von Hanna Vock

Es ist wichtig, die besonderen Interessen und die besonderen Spiel- und Lernbedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und ernstzunehmen.
Das bedeutet:
Hoch begabte Kinder haben besondere Spiel- und Lernbedürfnisse.
Wenn dreijährige hoch begabte Kinder neu in die Kita kommen, stellen sie sich häufig schon die Aufgabe, sich im neuen Lebensumfeld Kindergarten „richtig“ zu verhalten, so wie ein Kindergartenkind das eben tut. Das heißt, sie sind für längere Zeit möglicherweise nicht so sehr auf sich selbst und die Durchsetzung ihrer eigenen Bedürfnisse konzentriert, sondern beobachten ihre Umwelt und versuchen sich anzupassen.

Der Spagat zwischen dem eigenen Entwicklungsstand und dem beobachteten Tun der anderen gleichaltrigen Kinder gelingt dem Kind oft nicht von alleine, was dazu führen kann, dass es noch weniger von sich zeigt.

Das Erkennen der Spiel- und Lernbedürfnisse und der Interessen des Kindes erfordert also eine bewusste Anstrengung der Erzieherinnen.

Entscheidend dafür ist, auf der Basis von Beobachtungen und ersten Vermutungen eine Gesprächsbasis zum Kind aufzubauen.
Siehe: Die Erstbeobachtung und Beispiele für provozierende Beobachtungen.

Hilfreich, um ins Gespräch zu kommen, kann der Interessenfragebogen für den Kindergarten sein.

Manche hoch begabte Kinder zeigen dagegen ihre Interessen recht deutlich. Sie zeigen durch entsprechende erstaunliche Spielhandlungen oder verbale Äußerungen an, dass sie in ihrer Entwicklung, vielleicht insgesamt, vielleicht in Teilbereichen, deutlich weiter sind als die Gleichaltrigen.

Jetzt kommt es darauf an, wie genau die Erzieherinnen hinsehen und hinhören, um ein umfassendes Bild vom Kind zu gewinnen.
Ist es wichtig, auch das weit entwickelte Kind im Kindergarten weiter (angemessen) zu fördern? Oder können wir es getrost sich selbst überlassen und zulassen, dass es sich in seinen Lern-Erwartungen und in seinem Spielverhalten komplett anpasst?

Der Bildungsauftrag des Kindergartens gilt für alle Kinder gleichermaßen.

Das Eingehen auf die erkannten Bedürfnisse und Interessen des Kindes kann nicht nur für das Kind sehr belebend sein, sondern auch den Berufsalltag der Erzieherinnen enorm bereichern.

 

Datum der Veröffentlichung: Oktober 2012
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