieriger ist. Das bejaht sie. Sie will das Spiel nicht einräumen, es soll so liegenbleiben. „Möchtest Du später weiterspielen?“ – „Ja.“

Keine Begeisterung für Kleingruppenarbeit

Da ich auch das Zusammenspiel in einer Kleingruppe fördern möchte, schlage ich ihr vor: „Wir könnten auch noch andere Kinder fragen, ob sie mitspielen möchten. Was meinst du?“ Sie sagt Ja, aber wirkt nicht begeistert.
Für mich stellt sich die Frage: Warum möchte Isabel bei solchen Spielen, die für sie eine Herausforderung sind, allein oder nur mit mir spielen? Bei anderen Gelegenheiten, Rollenspielen oder Kreisspielen, spielt sie durchaus auch mit anderen Kindern zusammen.

Kommentar der Kursleitung:
Von Dir aber will sie Neues lernen.

Ich denke, auch wenn Isabel noch so jung ist, spürt sie, dass ich sie ernst nehme, dass ich für sie da bin, wenn sie Fragen oder Probleme hat. Denn meine Kolleginnen bestätigen mir, dass Isabel immer zuerst zu mir kommt, wenn sie etwas beschäftigt. Und ich glaube, sie weiß genau, wenn wir zusammen etwas machen, kommt sie auf ihre Kosten, es kommt keine Langeweile auf.

Kommentar der Kursleitung:
Du hast die Frage gut beantwortet. Aber Vorsicht: Am zweiten Tag war u.E. doch Langeweile aufgekommen. Im Grunde hättest Du schneller, nicht erst nach 15 Minuten, eine neue Version anbieten können. Auch die Absicherung am ersten Tag (Kann sie es wirklich?) war vielleicht überflüssig? Du hattest ja schon erkannt, dass sie es konnte. Warum soll sie ein paar Monate später dümmer sein? Es ist schwierig, das Lerntempo hoch begabter Kinder nachzuvollziehen. Aber bei Isabel raten wir Dir zu (noch mehr) Mut.

Aber ich erlebe sie auch in bestimmten Situationen, wo sie sich der Gruppe (äußerlich?) anpasst. Wenn wir zum Beispiel in der Turnhalle ein Kreisspiel spielen, steht sie zwar mit im Kreis, macht aber fast nie mit, oder beteiligt sich nur teilweise. Für mich ist das in Ordnung, denn eine Aufforderung mitzuspielen bringt nichts, da ist sie stur.

Isabel hat ihr angefangenes Spiel nicht beendet. Ich habe es ihr mehrmals angeboten. Sie zeigte einfach kein Interesse mehr. Nach drei Tagen durfte ich es mit ihrer Erlaubnis einräumen.

Vorschulübungen zur Gestalt- und Mengenerfassung

Weil Isabel immer größeres Interesse am Zählen zeigt, will ich ihr nun den „Heinevetters Trainer – Einertrainer 1-5. 392 Aufgaben für vorschulische Gestalt- und Mengenerfassung“ anbieten.
Auch hier gibt es 49 Legetafeln, zehn Applikationen (Marienkäfer; Enten; Küken; Mäuse; Schmetterlinge; Äpfel; Kirschen; Blätter; Luftballons und Sterne).
Jede Applikation hat 5 Tafeln, wo jeweils von 1-5 die Applikationen abgebildet sind.

Es gilt die Menge der Gegenstände zu erfassen und diese richtig zuzuordnen. Die Gegenstände sind auf den Legetafeln anders als auf der Bildvorlage dargestellt – nur die Anzahl der Applikationen stimmt.

Um Isabel zunächst nicht mit der Vielzahl der Legetafeln zu überfordern, wähle ich aus den zehn Bereichen vier aus: Luftballons; Küken; Sterne und Blätter.

Zuerst liegen nur die Legetafeln auf dem Tisch. Isabel soll sich die Tafeln anschauen und sie benennen. Das ist für sie nicht schwierig, alle Applikationen benennt sie richtig. Als nächstes soll sie die Gegenstände abzählen – zum Beispiel vier Luftballons oder drei Blätter. Damit hat sie Schwierigkeiten. Meistens zählt sie mehr ab: abgebildet sind vier Blätter und sie zählt bis fünf oder sechs.

Ich versuche, mit ihr gemeinsam abzuzählen, aber sie zählt immer weiter. Fällt es Isabel doch noch schwer, Gegenstände richtig abzuzählen, obwohl sie das Zählen bis zwölf in richtiger Reihenfolge beherrscht?

Aber trotzdem will ich testen, ob sie bei den Legetafeln die richtige Menge erfassen und dem Bild auf der Vorlage zuordnen kann. Ich zeige ihr die Spielvorlage und erkläre ihr das Prinzip. Ich überlasse es ihr, mit welchem Gegenstand sie beginnt.

Isabel zeigt sofort großes Interesse und beginnt mit ihrer Aufgabe, ohne dass ich ihr noch viel erklären muss. Mich erstaunt, dass sie auf einen Blick erfasst, welche Anzahl der Gegenstände auf der Tafel ist und wohin die Tafel auf der Bildvorlage gehört (Erkennen von Übereinstimmungen und Unterschieden – sortierendes Denken). Mich fasziniert, mit welcher Schnelligkeit Isabel die Tafeln zuordnet –  zumal auf dem Vorlageblatt mehr Applikationen abgebildet sind, aber Isabel nur eine geringe Anzahl von Legetafeln hat. Von den anderen Bilder lässt sie sich nicht ablenken.

Ich kann es kaum fassen.

Die Anzahl der Bereiche ist für Isabel ausreichend. Sie beschäftigt sich etwa 15 Minuten und schafft es, alle Legetafeln zuzuordnen. Als sie die Sterne zuordnet, singt sie das Laternenlied „Sonne, Mond und Sterne“. Ich finde es bemerkenswert, dass sie in der Lage ist, während ihrer Tätigkeit, die eine hohe Konzentration erfordert, auch noch Verbindungen zu anderen Bereichen herzustellen – wie in diesem Fall zur Musik. Aber zur Zeit werden auch viele Laternenlieder gesungen.

Kommentar der Kursleitung:
Dass sie spontan anfängt zu singen, zeigt ja auch ihre gute Grundstimmung: angeregt, aber nicht angespannt.

Isabel signalisiert weiter großes Interesse. Sie fragt mich, ob wir das noch mal spielen. Weiterhin zeigt sie kein Interesse, in einer Kleingruppe zu spielen. Sie gibt mir gleich zu verstehen, dass sie allein mit mir spielen möchte.

Kommentar der Kursleitung:
Sie ist ein kluges Kind und ahnt, dass Du (und sie) dann abgelenkt wärt, und sie dann doch nicht so gut „auf ihre Kosten“ käme.

Zahlenspiele im Alltag

Um ihr wachsendes Interesse an Zahlen weiter zu fördern, möchte ich ihr auch im gesamten Tagesablauf die Möglichkeit geben, sich an alltäglichen Dingen darin zu üben und immer mehr Lust und Wissbegier im Zahlenbereich zu wecken.
Ich möchte Isabel so viele Impulse wie möglich geben:
– durch Fingerspiele und
– durch Zahlenspiele mit Instrumenten (sie ist auch musikalisch sehr interessiert) und
– beim Sammeln von Eicheln und Kastanien und
– bei Schildchen an unserer An- und Abmeldetafel. (Wird erläutert in: Hinweise auf Hochbegabung bei einer Zweijährigen.)

Es gibt unzählige Möglichkeiten, Kindern im Alltag Mathematik / Zahlen nahe zu bringen.
Siehe auch die Handbuch-Beiträge in Kapitel 4.4.1.

Auf jeden Fall möchte ich erreichen, dass ich Isabel immer Angebote entsprechend ihren Bedürfnissen mache, bei denen sie neue Herausforderungen bekommt.

Mein wichtigstes Ziel ist es, Isabel nicht zu unterfordern.

Denn ich bin davon überzeugt, dass sie eine überdurchschnittliche Begabung besitzt.

Kommentar der Kursleitung:
In den ersten beiden Berichten zu Isabel hast Du eher befürchtet, sie zu überfordern!

Wir zählen beim Tischdecken und beim Musizieren

Wie viele Teller brauchen wir an diesem Tisch? Wir zählen die Stühle, denn an jeden Stuhl, der am Tisch steht, kommt ein Teller. Wir zählen zusammen: sechs Stühle. „Wie viele Stühle stehen am Tisch? Isabel, zähle bitte noch mal nach.“ Es kommt immer noch vor, dass sie sich um ein oder zwei verzählt. Aber es wird nicht dramatisiert. Wir probieren es immer wieder bei passenden Gelegenheiten. Sechs Stühle stehen am Tisch, also brauchen wir sechs Teller. Zusammen stellen wir die Teller auf den Tisch und zählen dabei, ob es auch wirklich sechs Teller sind.

Kommentar der Kursleitung:
Du hast genau beobachtet und gesehen, dass sie kleine Mengen zwar intuitiv erfassen, aber noch nicht sicher abzählen kann. Und genau da forderst und förderst Du sie.

Wir musizieren in einer Kleingruppe und Isabel hat viel Freude daran. Bevor wir mit Instrumenten spielen, müssen wir hören, wie sie klingen – etwa die Klanghölzer. „Seht zu mir, ich zähle, wie oft wir mit den Klanghölzern schlagen“ – und alle machen mit. Das wird verbunden mit lautem, leisem, schnellem und langsamem Schlagen der Klanghölzer. Isabel ist sehr konzentriert, beobachtet ganz genau meine Bewegungen.

Das sind nur einige von vielen Situationen, in denen ich Gelegenheiten zum Zählen nutze. Mir ist wichtig, dass ich dies immer mehreren Kindern anbiete, allen die Interesse und Spaß daran haben. Auch soll Isabel positive Kleingruppen- Erfahrungen sammeln und möglicherweise auch ihre guten Ideen mit einfließen lassen.

Habe ich mein Ziel erreicht?

Ja, obwohl ich anfangs einige Zweifel hatte. Beim Vorstellen der schwierigeren Spielvariante des ersten „Heinevetters Trainer“ konnte ich beobachten, dass das Interesse bei Isabel nachließ und sie das Spiel auch nicht zu Ende spielen wollte.

Was kann die Ursache dafür sein? Ich glaube, dass es für Isabel nicht mehr interessant genug war, da sie die Symbole und den Ablauf schon kannte. Sie brauchte eine neue Herausforderung, was auch das Material und ihr neues Interessengebiet „Zählen / Zahlen“ betrifft.

Da sie zum Anfang ja Interesse bekundet hat, aber beim Spielverlauf bemerkte, dass sie das Prinzip des Spiels kannte, ließ ihr Interesse einfach nach. Ich vermute, dass sie mir signalisieren wollte: „Gib mir neue, interessantere Impulse, die meinen Bedürfnissen entsprechen.“

Könnte das auch Widerwille gegen Routineaufgaben und Wiederholungen sein?
(Auch dieses Merkmal ist in den Hinweisen auf eine mögliche intellektuelle Hochbegabung aufgeführt.)

Mit dem Angebot des neuen „Heinevetters Trainer“ für vorschulische Gestalt- u. Mengenerfassung konnte ich ihren Bedürfnissen gerecht werden. Diese Reaktion von Isabel hätte ich nicht erwartet: Mit welcher Schnelligkeit sie das Prinzip des neuen Trainer erfasst hat, und alle Symbole richtig zugeordnet hat! Ich bin immer noch sehr erstaunt. Da komme ich meiner Vermutung immer näher, dass bei Isabel eine überdurchschnittliche Begabung vorliegt.

Kommentar der Kursleitung:
Hochbegabung ist eben keine kleine Abweichung vom Durchschnitt, sondern eine wirklich große. Es ist toll, wie Isabel Dir das zeigen kann.

Da ich bei dem neuen Trainer die Anzahl der Legetafeln reduziert habe, um Isabel nicht gleich mit der Vielzahl der Legetafeln, zu überfordern, werde ich in der nächsten Zeit, mit ihr gemeinsam, die Anzahl der Legetafeln erhöhen. Isabel soll über die Anzahl der Legetafeln selbst entscheiden.

Weiterhin möchte ich das Spiel in einer Kleingruppe anbieten. Denn Isabel soll (so hoffe ich) für sich die positive Erfahrung sammeln, dass das Zusammenspiel mit anderen Kinder viel Freude bereitet, und dass man auch dabei Neues lernen kann.

Und so ging es weiter mit Isabel:

Isabel (3:3) lernt „Halli Galli“

Bei Zahlen-Spielen findet Isabel (3;8) passende Spielgefährten

 

Datum der Veröffentlichung: Juni 2015
Copyright © Hanna Vock, siehe Impressum