Gütekriterien für Hochbegabtenförderung im Kindergarten

    • Begabungsfreundliche Einstellung, begabungsfreundlicher Blick, der vertrauensvolle Beziehungen stiftet.
    • Gezielte Einzelbeobachtung
      an Hand geeigneter Beobachtungsleitfäden (z.B. von J. Huser), und zwar bald nach Aufnahme in den Kindergarten,
      – um die besonderen Stärken, Fähigkeiten, Interessen des Kindes zu erkennen,
      – um zu erkennen, womit sich das Kind z.Z. geistig beschäftigt, wovon es fasziniert ist, worüber es nachdenkt und wie es denkt.
      Dokumentation dieser Beobachtungen.
    • Kontinuierliche Beobachtung im Kindergartenalltag
      und provozierende Beobachtungen, um die Anfangseindrücke zu überprüfen und zu vertiefen.
    • Wertschätzung
      der außergewöhnlichen Stärken und Interessen des Kindes
      – auch wenn es „intellektuelle“ Interessen sind und wenn sie „schulischen Stoff“ betreffen.
    • Aktive Signalisierung dieser Wertschätzung
      an das hoch begabte Kind, an seine Eltern und an die anderen Kinder der Gruppe.
    • Ursachenforschung
      bei auffällig aggressiver oder depressiver Verstimmung;
      dabei dauerhafte Unterforderung als Ursache in Betracht ziehen.
      Die Unterforderung beenden und darauf achten, ob das Kind dadurch mit der Zeit ausgeglichener, froher und aktiver wird.
    • Integration in die Gruppe
      – durch Verbesserung und Unterstützung der Kommunikation zwischen dem/den hoch begabten Kindern und den anderen Kindern,
      – durch Aufgreifen der besonderen Interessen und Spielideen des hoch begabten Kindes in Kleingruppen- und Projektarbeit,
      – durch Berücksichtigung der möglichen Diskrepanz zwischen kognitiver und emotionaler Entwicklung.
    • Clusterbildung,
      – um positive Gruppenerlebnisse zu organisieren,
      – um Anregung durch andere besonders motivierte, ähnlich begabte Kinder zu erreichen,
      – um für das Kind / die Kinder befriedigende Spiel-und Lern- Ergebnisse zu fördern.
    • Bewusst ganzheitliche Förderung.
      In Projekten – egal ob von Kindern oder von der Erzieherin initiiert – dabei stets mehrere Entwicklungsbereiche ansprechen.
    • Ausstattung des Kindergartens mit Spielmaterial, Büchern und anderen Medien, die auch für die hoch begabten Kinder eine Anregung und Herausforderung darstellen.
    • Experten in den Kindergarten holen, in die Welt hinaus gehen.
    • Ein Klima der wirklichen Freiwilligkeit bei Angeboten schaffen. Jede Art von Leistungsdruck vermeiden. Wenn das Kind nicht unter dem Druck steht, Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen, sondern sich jeder Zeit auch zurückziehen kann, wird Überforderung sehr unwahrscheinlich.
    • Unterforderung vermeiden.
      Das Potenzial des Kindes ergründen. Das Potenzial und das Lern- und Entwicklungstempo des hoch begabten Kindes wirklich zur Zufriedenheit des Kindes ausschöpfen.
    • „Rennstrecken“ zulassen.
      Eigene Vorbehalte überwinden, Eltern stärken und ermutigen, das Kind in seinem Entwicklungstempo nicht zu bremsen.
    • Eine begabungsfreundliche Zusammenarbeit mit der Grundschule aktiv anstreben.

Optimal ist, wenn erreicht wird, dass das gesamte Team einer Kindertagesstätte eine begabungsförderliche Haltung einnimmt.

Wichtig ist dabei auch, dass im Team fachliche Offenheit und kompetente Kommunikation herrschen. Aber selbst wenn nur eine Kollegin / ein Kollege gute Hochbegabtenförderung umsetzt, ist es ein großer Gewinn für hoch begabte Kinder.

 

Dieser Text wurde unter Mitwirkung der Kita Sedanstraße in Remscheid erarbeitet.

© Hanna Vock / Barbara Teeke 2005